Der neue Präsident: Nicht Mäzen, sondern Unternehmer

Bernhard Burgener will als Präsident den FC Basel nicht auf den Kopf stellen, aber redimensionieren und nach seinen Vorstellungen inspirieren. Und wenn der Club Gewinn abwirft, will er daran partizipieren. Die Mitglieder des FCB machen ihm mehrheitlich den Weg frei dafür.

Der designierte Praesident des FC Basel Bernhard Burgener nach der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des FC Basel in der St. Jakobshalle in Basel am Freitag, 7. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Erst mal sacken lassen. Das hat Marco Streller, der designierte neue Sportchef des FC Basel, am späten Freitagabend mehrfach wiederholt. Ein bisschen ergriffen wirkte er schon, der ehemalige Teamcaptain und Held der jüngeren Basler Fussballgeschichte. Und jetzt, da es losgehen kann, entfacht Streller noch immer jenen sprudelnden Enthusiasmus, den er auch als Spieler lebte. Er ist Feuer und Flamme für die neue Herausforderung – und damit die emotionale Ergänzung zum kühlen, überlegten Kopf, als der sich Bernhard Burgener präsentiert.

Dass der FC Basel in Bernhard Heusler nicht nur den erfolgreichsten Präsidenten seiner Clubgeschichte verliert, sondern auch einen brillanten, schlagfertigen Rhetoriker und straffen Versammlungsleiter, wurde noch einmal deutlich, als er vor über 2500 Menschen in der St. Jakobshalle durch die jüngere Erfolgsstory galoppierte. Und stolz ist Heusler darauf, dass er – nach einer Werbeoffensive um Vereinsmitglieder – vor einer Rekordzahl an Versammlungsteilnehmern über die Zukunft ihres Clubs abstimmen lassen konnte.

Das war Heuslers Versprechen, das hat er eingelöst.

Bernhard Burgeners Konzept als PDF

Und eine unverhohlene Ansage machte Burgener den Mitgliedern auch: Wirft die FC Basel 1893 AG Gewinn ab, dann will er künftig – von maximal der Hälfte dieses Gewinns – eine Dividende ausschütten. 25 Prozent davon gingen an den Stammverein und 75 Prozent an Burgener und die Kleinaktionäre der Holding. Eine Dividendenausschüttung gab es bisher nicht, sie ist Burgeners gutes Recht, sie bedeutet aber auch einen Paradigmenwechsel.

Die Garantie

Das wichtigste für die Mitglieder des FCB ist jedoch, dass Burgener den Aktionärsbindungsvertrag erneuert. Und somit weiterhin mit der Holding jene Defizitgarantie für die FC Basel 1893 AG leistet, für die dieses Konstrukt einst geschaffen wurde. Als der FC Basel kein Vermögen von 60 Millionen besass, 22 in der Holding, 38 samt Rückstellungen im Profibetrieb. Und ausserdem stille Reserven über in der Bilanz abgeschriebene Transferwerte von Spielern in ähnlicher Dimension. Burgener, was Zahlen anbelangt offensichtlich ein mit allen Wassern gewaschener Kaufmann, kann da in seinem Businessplan bis 2020 zunächst einmal aus dem Vollen schöpfen.

https://tageswoche.ch/sport/mitglieder-nehmen-bernhard-burgeners-konzept-an-er-kann-die-aktien-von-heusler-und-co-erwerben/

Dass die Mitglieder eines schönen Tages erneut darüber mitbestimmen können, wenn es um einen Weiterverkauf von Burgeners Aktienmehrheit an der Holding geht, diese Zusage wollte Burgener der Versammlung nicht bedingungslos geben: Darüber sei gesprochen worden, sagte er, und: «Das kann ich mir durchaus vorstellen.»

Die fehlenden Puzzleteile

Der Rest ist blumig und noch ein bisschen schwammig, muss es wohl auch sein in einer Phase, in der Burgener & Co. erst richtig loslegen können. Abzusehen ist, dass Burgener mit seinen zahllosen Mandaten für das tägliche Geschäft beim FCB eine Figur als CEO einsetzt. Das hat ihm das Gremium, das sein Konzept geprüft und für gut befunden hat, auch so ans Herz gelegt.

Bernhard Burgeners Präsentation als PDF-Dokument

Die Gruppe, für die Professor Daniel Schreier der Versammlung berichtete, betrachtet das sogar als «entscheidendes Puzzleteil» im Organigramm. Darin finden sich neben Burgener und Streller im Moment neu Massimo Ceccaroni als Nachwuchsleiter, Alex Frei, der U15-Trainer bleibt, steht für «Strategie» und Martin Blaser für das Marketing. Ansonsten gibt es noch viele leere Stellen im Führungsmuster.

Die neue Clubfuehrung des FC Basel mit Massimo Ceccaroni, Bernhard Burgener, Marco Streller und Alex Frei, von links, nach der Abstimmung an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des FC Basel in der St. Jakobshalle in Basel am Freitag, 7. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Die neue Clubführung, wie sie sich bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung des FC Basel in der St. Jakobshalle nach der Abstimmung präsentierte (von links): Massimo Ceccaroni, Bernhard Burgener, Marco Streller und Alex Frei. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Nebst Schlagwörtern wie «Identifikation mit Rotblau» und Parolen wie «wir wollen Helden schaffen und Basler Idole» oder «Fans sind mir wichtiger als Spieler» (Burgener) finden sich im Konzept der neuen Crew auch wilde Ideen. Mit «drei, vier internationalen Top-Clubs» gedenkt der FC Basel künftig zusammenarbeiten zu wollen. Und Bayern München ist Burgener ein leuchtendes Beispiel in der Hinsicht, dass ein Club von Leuten geführt werden müsse, die aus der Branche kommen. Er sagt aber auch: «Nicht jeder Fussballer ist ein guter Manager.»

Der Vertrauensvorschuss

Das alles muss man wahrscheinlich tatsächlich erst einmal sacken lassen. Aber ab jetzt geht es, wie Marco Streller sagt, «mit Vollgas los». Und Burgener will derjenige sein, der sich einerseits auf das Kaufmännische konzentriert («nicht mehr ausgeben als man einnimmt») und seine Mitarbeiter inspiriert. Auch wenn etliche Fragen offen bleiben, etwa jene nach dem Trainer: Von den Mitgliedern des FC Basel hat die neue Führungscrew mit 83 Prozent Zustimmung einen ersten, grossen Vertrauensvorschuss erhalten.

In einer ersten Version wurde beschrieben, dass Dividende in der FC Basel Holding AG ausgeschüttet werden soll. Richtig ist jedoch, dass es sich um eine Dividendenausschüttung der FC Basel 1893 AG handelt.

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