Ein ziemlich verschwommener Blick in die Energiezukunft

Bundesrat und Elektrizitätsdachverband zeichnen Szenarien bis ins Jahr 2050. Vieles bleibt dabei unklar. Klar ist nur, dass die Verfasser der Studien sich keine Sorgen machen müssen.

Bundesrat und Elektrizitätsdachverband zeichnen Szenarien bis ins Jahr 2050. Vieles bleibt dabei unklar. Klar ist nur, dass die Verfasser der Studien sich keine Sorgen machen müssen.

Prognosen und Szenarien über die Energiezukunft haben Konjunktur, seit die Atomkatastrophe in Japan den Atomausstieg in der Schweiz einleitete. Dabei blicken die Propheten weit voraus: Sowohl die Energiestrategie des Bundesrates als auch die neusten Szenarien des Elektrizitäts-Dachverbandes VSE sagen uns präzis voraus, wie viel Strom Wirtschaft und Haushalte im Jahr 2050 wie produzieren und wie verbrauchen werden, wenn wir diese oder jene Politik machen.

Bis die Glocken das Jahr 2050 einläuten, dauert es noch 38 Jahre. 2050 liegt damit gleich weit vor uns wie das Jahr 1974 hinter uns. Hätten Sie 1974 geahnt, dass wir im Jahr 2012 auf der Schiene mit 200 Stundenkilometer durchs Mittelland brausen, mobil telefonieren und im Internet surfen? Oder das die energieintensive Aluminiumindustrie im Wallis ihre Öfen 2012 stillgelegt haben wird?

Niemand kann heute sagen, wie die Stromversorgung im Jahr 2050 aussehen wird. Auch die Annahmen, die den verschiedenen Szenarien zu Grunde liegen, stehen auf tönernen Füssen. Sicher ist nur eines: Die Entwicklung wird nie so linear verlaufen, wie sie die Verfasser der Szenarien vorzeichnen. Denn die zukünftige Stromversorgung hängt von der realen Entwicklung der Politik und des Marktes ab. Politik und Markt wiederum sind unzuverlässige Begleiter auf dem Weg in eine ferne Zukunft. Denn sie agieren und reagieren widersprüchlich und immer kurzfristiger. Davon zeugen gerade die Beschlüsse zur Atomenergie im In- und Ausland, die seit Jahren zwischen Ausstieg, Moratorium, Wiedereinstieg und Wiederausstieg schwanken. Auch beim Umstieg auf alternative Energie dominiert Unsicherheit. Davon zeugt der wirtschaftlichen Aufstieg und Niedergang der Gaskraftwerke ebenso wie Boom und Pleiten in der Solarindustrie.

Sicher können sich nur die Verfasser der Szenarien fühlen. Denn wenn die Resultate 38 Jahre später nicht halten, was sie versprochen haben, befinden sie sich im Altersheim oder auf dem Friedhof. Dort wird sie niemand mehr auf ihre früheren Papiere behaften.

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