Die ATP muss die falsche Toleranz beenden

Das üble Benehmen von Nick Kyrgios muss zurückgebunden werden. Es darf nicht sein, dass ein Tennisspieler solche Beleidigungen erdulden muss wie Stan Wawrinka gegen den Australier.

Sollte sich einfach häufiger auf die Lippe beissen, statt ausfallend zu werden: Der Australier Nick Kyrgios fiel erneut durch unangebrachte Zwischenrufe auf, dieses Mal traf es Stan Wawrinka.

(Bild: PAUL CHIASSON)

Das üble Benehmen von Nick Kyrgios muss zurückgebunden werden. Es darf nicht sein, dass ein Tennisspieler solche Beleidigungen erdulden muss wie Stan Wawrinka gegen den Australier.

Es gab in den letzten Jahren immer mal wieder prominente Zwischenrufer, denen das moderne Tennisgeschäft zu langweilig, spröde und farblos erschien. Zu streng sei das Regelwerk, zu einengend das Paragrafendickicht, um den Stars und Sternchen der Szene eine freie Entfaltung und vielleicht auch den einen oder anderen Aufreger zu ermöglichen. Fast immer wurde dann nostalgisch zurückgeblickt auf die wilderen Zeiten, mit McEnroe, Connors und Co.

Der Australier Nick Kyrgios, 20 Jahre alt und unbestritten eins der grössten Talente der Szene, muss den etwas platten Ruf nach neuen Charakterköpfen gründlich missverstanden haben. Oder steckt hinter seinem notorischen Fehlverhalten etwa zynisches Kalkül, nach dem Motto: Besser schlimme Schlagzeilen als gar keine Schlagzeilen.

Der Zuruf von Kyrgios gegenüber Stan Wawrinka in einer netten Übersetzung: «Kokkinakis hatte Sex mit deiner Freundin.»

Fakt ist: Nach den skandalträchtigen Auftritten in Wimbledon, die gut und gerne auch zu einer Disqualifikation und harten Sanktionen hätten führen können, aber mit falscher Toleranz quittiert wurden, hat der junge Mann aus Down Under nun mit seinen Beschimpfungen und fiesen Sticheleien gegen Stan Wawrinka eine neue Grenze des schlechten Benehmens überschritten (Link zum Matchbericht und dem Hintergrund).

Die üble Stichelei im Wortlaut:


Die ATP, die ihre hoffnungsvollen Talente schillernd promotet und gern verhätschelt, ist dringend gefordert, im Fall Kyrgios einzuschreiten. Mit Strafen, die wehtun. Und mit der Ankündigung noch härterer Strafen, falls sich Kyrgios‘ Verhalten nicht ändert.

Die Spielerorganisation muss schon deshalb auf den Plan treten, um Kyrgios nicht nur vor sich selbst zu schützen, sondern auch, um die Spieler zu schützen, gegen die der Bad Boy antritt. Das Regelwerk ist keine Verfügungsmasse, sondern dazu da, umgesetzt zu werden. Auch und gerade gegen Spieler, von denen man annimmt, dass sie einmal eine herausragende Rolle in der Tenniszukunft spielen werden.

Damit kein Missverständnis aufkommt: Tennis soll spannungsgeladen, feurig, dramatisch, lebendig und auch kontrovers sein. Aber Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie gehören nicht auf den Court, heute genauso wenig wie in allen anderen Epochen dieses Sports.

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Die ATP muss eingreifen – erst recht, wenn Kyrgios nicht mal eine Entschuldigung über die Lippen geht oder ein Zeichen von Reue, wie dieses Video zeigt:

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