100’000 Franken aus dem Swisslos-Fonds flossen in das Projekt «14 Rooms», das die Art Basel zusammen mit der Fondation Beyeler und dem Theater Basel initiierte – für die Vermittlung, wie es offiziell heisst. Dabei wären Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit billiger zu erreichen.
Gross angekündigt wurde das Projekt «14 Rooms» seit Monaten. Eine Koproduktion von Art Basel, Fondation Beyeler und Theater Basel. Drei renommierte Veranstalter, 14 weltbekannte Künstler, 14 Performances. 14 Kojen in der Messehalle 3, eingerichtet von den Stararchitekten Herzog und De Meuron. Kuratiert wurde das Ganze von Hans-Ulrich Obrist, Schweizer Top-Kurator, und Klaus Biesenbach, dem Direktor des New Yorker Moma PS1.
Hui!, denken wir da und freuen uns als Kunstinsider auf diese wunderbare Show.
Jedoch: Performance ist eine Kunstgattung, die sich der breiten Masse schwer vermitteln lässt. Publikumsrenner sind rar, und wenn, dann sind es die skandalträchtigen, die wirklich Aufmerksamkeit erregen – wenn Marina Abramovic beispielsweise nackte Menschen zwischen zwei Türpfosten platziert. Kommerzielle Erfolge sind hier selten, und so mag es etwas erstaunen, dass die Art Basel als kommerzieller Anlass auf ein solches Pferd setzt.
100’000 Franken für die Vermittlung
Am 11. Februar 2014 gab die Regierung Basel-Stadt bekannt, dass sie das Projekt «14 Rooms» mit 100’000 Franken aus dem Swisslos-Fonds unterstütze. Einige hoben damals die Augenbrauen: Eine hochprofitable Messe wird unterstützt? Die «Schweiz am Sonntag» fragte beim Abteilungsleiter Kultur, Philippe Bischof, nach und erhielt zur Antwort, man unterstütze damit vor allem das «spezielle Vermittlungsprogramm für Schulklassen». Zudem werde «14 Rooms» bereits mehrere Tage vor der offiziellen Eröffnung der Art Basel zugänglich sein. «Die Kunstmesse präsentiert damit ein ergänzendes Angebot für ein lokales Publikum und öffnet sich für Besucher aus der Region.» Aussagen, zu denen Bischof auch heute noch steht.
Jetzt öffnet «14 Rooms» die Tore. Wer rein will in die Messehalle 3, muss dafür 18 Franken zahlen. Das entspricht ungefähr dem Eintrittspreis für eine Sonderausstellung in einem Schweizer Museum. Der Eintritt ist im Ticket für die Art Basel nicht inbegriffen – wer «14 Rooms» zusätzlich zur Messe sehen will, zahlt für beides im Kombiticket 55 Franken (die Art alleine kostet 45 Franken/Tag). Die Website, die das Projekt näher vorstellt, ist komplett in Englisch gehalten.
Jetzt öffnet «14 Rooms» die Tore. Wer rein will in die Messehalle 3, muss dafür 18 Franken zahlen.
Niederschwelligkeit und Vermittlung sehen anders aus. Es scheint, dass hier halt doch wieder ein spezialisiertes Publikum angesprochen werden soll. Das ist sehr schade, denn gerade im Moment zeigen künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum, wie Aufmerksamkeit erzielt werden kann: Dries Verhoevens Glaskasten, der im Rahmen von «Performacity» mitten auf dem Claraplatz steht, erzeugt gar eine enorm grosse Wirkung – und hätte Schulklassen genügend Diskussionsstoff und Workshopmaterial geboten – oder etwa nicht? In das mehrtägige Festival «Performacity» flossen übrigens beschauliche 8000 Franken aus dem Stadtbasler Swisslos-Fonds.
Publikumsnah – geht doch!
Auch im Rahmen der Art Basel waren Performances schon publikumsnäher platziert: Wir erinnern uns daran, dass solche auf dem Messeplatz stattfanden, im Rahmen des Sektors «Art Public». Diesen gibt es seit den Bauarbeiten am Messeneubau nicht mehr. Um diese Performances zu erleben, brauchte keiner ein Ticket, genauso wenig wie man heutzutage eines braucht für den «Art Parcours», der die «Art Public» ersetzt.
Die «14 Rooms» aber dürfen nur zahlende Besucher sehen – und Schulklassen, die an einem ganztägigen Workshop teilnehmen. Immerhin ist dieser kostenlos, dafür sorgen die grosszügigen Swisslos-Gelder. Trotzdem: Angesichts des sicherlich beträchtlichen finanziellen Aufwands, welcher in dieses namhafte Projekt gesteckt wurde, fragt man sich, ob nicht genügend Gelder für ein anständiges Vermittlungsprogramm vorhanden gewesen wären.
Warum nicht ein reduzierter Eintrittspreis oder gleich der Art Basel für ihren «Art Parcours» geben – das wäre transparent gewesen.
Für die 100’000 Franken hätte sich sicher ein Verwendungszweck gefunden, der tatsächlich der Öffentlichkeit zugute gekommen wäre. Ein reduzierter Eintrittspreis vielleicht? Oder hätte man das Geld lieber gleich der Art Basel für ihren «Art Parcours» gegeben, der dieses Jahr rund um die Rheingasse stattfindet? Das wäre wenigstens transparent gewesen, wenn auch mit dem Argument angreifbar, eine hochkommerzielle Veranstaltung sei kein Kandidat für eine Unterstützung. Aber auch ein Basel Tattoo erhält ja Swisslos-Gelder für seinen Umzug. Wie leger die Vergabe der Swisslos-Gelder ausgelegt wird, darüber haben wir bereits vor Monaten bereichtet.
Ein anderes Beispiel zeigt bereits, was sich mit städtischen Swisslos-Geldern auch machen lässt: Denn auch das Performance-Projekt der Kunstmesse «Liste» wird unterstützt – mit 15’000 Franken. Von den sieben gezeigten Performances sind fünf gratis und frei zugänglich an öffentlichen Plätzen.
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Die Ausstellungsbesprechung von «14 Rooms» folgt.