«Viele Leute halten mich für einen Spion, weil ich Chinese bin»

Zur OSZE-Konferenz fanden sich auch die internationalen Medien ein. Wir konnten uns kurz mit dem chinesischen Reporter Tang unterhalten.

«Ich werde oft für einen Spion gehalten, weil ich Chinese bin.» Tang arbeitet für den chinesischen Staatssender CCTV. Vom Londoner Büro aus berichtet er über das Geschehen in Europa. (Bild: Matthias Oppliger)

Zur OSZE-Konferenz fanden sich auch die internationalen Medien ein. Wir konnten uns kurz mit dem chinesischen Reporter Tang unterhalten.

Im Medienzentrum der OSZE-Ministerratskonferenz war, abgesehen von inszenierten Fotogelegenheiten und choreographierten Statements, wenig los. Trotzdem fanden sich über 200 Journalisten aus aller Welt in Basel ein. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns mit einem chinesischen Kollegen über die Arbeit unterhalten.

Tang wird in Europa David genannt und ist seit bald 30 Jahren als Reporter in der ganzen Welt unterwegs. Im Moment ist er für den chinesischen Staatssender CCTV in London stationiert. Von dort aus deckt er das Geschehen in Europa ab. Er ist mit einer Assistentin und einem Kameramann nach Basel gereist.

Tang, mit welchem Ziel sind Sie nach Basel gekommen?

Wir sind vor allem wegen der Ukrainekrise hierher gereist. Wir wollten Interviews mit Vertretern Russlands, der Ukraine und England durchführen. Aber unsere Anfrage wurde abgelehnt.

Was machen Sie stattdessen?

Ich habe bereits zwei Beiträge nach Bejing geschickt. Im ersten ging es um die Eröffnungszeremonie. Mit dem zweiten Beitrag griffen wir die informellen Gespräche zwischen John Kerry und Sergei Lawrow auf.

Wie erleben Sie den restriktiven Zugang zu Informationen und Gesprächspartnern hier an dieser Konferenz?

In den vielen Jahren, die ich solche Veranstaltungen bereits abdecke, habe ich mich daran gewöhnt. Die Arbeit als Journalist ist in Europa viel härter und anspruchsvoller als zuhause in China.

Wie meinen Sie das?

Das Leben als Reporter in China ist sehr einfach. Man wird überall mit offenen Armen empfangen. Die Behörden zeigen einem alles, Interview-Anfrage werden selten abgelehnt und der Job ist garantiert.

In Europa ist die öffentliche Meinung über China sehr negativ geprägt. Behindert Sie das bei Ihrer Arbeit?

Klar, das schlechte Ansehen Chinas ist ein grosses Hindernis für mich. Viele Leute denken, ich sei ein Spion. Dabei bin ich ein ganz gewöhnlicher Reporter.

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