Nach bewegenden Tagen beim FC Basel erzählt Luca Zuffi im Interview, was er von den Plänen der neuen Clubführung hält: «Ausgesprochen positiv – wenn man das denn so umsetzen kann.» Ausserdem schildert der 27-jährige Mittelfeldspieler, wie er die Trennung von Trainer Urs Fischer erlebt und berichtet vom Familienfrieden bei den Zuffis, der unter dem Cup-Aus des Vaters gegen seinen Sohn nicht gelitten hat.
Luca Zuffi, wie steht es um den Haussegen bei den Zuffis nach dem Cupspiel in Winterthur?
Da sieht es wieder gut aus. Ich war mit meinem Vater inzwischen Mittagessen, und er hat es verarbeiten können.
Konnten Sie sich denn mit Ihrem Vater einigen, ob es ein berechtigter Elfmeter für den FCB war, oder nicht? Der Trainer Dario Zuffi war unmittelbar nach dem Spiel jedenfalls sehr aufgewühlt und hat die Entscheidung des Schiedsrichters als «völlig erfunden» bezeichnet.
Nachdem ich die Szene noch einmal gesehen habe, ist es für mich noch immer ein schwierig zu pfeifender Penalty. Es gibt verschiedene Ansichten: Der Verteidiger geht mit gestrecktem Bein in den Zweikampf, es kann gefährlich werden, er trifft Marc Janko, aber auch den Ball. Ändern kann man es sowieso nicht mehr, und mein Vater hat es schnell abgehakt. Vielleicht ist es nicht mal schlecht, dass sich der FC Winterthur jetzt voll auf die Meisterschaft konzentrieren kann und darauf, nicht abzusteigen. Das ist schliesslich das Wichtigste.
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In diesem Zusammenhang wurde mal wieder leidenschaftlich über den Videobeweis diskutiert. Sind Sie Anhänger von neuer Technologie im Fussball zur Unterstützung der Schiedsrichter?
Wenn man etwas verbessern oder Fehler vermeiden kann, dann unterstütze ich das. Man muss natürlich berücksichtigen, dass es nicht zu lange Spielunterbrüche gibt und man muss überlegen, wie das finanziell machbar ist. Da braucht es eine gute Lösung.
In einer strittigen Szene wie in Winterthur tut einem der Videoschiedsrichter ein bisschen leid. Der steckt dann im gleichen Dilemma wie der Referee auf dem Platz.
In diesem Fall kann man es nicht richtig machen. Es wird immer die einen geben, für die es Foul war und die anderen, für die es eben keines war. In solchen Situationen bringt es wahrscheinlich nichts, da kann man nur noch mehr falsch machen.
In der Super League tut man sich auch aus finanziellen Gründen schwer, nur schon die technische Torlinienüberwachung einzuführen.
Und wie viele Fälle gibt es denn, in denen ein Schiedsrichter und seine Assistenten es nicht sehen, ob ein Ball im Tor war oder nicht? Es ist schon die Frage, ob es sich lohnt. Irgendwie gehören solche Geschichten auch zum Fussball. Aber es gibt krasse Fehlentscheidungen, die ein Spiel verfälschen können und in denen ein Videoschiedsrichter sehr hilfreich wäre.
Und wie wird hinterher im Mannschaftskreis darüber geredet? Dann, wenn die Tür zu und der Chef draussen ist?
Es ist nun mal so: Das ist das Fussballgeschäft. Es kann manchmal sehr schnell gehen. So eine Entscheidung liegt nicht in unserer Hand. Und jetzt sieht man natürlich Namen in den Zeitungen, die gehandelt werden. Für uns ist das nicht einfach, wir haben noch einige Spiele vor uns, zwei grosse Ziele, die wir erreichen wollen. Bis dahin läuft es wie bis anhin. Und auf die neue Saison muss man sich neu beweisen, Vollgas geben, damit man sich dem neuen Trainer zeigen kann.
Beeinträchtigt die Situation die Ziele? In der Meisterschaft kann ja nicht mehr viel schief gehen, im Cupfinal hingegen schon.
Das glaube ich nicht, und genau das hat Urs Fischer angesprochen: dass sich nichts verändern wird bis zum Saisonende, dass er voll durchziehen wird. Wir haben einen schönen Vorsprung in der Meisterschaft, und im Cupfinal gegen Sion wollen wir diesmal parat sein – anders als vor zwei Jahren.
Luca Zuffi: «Wer den Club führt, das entscheiden andere. Wir Spieler sind da, um Leistung zu bringen.» (Bild: Manuel Geisser)
Matias Delgado, Michael Lang oder Davide Callà hat man am Freitag vor einer Woche bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung gesehen. Hatten Sie kein Interesse, zu erfahren, wie die Geschicke bei Ihrem Arbeitgeber sich entwickeln?
