Der amtierende Sicherheitsdirektor will doch nicht ins Regierungspräsidium wechseln. Das ist kalkulierte Machtpolitik, die den Bruch mit dem bürgerlichen Bündnis offenbart.
Das schlechte Resultat vom Wahlsonntag hat Baschi Dürr böse erwischt. Nach der Wahlniederlage gab er den souveränen Verlierer, der sich bereits auf einen zweiten Wahlgang einstellte. Innerlich muss es den ambitionierten Polit-Profi aber zerrissen haben – so sehr zerrissen, dass er das Band gleich kappte, das die bürgerliche Männerfreundschaft zusammenhielt.
Denn Dürr setzt nun alles auf eine Karte: auf seine Rückkehr ins Justiz- und Sicherheitsdepartement, auf seinen Machterhalt, auf seine One-Man-Show, bei der alles aus dem Weg geräumt wird, was ihn vom Regierungsrat abhalten könnte. Und das ist jetzt sein Ex-Kumpel, der SVP-Kandidat Lorenz Nägelin, der eigentlich Dürrs Posten – das frei werdende Sicherheitsdepartement – hatte übernehmen wollen.
Für die SVP ist Dürrs Rückzug vom Präsidiums-Wahlkampf ein Debakel.
Der Alleingang von Dürr ist kalkuliert. Am Sonntag gab sich der FDPler noch kampfeslustig. Er freue sich auf mehr Inhalte im Rennen um das Regierungspräsidium, sagte er zwanzig Minuten nach der Nichtwahl. Am Abend in der Bar Rouge, wo sich die Bürgerlichen nach der Wahlschlappe versammelten, kam dann die Erkenntnis: Ich bin allein in diesem Wahlkampf.
Da muss Dürr auch keine Rücksicht mehr auf frühere Scheinfreunde nehmen und kann über die Köpfe der Bündnispartner hinweg seinen Alleingang planen. Die SVP wurde von seinem Rückzug bloss noch in Kenntnis gesetzt – echte Freundschaft sieht anders aus.
Für die SVP ist Dürrs Rückzug ein Debakel. Ihr Mann, der stets seine Führungserfahrung als Rettungssanitäter in den Vordergrund stellte, muss nun entweder den Baudirektor attackieren oder doch noch das Präsidium anvisieren – beides praktisch chancenlose Unterfangen.
Das Präsidium war für Dürr erst alles, und plötzlich ist es nichts mehr wert?
Dürr mag das wenig kümmern. Der Bruch mit dem Bündnispartner wird ihm wenig schaden. Das Bündnis mit der SVP brachte ihm ohnehin nichts – nicht einmal das Wohlwollen der SVP-nahen «Basler Zeitung», die an vorderster Front eine Kampagne gegen ihn fuhr.
Der Rückzug aus dem Präsidiumswahlkampf ist deshalb die logische Folge des kollabierenden Zweckbündnisses Viererticket. Dürr will nicht für ein Amt kandidieren, bei dem er erst einmal hinten anstehen muss. Er konzentriert sich aufs Wesentliche: auf den Erhalt seines Sitzes.
Für den Wähler ist die Kehrtwende unglaubwürdig. Das Präsidium war für Dürr erst alles, und plötzlich ist es nichts mehr wert? Und die bürgerlichen Freunde, die im Wahlkampf alles waren, werden auf einmal übergangen? Es wird schwierig, das den Wählern zu erklären.
Auch wenn Dürr am 27. November die Wiederwahl schafft, seine Glaubwürdigkeit bleibt beschädigt.