Von neun auf acht Franken kürzen Parlament und Regierung die Tagespauschale für Asylsuchende. Kinder im Alter zwischen sechs und sechzehn Jahren erhalten künftig sieben statt acht Franken am Tag. Dazu kommt ein Franken Taschengeld pro Person. Damit müssen Asylsuchende ihr Essen kaufen, ihre Tampons, ihre Windeln, ihr Handy, ihre Mobilität.
Damit wird laut SVP-Sozialdirektorin Franziska Roth ein Beitrag der Asylsuchenden an die Sanierung des Haushalts eingefordert. Dieser war jahrelang im Gleichgewicht, bis der Aargau eine Serie von Steuersenkungen beschloss. Der Nutzen der ideologisch motivierten Senkungen war gleich Null, weder liessen sich zahlungskräftige Einwohner anlocken noch neue Unternehmen. Doch die Folgen dieser verantwortungslosen bürgerlichen Finanzpolitik sind immens.
Das zeugt nicht nur von fehlendem Respekt, da fehlt es an Achtung vor dem Menschen grundsätzlich.
Die Entscheidung, die bereits rekordtiefen Unterstützungsansätze bei Asylsuchenden weiter zu senken, ist an Zynismus kaum zu überbieten. SVP-Grossrätin Tanja Primault sagte tatsächlich: «Wenn ich mich zwischen Essen und einem Kursbesuch entscheiden müsste, könnte ich ja die Strecke zu Fuss zurücklegen.» Eine Wahl, welche die Sekundarlehrerin aus Laufenburg in ihrem Leben kaum einmal getroffen haben dürfte.
Sind das christliche Werte?
Die Kürzung der Ansätze auf acht Franken am Tag zeugt nicht nur von fehlendem Respekt gegenüber Schutzsuchenden, da fehlt es auch an Achtung vor dem Menschen und der Menschlichkeit grundsätzlich. Mitgetragen wurde die Entscheidung übrigens von der CVP, jener Partei, die sich neuerdings wieder auf christliche Werte beruft.
Asylsuchenden und ihren Familien wird jede Chance genommen, sich zu integrieren, später eine Arbeitsstelle zu finden, sich halbwegs gesund zu ernähren – ein würdiges Leben zu führen. Was im Aargau passiert, ist eine Schande, die über die Kantonsgrenzen hinausreicht: In einem der reichsten Länder der Welt sollten Menschen nicht gezwungen sein, zwischen Shampoo und Mehl abzuwägen.