Ich bin nicht angefragt worden, ob ich hingehe. Insofern war es kein Thema für mich.
Und was sagen Sie zum Wechsel an der Spitze?
Für uns Spieler tut das nichts zur Sache. Wir sind da, um Fussball zu spielen und Leistung zu bringen auf dem Platz. Entscheidungen, wer den Club führt, treffen andere.
Mit dem Abgang von Bernhard Heusler und Georg Heitz endet eine Ära, die als die erfolgreichste in die Clubgeschichte eingeht. Der Präsident und der Sportdirektor wirkten immer nahe an der Mannschaft. Wie haben Sie die beiden wahrgenommen?
Sehr nahe an der Mannschaft. Sie waren fast bei jedem Spiel dabei, haben mit den Spielern geredet und waren eine grosse Unterstützung. Wie die Neuen das machen werden, wird sich zeigen. Ich denke mal, dass sie das auf einem ähnlichen Weg fortführen.
Was auch gross verkündet wurde: Ein attraktiver Fussball soll gefördert werden, ein «moderner Fussball mit Siegeswillen und Strategie», wie es im Konzept von Bernhard Burgener und Marco Streller heisst. Das impliziert, dass es jetzt nicht so ist – eine mehr oder weniger versteckte Kritik an dem, was Ihr Team gegenwärtig bietet.
Ich habe das Gefühl, das ist eher auf die internationalen Spiele ausgelegt. In der Meisterschaft gewinnen wir ja fast jedes Mal. Natürlich sind auch weniger gute Leistungen darunter, Spiele, die zu wenig attraktiv waren. Aber ich verstehe die neue Führung eher so, dass wir international wieder etwas reissen sollen.
Was ist denn attraktiver Fussball in Ihren Augen?
Das bedeutet für mich, das Spiel zu dominieren, immer zu probieren, das Spiel von hinten aufzubauen – und natürlich viele Tore zu erzielen. Aber das machen wir ja eigentlich.
Der letzte Auftritt gegen YB war in dieser Hinsicht eher das Gegenteil – aber auch eine Ausnahme.
Wenn man so viele Punkte Vorsprung hat wie wir, dann kann man nicht so viel falsch gemacht haben. Und es ist halt so, dass die Gegner sich immer besser auf uns einstellen. Das macht es uns nicht einfacher, aber wir können auch mit einem schlechten Spiel gegen YB ein Unentschieden machen. Das zeigt dennoch die grosse Qualität in der Mannschaft.
Der neue Trainer wird ein kleines Wunder vollbringen müssen, um den Attraktivitäts- und Spektakelfaktor markant zu erhöhen.
So einfach lässt sich das nicht steigern. Aber es wird sich zeigen, ob wir eine Schippe oben drauf legen können.
Ist es nicht ein Widerspruch, international wieder etwas reissen zu wollen und gleichzeitig einen neuen Jugendstil auszurufen?
Das ist sicher so. Man kann natürlich nicht nur Junge bringen. Du musst eine gute Mischung finden aus erfahrenen Spielern, vielleicht auch aus Ausländern, und guten jungen Spielern, die nachkommen. Die Mischung macht es aus.
Herr Zuffi, wie wird es denn mit Marco Streller als Chef? Bis vor kurzem war er noch Ihr Kabinenkollege.
Als Spieler war er eine Respektsperson, für mich sowieso, der damals neu nach Basel gekommen war. Wie nahe er bei der Mannschaft sein wird, wird sich dann zeigen. Ich denke schon, dass ihm dieser Job liegt.
Ein anspruchsvoller Job.
Auf jeden Fall einer, bei dem man sehr viel zu tun und mehr Arbeitszeit hat, als ein Spieler. Zugute kommt ihm bestimmt, dass er sich hat einarbeiten können bei Georg Heitz.
Kann man als Spieler taxieren, ob ein Sportdirektor einen guten Job macht?
Schlussendlich zeigt sich das nach aussen auch nur an den Leistungen, die die Mannschaft bringt. Und ob ein Transfer einschlägt oder nicht. Insofern hat Georg Heitz, haben sie beim FCB schon einen sehr guten Job gemacht in den vergangenen Jahren.
Hat es einen Einfluss auf die Mannschaft, wie ein Sportchef daherkommt, intern und in der Öffentlichkeit?
Das ist schon wichtig. Auch wie man in den Medien auftritt. Aber da ist Marco erfahren genug, um zu wissen, wie man damit umgehen muss.
Georg Heitz hat sich ja eher auf die Zunge gebissen und die Mannschaft und vor allem einzelne Spieler öffentlich nicht getadelt, geschweige denn runtergeputzt, wenn es mal nicht lief.
Das ist eine gute Eigenschaft und auch ein Teil davon, warum der FC Basel so erfolgreich ist.
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Luca Zuffis Leistungsdaten der laufenden Saison: