Auf dem Gipfel und vor der Zäsur

Der FC Basel setzt mit fünf Meistertiteln hintereinander einen Meilenstein im Schweizer Fussball. Ein Teil des Erfolgsrezepts ist die Kontinuität, die in der Clubführung seit Jahren herrscht. Nun steht sie vor einer neuen Herausforderung.

Der FC Basel ist zum fünften Mal en suite Schweizer Meister. Der Himmel hängt für Rotblau voller Geigen.

Der FC Basel setzt mit fünf Meistertiteln hintereinander einen Meilenstein im Schweizer Fussball. Ein Teil des Erfolgsrezepts ist die Kontinuität, die in der Clubführung seit Jahren herrscht. Diese ist wie so oft im Moment des Erfolgs gefordert, einen Umbruch zu orchestrieren – und die Diskussionen um Trainer Murat Yakin.

Meister, Meister, Meister, Meister und noch mal Meister. Basel feiert, liegt sich in den Armen und versichert sich einmal mehr seiner Grösse als Fussball-Hauptstadt der Schweiz.

Nach der vierten Meisterschaft in Serie nun also die Fünfte, womit der FC Basel ein Alleinstellungsmerkmal hat. Rekordmeister ist nach wie vor der Grasshopper Club aus Zürich, das Kunststück aber, fünf Titel en suite zu holen, das ist seit 1898 und der ersten (inoffiziell) ausgespielten Meisterschaft (GC) noch keinem Club gelungen.

Dieser Meilenstein war das erklärte ganz grosse Ziel dieser Saison. Mehr als alles andere, mehr als die Europacupwettbewerbe und mehr als der verlorene Final um den Schweizer Cup. Der historische Eintrag ins Buch des Schweizer Fussballs, die Ära zwischen 2009/10 und 2013/14 wird als epochal beschrieben werden. Und nichts spricht derzeit dagegen, warum der fünften Meisterschaft nicht auch noch eine sechste oder eine siebte folgen sollte.

Der gewaltige Abstand zur Konkurrenz

Zu gewaltig ist der Abstand, vor allem der wirtschaftliche, zu den Konkurrenten in der Liga geworden. Den einmal mehr desillusionierten Young Boys oder dem FC Luzern ging früh die Luft aus, der FC Zürich war zwar immerhin das Team, das Basel zweimal schlagen konnte, aber auch nicht mehr, und bei den Grasshoppers, die dem FCB auf dem Spielfeld viermal mindestens auf Augenhöhe begegneten, ist gerade ein faszinierender Prozess der Selbstauflösung zu beobachten.

Mit der Direktqualifikation zur Champions League und den damit verbundenen garantierten zweistelligen Millioneneinnahmen für den FCB wird sich an den Kräfteverhältnissen so rasch nichts ändern. Am Ende des Jahres wird der FC Basel wieder einen Umsatz in Rekordhöhe vermelden, er wird seine Eigenkapitaldecke weiter ausbauen auf 40, vielleicht fast 50 Millionen Franken. Mit dem Powerhouse des Schweizer Fussballs vermag niemand Schritt zu halten.

Alles aus der guten Ausgangslage herausgeholt

Das Faustpfand für vergangene und künftige Erfolge ist die Clubspitze des FC Basel. Nicht dass sie dort alles besser wissen und können als bei der Konkurrenz. Aber Präsident Bernhard Heusler hat mit seinem Team auf einem gesunden Fundament weitergebaut, das unter seiner Vorgängerin Gigi Oeri geschaffen wurde.

Seit 2009 und der Trennung von Meistertrainer Gross wurde aus den grosszügigen Möglichkeiten alles herausgeholt: fünf Meistertitel, drei Cupsiege und eine ganze Reihe von spektakulären Transfergewinnen, von denen sich auch Sportdirektor Georg Heitz eine dicke Scheibe abschneiden kann. Ein Geheimnis der Erfolgsserie ist die Kontinuität in der kleinen Führungscrew.

