Mit dem neuen VR-Präsidenten Jörg Reinhardt, dem Pharmakonzern seit den Achtzigerjahren verbunden, ist bei Novartis mehr Augenmass eingekehrt. Die an der GV abgesegneten Managersaläre sind immer noch hoch, aber nicht mehr exorbitant.
Premiere an der Novartis-Generalversammlung: Erstmals durften in der St. Jakobshalle die Eigentümer des Pharmakonzerns über die Bezüge von Verwaltungsrat und Managern abstimmen – konsultativ und nicht bindend, wie es in der Traktandenliste ausdrücklich heisst, aber selbstverständlich zustimmend.
Danach beziehen die elf Verwaltungsratsmitglieder zwischen der GV 2014 und der GV 2015 insgesamt 8,02 Millionen Franken Vergütung, 60 Prozent weniger als noch vor zwei Jahren. Davon bekommt VR-Präsident Jörg Reinhardt 3,8 Millionen, je zur Hälfte in bar und in Aktien. Die zwölfköpfige Geschäftsleitung bekommt für das abgelaufene Geschäftsjahr insgesamt 67,7 Millionen Franken, 8,6 Prozent mehr als für das Jahr 2012 und etwa gleich viel wie für das Jahr 2011. CEO Joseph Jimenez bezieht davon 13,22 Millionen.
«Abzocker»-Initiative hat Folgen
Eigentlich war das auch gar nicht die Premiere, sondern die Generalprobe – und zwar als direkte Auswirkung von Thomas Minders «Abzocker»-Initiative. Die wurde nämlich in Gestalt der «Verordnung gegen übermässige Vergütungen bei börsenkotierten Unternehmen» umgesetzt, die seit dem 1. Januar in Kraft ist und bis zu den Generalversammlungen des Jahres 2015 ihren Niederschlag in den Unternehmensstatuten finden muss.
Weil der Titel dieser Verordnung ein bürokratisches Wortungetüm ist, hat man ihr die niedliche Kurzform «VegüV» verpasst. Auch die Verordnung selbst ist ein Ungetüm: Sie umfasst 33 Artikel und beansprucht 13 Seiten. Dennoch lässt sie manches offen, was nun in den Statuten der Unternehmen geregelt werden muss. Die Novartis will dies an der GV des nächsten Jahres unter Dach bringen.
Bei der Novartis hat ein neues Zeitalter begonnen.
Klar wurde aber schon an der diesjährigen GV, dass bei der Novartis ein neues Zeitalter begonnen hat. Präsident Jörg Reinhardt bezieht mit 3,8 Millionen Franken nur noch einen Drittel des Präsidentensalärs, das sein Vorgänger Daniel Vasella einstrich, und knapp zehn Prozent der Bezüge, die dieser in seiner Doppelfunktion als Präsident und CEO verbuchen konnte.
Auch der heutige CEO Joe Jimenez bewegt sich mit seinem Gesamtsalär im Rahmen vergleichbarer Kollegen auf dem globalen Managerspielplatz. Und er setzt ein Zeichen: Auf 1,8 Millionen Bonusfranken verzichtet er, obwohl er alle ihm vom Verwaltungsrat gesetzten persönlichen Leistungsziele mindestens erreicht hat – weil der operative Ertrag, gemessen in der Konzernwährung Dollar, um ein Prozent zurück gegangen ist.
Angesichts der immer noch stolzen Höhe der Spitzensaläre bei Novartis – und der Geschäftszahlen zu konstanten Wechselkursen – mag die zur Schau gestellte Zurückhaltung der beiden Topkader ein wenig unnötig und eher symbolisch wirken. Ein wohltuendes Zeichen ist sie nach dem gierigen Jahrzehnt allemal.