Am Sonntag finden von 14 bis 22 Uhr im Basler Rhypark Mixed-Martial-Arts-Kämpfe statt. Die Kampfsportart ist als äusserst brutal verschrien. Unser Autor war selbst MMA-Kämpfer – und schreibt hier gegen das schlechte Image an.
Aus der Perspektive eines ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Sportlers muss ich an dieser Stelle einräumen, dass die MMA in der Schweiz an einem Imageprobleme leiden. Dies hängt unter anderem mit ihrer Darstellung in den Medien zusammen: Die Titel der bisher einzigen beiden Berichte des Schweizer Fernsehens sprechen für sich: «Sportler oder Schläger?» und «Fördert Kampfsport Jugendgewalt?»
Menschen ohne Bezug zu den MMA glauben oft, dass es sich bei solchen Wettkämpfen um wüste Prügeleien ohne Regeln handle. Assoziationen mit Gladiatorenkämpfen oder dem Film «Fight Club» scheinen unumgänglich, wenn sich die einzigen Eindrücke des Sports aus sensationsgeilen Fernsehreportagen und Youtube-Clips mit den verheissungsvollen Überschriften wie «Most brutal MMA KOs» speisen. Die starke Reglementierung und die hohen technischen Anforderungen dieses Kampfsports gehen dabei völlig unter.
Die Gesundheit der Kämpfer steht im Vordergrund
Jede erdenkliche Art von Schlag und Hebeltechnik ist im Regelwerk eines MMA-Verbands protokolliert. Die Gesundheit der Kämpfer steht im Vordergrund. Ein Kampf wird auch in der höchsten Liga sofort vom Ringrichter abgebrochen, sobald einer der Kontrahenten sichtlich angeschlagen ist. Das ist ein bedeutender Unterschied zum Profi-Boxen, wo Kämpfer in manchen Fällen über 12 Runden im Halbdelirium aufeinander eindreschen dürfen, um dem Publikum einen spektakulären Knock-out zu liefern.
Weiter ist die Gefahr von Folgeschäden deutlich geringer als beim Boxen oder Thaiboxen. Es geht im MMA nicht darum, um jeden Preis den Kopf des Gegners möglichst hart zu treffen. Im Bodenkampf (wo die Kämpfe meist entschieden werden) gibt es diverse Hebel- und Würgetechniken, um den Rivalen zur Aufgabe zu zwingen.
Ohne Jiu Jitsu ist man verloren
Übrigens: Wer nicht in Brazilian Jiu Jitsu versiert ist, hat seinen Kampf bereits vor dem Gang auf die Waage verloren. Zu dieser Entwicklung in den MMA hat vor allem der Brasilianer Royce Gracie beigetragen, der Sieger von drei der ersten Ultimate Fighting Championships in den USA. Seine Bodentechnik überraschte internationale Meisterkämpfer aus allen Disziplinen. Im Kampfstil, der sich herauskristallisierte und sich heute Mixed Martial Arts nennt, ist Brazilian Jiu Jitsu zur Mindestanforderung geworden.
Genau der Bodenkampf ist es, was den Laien bei MMA irritiert. Stehend, ringend und am Boden kämpfen zu können, braucht dabei ungeheure körperliche und geistige Kondition. Eine solche athletische Herausforderung erfordert mindestens vier Trainings pro Woche, auch für Amateurkämpfer. Ein am Boden kämpfender Athlet ist keinesfalls wehrlos. Er trainiert auch im Hinblick auf solche – nur scheinbar ausweglosen – Situationen.
Doch genug der apologetischen Ausführungen!
Die Veranstalter der Swiss Mixed Martial Art Championships möchten jährlich drei bis vier solche Veranstaltungen organisieren – und als längerfristiges Ziel einen eigenen Verband gründen. Mit regelmässigen MMA-Events wird unweigerlich die Förderung der MMA in der Region Basel einhergehen; es kann also in Zukunft mit mehr Basler Kämpfern gerechnet werden. Wer die Anfänge des hiesigen MMA-Projekts miterleben möchte, sei dazu angehalten, am Sonntag im Rhypark vorbeizuschauen.
1. Swiss Mixed Martial Arts Championship
Dass sich gegen 500 Zuschauer, 18 internationale Mixed-Martial-Arts-Profis, sechs MMA-Amateure und sechs K-1-Kämpfer am Sonntag ausgerechnet im Basler Rhypark einfinden, ist keine Selbstverständlichkeit. Anders als in Deutschland gelten die MMA in der Schweiz noch als absolute Randsportart. Dank ihrer Lage im Dreiländereck ist die Stadt Basel allerdings als Schauplatz für einen internationalen Event attraktiv.
Doch die Basler MMA-Szene ist noch wenig entwickelt. Erst seit Neustem können MMA im Tortuga Gym Basel und beim Team Zagros des Optima Sportclubs Basel trainiert werden. Ein einziger Basler Amateurkämpfer des Team Zagros hätte den Gang in das Octagon gewagt. Er hat sich aber inzwischen leider verletzt.
Die Kämpfe um den Titel «Internationaler Schweizermeister» der International Sport Karate Association (ISKA) in den Gewichtsklassen bis 77 kg und bis 93 kg bilden die Höhepunkte des Kampfsportmarathons vom Sonntag.
Mit dem 23-jährigen David Zawada vom Agoge Gym Düsseldorf (7-1) und dem 21-jährigen Luca Vitali von Stabile MMA Milano (9-2) treffen in der Weltergewichtsklasse zwei junge, aufsteigende Sterne der internationalen Szene aufeinander, die beide ihre positive Kampfbilanz erhöhen wollen. Für Michele Achille vom Team Kongolos aus Genf (5-0) und Jérémy Flamènt von der World Fighting Association Lorraine (4-1) kann das Gleiche behauptet werden.