Und dennoch: Auch beim FC Basel ist nichts vergänglicher als der Erfolg. Die nächste Zäsur steht bevor. Die Periode der Heimkehrer neigt sich dem Ende entgegen, die der grossen Identifikationsfiguren Huggel, Frei, Streller, die Generation der Eigengewächse mit Shaqiri, Sommer und Stocker, der ebenfalls vor einem Wechsel zu stehen scheint.

Der Trainer und der Club – es ist keine grosse Liebesgeschichte

Auch die Trainerfrage wird den FCB in der Sommerpause beschäftigen. Die alte Losung «Siegen oder Fliegen» gilt im Basler Grossunternehmen spätestens seit der Entlassung von Heiko Vogel nicht mehr. In Basel muss der Trainer mehr als siegen – er muss zum Beispiel mit dem gezeigten Fussball das anspruchsvolle Publikum unterhalten. Und er muss seine Spieler bei Laune halten, in dem er sie von dem überzeugt, was er tut.

Beides ist Yakin in dieser Spielzeit nur bedingt gelungen. Davon zeugen einerseits 20 (5 davon im Europacup) Unentschieden. Davon zeugt auch, dass in dieser Saison so viele Internas aus der intimen Zone der rotblauen Kabine in die Medien gelangt sind wie kaum einmal seit der Jahrtausendwende. Es ist keine grosse Liebe, die da entstanden ist zwischen dem Anhang, den Spielern und Murat Yakin.

Yakins Stil hat den FCB europäisch zweimal weit gebracht

Bleibt die Frage, wie die FCB-Führung darauf reagiert. Ist sie zufrieden mit dem resultat-orientierten Fussball, den Yakin spielen lässt? Schliesslich hat dieser abgebrühte Stil die Basler zweimal in Serie sehr weit in der Europa League gebracht. Das sind für den FCB wertvolle internationale Ergebnisse, mit denen er auf der Suche nach neuen Talenten hausieren kann.

Oder lässt sich die FCB-Spitze von der Sehnsucht von Teilen des Anhangs und auch der Spieler nach dem so genannt «schönen Fussball» treiben, trennt sie sich erneut von einem Meistertrainer und macht noch einmal «einen Vogel»?

In jedem Fall müssen die Basler aufpassen, dass die Position des Cheftrainers im Club nicht zu sehr geschwächt wird. Seit dem Abgang von Christian Gross wurde der Einfluss der FCB-Trainer im Verein massiv zurecht gestutzt. Das geht derzeit so weit, dass Yakin in der Öffentlichkeit praktisch permanent in Frage gestellt wird.

Eine Trennung – oder ein klares Statement für den Trainer

Will der FCB also weiter mit Yakin zusammen arbeiten, dann müsste Präsident Bernhard Heusler seinem Cheftrainer öffentlich und ohne Wenn und Aber den Rücken stärken. Die Aussage müsste lauten: Murat Yakin ist für uns der richtige Mann am richtigen Ort.

Die Chance dazu hätte der Club schon einmal gehabt, im Winter, als Yakins Vertrag so umgeschrieben wurde, dass er in jedem Fall bis Sommer 2015 läuft. Aber damals konnte sich der FCB nicht einmal zum Wort «Vertragsverlängerung» durchringen. Nein, «vorzeitige Vertragsanpassung» wurde der Vorgang damals genannt. Ein absoluter Vertrauensbeweis klingt anders.

Ohne diesen aber werden die Diskussionen um Yakin kaum einmal enden. In diesem Fall könnte es der Trainer selbst sein, der seinen Abgang forciert. Yakins Berater sind dem Vernehmen nach dabei, den europäischen Markt zu sondieren.

Und wer weiss, womöglich wäre ein Angebot für Yakin aus dem Ausland sogar die Lösung der Trainerfrage, auf die der FCB selbst insgeheim hofft.

_
>> Alles zum 17. Meistertitel im Überblick

Nächster Artikel