2010 mischte das Zürich Open Air die Schweizer Festivallandschaft auf, versank im Schlamm und legte 2011 eine Zwangspause ein. Jetzt wagt das jüngste unter den grossen Musikfestivals einen Neustart. Jeffrey Baumann klärt auf, was sich alles geändert hat.
Die erste Ausgabe des Zürich Open Airs überraschte mit Indie-Stars (Placebo, Belle & Sebastian) und aufstrebenden Bands wie The XX. 40’000 Besucher erschienen und tanzten im Schlamm. 2011 legte das Festival eine Pause ein. Warum?
Jeffrey Baumann: Nach der ersten Ausgabe sind wir nochmals über die Bücher gegangen und haben uns intensiv mit Verbesserungen befasst. Auch musste erst einmal eine Wiese gesäht werden, da ein Acker suboptimal für ein Festival ist.
Welche Lehren wurden gezogen? Welche Verbesserungen erwarten das Publikum?
Wir haben 2011 eine Wiese angesäht, da diese dem Wasser länger standhalten kann. Ausserdem haben wir sehr viel in das Festivalgelände investiert: Wir verlegen zum Beispiel einen 12 Meter breiten Holzboden vom Eingang quer durchs Gelände bis zu den grossen Bühnen. Im Food & Beverage Bereich haben wir ebenfalls einen Holzboden verlegt und wir bieten auch einen Non-Food Market Place mit Brunnen, ebenfalls mit Holzboden. Wir bieten auf dem ganzen Gelände wassergespülte Toiletten für alle Besucher, keine Toi Toi’s. Auch die ganze Signage haben wir auf dem Gelände durchgezogen, Zürich Openair 2012 soll auch für die Ambiance was hergeben.
Neu beginnt das Festival bereits am Donnerstag und dauert vier Tage. Was war der Beweggrund für diese rasche Expansion?
Es gab verschiedene Gründe, unter anderem auch das Routing der Headliner und weiterer Acts, die am Donnerstag spielen. Natürlich kann man die Infrastruktur über vier Tage auch besser amortisieren als über drei.
Positioniert sich das Zürich Open Air verglichen mit St. Gallen, Interlaken oder Gampel eher als Tagesfestival?
Ja, durch die direkte Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und unter anderem Nachtzügen des ZVV, deren Billette im Openair-Ticket inklusive sind, rechnen wir mit mehr Tagesbesuchern als Campierenden.
Zeitgleich finden unweit des Zürich Open Airs die Winterthurer Musikfestwochen statt, wo Franz Ferdinand, Get Well Soon oder Sigur Ros auftreten – Bands, die ein ähnliches Publikum ansprechen. Weshalb diese Überschneidung?
Franz Ferdinand hätten wir auch gerne bei uns gehabt. Die Winterthurer Musikfestwochen beweisen einen guten Geschmack. Den Zeitpunkt haben wir aber schon sehr früh gewählt. Fürs nächste Jahr werden wir das besser koordinieren.
Das Programm des Zürich Open Airs lässt die Herzen von Indie-Fans höher schlagen. Diesmal ist elektronische Musik etwas stärker gewichtet, die Mischung ausgewogener. Eine bewusste Programm-Entscheidung?
Die Elektro Acts sind vor allem in der Nacht programmiert. Auf den grossen zwei Openair-Bühnen spielen die Acts zum Beispiel am Freitag und Samstag bis 01:30 Uhr morgens, weitergespielt wird dann in dem grossen Dance Circus und in den Club-Tents bis morgens um 05:00 Uhr.
Die wohl grösste Sensation: Kraftwerk geben in Zürich eines von nur zwei Konzerten in Europa. Gerade auch weil sich die Düsseldorfer so rar machen, sind sie dermassen begehrt. Wie erhielten Sie den Zuschlag?
Wir hatten die Deutschen schon lange im Auge. Konkret wurde es, als die Band erste neue Tourdaten bekanntgab. Wir probierten es – und hatten Glück. Es gingen längere Verhandlungen voraus. Auch mussten wir einige technische Abklärungen machen wegen der komplexen 3D-Show von Kraftwerk, aber am Ende hat es geklappt und wir freuen uns sehr darauf.
Bei der ersten Ausgabe hoffte man auf 15’000 Besucher pro Tag. Ihre Erwartungen für 2012?
Ich erhöhe um 3’000 auf 18’000 Besucher pro Tag.