Selten sind sich Politiker über alle Parteien hinweg einig. Und wenn es um Kulturförderung geht, eigentlich nie. Doch beim Neubau der Kuppel war das so. Selbst eine Gruppe einflussreicher Zoo-Freunde, die lieber eine Tiergarten-Erweiterung wollte, hatte keine Chance gegen das Projekt für die Jugendkultur.
Aufbauarbeit und Durchhaltewille von Betreiber Simon Lutz hatten sich bezahlt gemacht. 1993 hatte er den Zelt- und Bretterbau übernommen. Im Zweijahrestakt musste er in der Folge auf eine Verlängerung der Betriebsbewilligung hoffen. Trotzdem gelang es ihm, die Kuppel stetig weiterzuentwickeln: Das ewige Provisorium wurde zum Nabel des Basler Nachtlebens.
2010 entschied die Stadt darum, dass die Kuppel in die Basler Kulturlandschaft zementiert gehört. Mit einer Umzonung des Geländes und einem Baurechtsvertrag über 30 Jahre wollte sie die Kuppel langfristig sichern. Als zusätzliches Engagement und Unterbau des Kultur-Neubaus sprach der Grosse Rat 1,7 Millionen Franken für Proberäume.
Acht Jahre später ist das Kuppel-Gelände eine Brache inmitten des frisch umgestalteten Nachtigallenwäldelis – obwohl anonyme Spenderinnen und Spender Bau und Betrieb des Veranstaltungsortes für nicht-kommerzielle Kultur mit sieben Millionen Franken finanzieren wollen.
Doch der Kuppel-Pionier Lutz ist nicht mehr am Drücker. Er wurde entmachtet von den Geistern, die er gerufen hatte. Denn mit der politischen und privaten Unterstützung kamen auch Forderungen, die sich nicht mit seinen Plänen deckten. Ein Novum nach 25 Jahren Alleinherrschaft.
Neue Baurechtsverträge böten die Chance, begangene Fehler diplomatisch zu korrigieren.
Mit dem Baurechtsvertrag hat der Platz-Pionier aber noch immer die Veto-Karte im Ärmel. Darum wird derzeit auf der Freiluft-Bühne statt Kultur ein Affentheater aufgeführt. Dieses Treiben freut wohl nicht einmal die «Freunde des Zoo». Noch ärgerlicher ist das paradoxe Patt für alle Befürworter eines Neubaus.
Weil die Zustimmung einzigartig einmütig war, kann man für einmal an die Politik appellieren, bei einem Kulturprojekt einzugreifen: Wenn man die Kuppel wirklich will, braucht es neue Baurechtsverträge. Das bietet die Chance, begangene Fehler diplomatisch zu korrigieren und dem Wunschprojekt nicht nur finanziell, sondern auch rechtlich ein solides Fundament zu legen.
Einfach wird das nicht. Doch schlimmer wäre eine Brache, die bis 2044 daliegt als Denkmal eines gescheiterten Kulturortes, der politisch gewollt und privat finanziert worden wäre.
Danach geht das Gelände gemäss alten Verträgen an den Zolli. Dann könnten im Nachtigallenwäldeli auf alle Zeiten die Affen ihr Theater aufführen.