Nach der Stadionsperre gegen den FC Basel: Der Dialog muss weitergehen

Nach den Verfehlungen seiner Fans und der aufgebrummten Stadionsperre für den FC Basel wird der Ruf nach hartem Durchgreifen laut. Dabei führt eigentlich kein Weg an der Basler Dialogkultur vorbei.

Noch hat sich der Rauch nicht verzogen. FCB-Anhänger beim ominösen Spiel in Salzburg. (Bild: EPA/KRUGFOTO)

Nach den Verfehlungen seiner Fans und der aufgebrummten Stadionsperre für den FC Basel wird der Ruf nach hartem Durchgreifen laut. Dabei führt eigentlich kein Weg an der Basler Dialogkultur vorbei.

Es ist der logische Reflex. Kaum werden Fussballfans verhaltensauffällig, ertönt der Ruf: «Jetzt muss doch endlich mal!» Genau. Bloss was, das ist die Frage.

Der Europäische Fussballverband Uefa hat aus seiner Sicht eine deutliche Antwort gegeben: Er belegt den FC Basel für das Verhalten seiner Fans in Salzburg mit einer Stadionsperre. Eine Strafe wie ein Schuss mit der Schrotflinte: laut – und mit einer ungeheuren Streuwirkung.

Die Uefa hat auf jene Dummköpfe gezielt, die in Salzburg Dinge aufs Feld warfen. Getroffen hat sie den Club und alle, die sich gerne wieder einmal eine spanische Mannschaft im St.-Jakob-Park angesehen hätten. Logischer wäre es gewesen, den FCB-Fans die Reise an das nächste Auswärtsspiel zu verbieten. Da wären zumindest teilweise die Richtigen getroffen worden.

Aber um Logik geht es der Uefa nicht. Ihr geht es darum, ein Exempel zu statuieren. Wen sie damit trifft, ist ihr egal. Ihre Botschaft ist klar: Wer an die Honigtöpfe des europäischen Wettbewerbe will, der hat sich an ihre Regeln zu halten. Und dazu gehört auch ein anständiges Benehmen der Fans.

Probleme löst die Uefa mit ihrem Urteil nicht. Diese Aufgabe obliegt dem FCB. Für diesen bedeuten die Vorfälle in Salzburg einen herben Rückschlag. Seit dem 13. Mai 2006 hat sich der Club mit dem heutigen Präsidenten Bernhard Heusler an der Spitze für einen Dialog mit den Fans stark gemacht – und gegen Kollektivstrafen wie etwa Stadionsperren.

Mit jedem Vorkommnis auf den Rängen oder vor dem Stadion wird dieser Weg in Frage gestellt. Mit jeder Randale steigt in der Öffentlichkeit der Ruf nach härterem Vorgehen.

Dabei geht gerne vergessen, dass auch das schärfste Hooligankonkordat der Welt nicht verhindern wird, dass ein paar emotional Unzurechnungsfähige irgendwelche Dinge von den Rängen schmeissen. Ein Fangnetz dagegen, das hätte durchaus geholfen. Aber das gibt es in Salzburg vor dem Gästesektor nicht. Und es wird von der Uefa auch nicht eingefordert.

Die Aufgabe wird nach Salzburg nicht einfacher. Und doch gibt es keine andere Lösung, als dass der FCB den Dialog mit seinen Anhängern weiterführt. Wie es herauskommen kann, wenn dieser Austausch nicht stattfindet, wenn sich die Fronten zwischen Club und Fans verhärten, hat Basel schon einmal erlebt: bei den Ausschreitungen am 13. Mai 2006.

Das heisst aber nicht, dass der FCB nicht jene angehen soll, die ihm diese Suppe eingebrockt haben. Sind dem Club Leute bekannt, die Gegenstände aufs Feld geworfen haben, dann soll er sie zur Rechenschaft ziehen. Wer im Stadion den grossen Macker markieren kann, der darf auch nicht heulen, wenn ihm die Ohren lang gezogen werden. Auch das gehört zur Dialogkultur zwischen Fans und Club.

Und schlussendlich hat die Uefa in ihrem Urteil durchaus auch einen cleveren Punkt eingebaut: Eine weitere Stadionsperre nämlich wurde dem Club auf Bewährung aufgebrummt. Diese Strafe hängt nun während zwei Jahren wie ein Damoklesschwert über dem FC Basel. Und es bringt jene auf den Rängen, die sonst etwas Mühe haben, den Kopf einzuschalten, vielleicht doch noch dazu, sich bei nächster Gelegenheit nicht derart unsportlich zu verhalten wie in Salzburg.

Nicht auszudenken, müsste der FCB ein Heimspiel der Champions League in einem leeren Joggeli austragen.

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