Mehr als zwei Milliarden Kosten für die Schweiz, mehrere Milliarden Profit für das olympische Komitee – und drei Wochen gigantischer Rummel in unseren Bergen: Das haben die Bündner Stimmberechtigten zum Glück abgelehnt.
Mit 53 Prozent Nein war der Entscheid der Bündner gegen Olympische Winterspiele in Davos und St. Moritz 2022 letztlich überraschend klar. Überraschend vor allem auch angesichts der krass ungleichen Spiesse: Die Promotoren der nur drei Woche dauernden Spiele kämpften mit mehreren Millionen Franken, mit der Unterstützung des mächtigen Zürcher Medienkonzerns Ringier und mit Hilfe des Schweizer Sportministers Bundesrat Ueli Maurer für den Anlass. Die Gegnerschaft im Kanton Graubünden hatte nicht mal 100’000 Franken zur Verfügung.
Absage an die Arroganz der Elite
Doch die viel Schwächeren haben sich durchgesetzt: Das Bündner Volk hat der lokalen und nationalen Elite, die sich mit den Spielen mitunter selber feiern wollte, eine klare Absage erteilt. Diese Elite hatte sich mit beachtlicher Arroganz aufgeführt: Sie hatte der betroffenen Bevölkerung vorgegaukelt, die Winterspiele seien in ihrem Interesse und nütze dem ganzen Kanton nachhaltig.
Sie hatte auf nationaler Ebene auch sofort eine Milliarde aus der Bundeskasse versprochen, und darüber hinaus noch unlimitierte Garantien, um sogenannte «Defizite» der Veranstaltung zu decken. Doch die einfachen Leute in den betroffenen Bergtälern hatten rasch gemerkt, dass sie von den gigantischen Spielen nichts haben würden. Und sehen erst recht nichts: Die Mächtigen und Reichen bleiben bei solchen Anlässen gut abgesichert durch Armee und Polizei immer mehr unter sich. Die Bevölkerung Graubündens wäre mit Olympia 2022 behandelt worden, wie einst die Einheimischen in Afrika, vor deren Hütten die Luxus-Geländewagen des Rennens Paris-Dakar in Staubwolken vorbeibrausen.
Absage an die Sport-Abzocker
Das Nein der Bündner ist eine klare Absage an derlei Arroganz. Aber auch an die Arroganz der Sport-Vermarkter vom Olympischen Komitee in Lausanne. Das IOC einigt sich mit der Führungsschicht der «Austragungsorte» regelmässig auf brutale Knebelverträge, welche den betroffenen Ländern und Städten Kosten in Milliardenhöhe aufbürden, während das Komitee Milliarden abkassiert – steuerfrei und intransparent.
Das Nein der Bündner war darum auch eine klare Absage an die Sport-Abzocker in Lausanne, welche immer höhere Milliardenbeträge von Sponsoren und aus Fernsehrechten in ihre Taschen stecken. Und es war nicht zuletzt auch eine Absage an die für viele undurchsichtige Kumpanei zwischen den Oympia-Promotoren und dem Medienkonzern Ringier, der in seinen Blättern rund um die Olympia-Kandidatur fast nur noch Propaganda betrieb, und kaum mehr seriösen Journalismus.
In den meisten Ländern können sich die Leute gegen derlei Machenschaften nicht wehren. In der direkt-demokratischen Schweiz hingegen schon. Die Bündnerinnen und Bündner haben diese Chance genutzt – und gesagt «ohne uns!» Die ganze Schweiz sollte ihnen dafür dankbar sein.