Die Klybeckstrasse zeigts der Stadt

Gefährliches und schäbiges Kleinbasel? Zeit, dass diese Legende stirbt. Die Klybeckstrasse ist das beste Beispiel dafür, was dieses Quartier wirklich kann.

Gefährliches und schäbiges Kleinbasel? Zeit, dass diese Legende stirbt. Die Klybeckstrasse ist das beste Beispiel dafür, was dieses Quartier wirklich kann.

Die Klybeckstrasse ist ein Wunderding. Kilometerlang durchschneidet sie das Matthäusquartier. Sie ist Pflanzblätz findiger Lifestyle-Beizer, Ausgangsecke und Wohnstrasse in einem.

Und das im Glaibasel. In der Ecke, die zu oft noch als «Bad Boy» der Basler Quartiere gilt: schummriger Sündenpfuhl verlotterter Gestalten mit krimineller Energie, Hort der Prostituierten, Dealer, Junkies. Doch das ist Quatsch. Selbst der Kügeli-Dealer an der Ecke hat mehr Angst davor, erwischt zu werden, als Sie je Angst vor ihm haben müssen.

Labor und Exempel in einem

Es ist dem deutlich schwächeren Aufwertungszwang des Kantons zu verdanken, dass die Klybeckstrasse einer der dynamischsten Flecken dieser Stadt ist. Die Meile ist Labor und Exempel in einem: Labor für ein sozial bewusstes Unternehmertum neben Kebab-Stand, Café-Kiez und Hausmannskost. Und Exempel dafür, dass es nicht Boulevard-Ausbau und stilvolle Steinplatten sind, die Leben in einen Stadtteil bringen. Sondern Menschen, die sich wohlfühlen.

Und das tun sie. Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel fühlt sich in der Klybeckstrasse sicherer als etwa im St. Johann, wie sie Redaktor Marc Krebs beim Ortstermin sagte. Hier wisse sie, dass jederzeit Hilfe zur Stelle sei, wenn etwas passiere: Wo es Menschen habe, werde zueinander geschaut. Wenn in einem Quartier allerdings Totenstille herrsche, steigt das Unbehagen, wenn man hinter sich den Klang von Schritten vernimmt.

Ist der Ruf erst ruiniert, entwickelt es sich ungeniert

Vom «Bad Boy»-Image bleibt da vor allem die Sexiness übrig. Die umso attraktiver ist, wenn sich darin noch warme Gastfreundschaft und pulsierendes Leben offenbaren. Das ist die Klybeckstrasse 2015: Der Raum seiner Bewohner und Unternehmer. Denn ist der Ruf erst ruiniert, entwickelt es sich ungeniert.

Das Wunderding, der ellenlange Pflanzblätz zeigt: Ein pulsierendes Stadtleben kommt nicht auf Geheiss oder nach Konzept aus der Verwaltung. Das Leben kommt mit dem Gestaltungswillen der Menschen, die dort leben.

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