Das üble Benehmen von Nick Kyrgios muss zurückgebunden werden. Es darf nicht sein, dass ein Tennisspieler solche Beleidigungen erdulden muss wie Stan Wawrinka gegen den Australier.
Es gab in den letzten Jahren immer mal wieder prominente Zwischenrufer, denen das moderne Tennisgeschäft zu langweilig, spröde und farblos erschien. Zu streng sei das Regelwerk, zu einengend das Paragrafendickicht, um den Stars und Sternchen der Szene eine freie Entfaltung und vielleicht auch den einen oder anderen Aufreger zu ermöglichen. Fast immer wurde dann nostalgisch zurückgeblickt auf die wilderen Zeiten, mit McEnroe, Connors und Co.
Der Australier Nick Kyrgios, 20 Jahre alt und unbestritten eins der grössten Talente der Szene, muss den etwas platten Ruf nach neuen Charakterköpfen gründlich missverstanden haben. Oder steckt hinter seinem notorischen Fehlverhalten etwa zynisches Kalkül, nach dem Motto: Besser schlimme Schlagzeilen als gar keine Schlagzeilen.
Der Zuruf von Kyrgios gegenüber Stan Wawrinka in einer netten Übersetzung: «Kokkinakis hatte Sex mit deiner Freundin.»
Fakt ist: Nach den skandalträchtigen Auftritten in Wimbledon, die gut und gerne auch zu einer Disqualifikation und harten Sanktionen hätten führen können, aber mit falscher Toleranz quittiert wurden, hat der junge Mann aus Down Under nun mit seinen Beschimpfungen und fiesen Sticheleien gegen Stan Wawrinka eine neue Grenze des schlechten Benehmens überschritten (Link zum Matchbericht und dem Hintergrund).
Die üble Stichelei im Wortlaut:
What was said I wouldn’t say to my worst enemy. To stop so low is not only unacceptable but also beyond belief.
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 13. August 2015
Die ATP, die ihre hoffnungsvollen Talente schillernd promotet und gern verhätschelt, ist dringend gefordert, im Fall Kyrgios einzuschreiten. Mit Strafen, die wehtun. Und mit der Ankündigung noch härterer Strafen, falls sich Kyrgios‘ Verhalten nicht ändert.
Die Spielerorganisation muss schon deshalb auf den Plan treten, um Kyrgios nicht nur vor sich selbst zu schützen, sondern auch, um die Spieler zu schützen, gegen die der Bad Boy antritt. Das Regelwerk ist keine Verfügungsmasse, sondern dazu da, umgesetzt zu werden. Auch und gerade gegen Spieler, von denen man annimmt, dass sie einmal eine herausragende Rolle in der Tenniszukunft spielen werden.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Tennis soll spannungsgeladen, feurig, dramatisch, lebendig und auch kontrovers sein. Aber Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie gehören nicht auf den Court, heute genauso wenig wie in allen anderen Epochen dieses Sports.
There is no need for this kind of behaviour on or off the court and I hope the governing body of this sport does not stand…
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 13. August 2015
… for this and stands up for the integrity of this sport that we have worked so hard to build.
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 13. August 2015
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Die ATP muss eingreifen – erst recht, wenn Kyrgios nicht mal eine Entschuldigung über die Lippen geht oder ein Zeichen von Reue, wie dieses Video zeigt: