Die Uefa ist knallhart: Ein Geisterspiel für den FC Basel – kein Rekurs

Die Uefa kennt kein Erbarmen mit dem FC Basel. Die Basler müssen ihr Heimspiel gegen den Valencia CF vor leeren Rängen austragen. Ausserdem wurde eine Stadionsperre auf Bewährung und eine Busse von 107’000 Euro ausgesprochen. Der FCB verzichtet auf eine Berufung.

Tja, was soll man da machen? Fabian Frei, Bernhard Heusler und Marco Streller wirken etwas ratlos, wie sie in der Red Bull Arena vor der Basler Kurve stehen. (Bild: Keystone/Urs Flueeler)

Die Uefa kennt kein Erbarmen mit dem FC Basel. Die Basler müssen ihr Heimspiel gegen den Valencia CF vor leeren Rängen austragen. Ausserdem wurde eine Stadionsperre auf Bewährung und eine Busse von 107’000 Euro ausgesprochen. Der FCB verzichtet auf eine Berufung.

Das ungebührliche Verhalten einiger Anhänger des FC Basel kommt den Club teuer zu stehen. Während des Achtelfinals der Europa League in Salzburg waren aus der Basler Kurve Gegenstände auf das Spielfeld geworfen worden. Deswegen unterbrach Manuel Gräfe die Partie während der ersten Halbzeit für eine Viertelstunde, und der deutsche Schiedrichter bewertete die Vorkommnisse als gravierend, er sah, wie FCB-Präsident Bernhard Heusler sagt, «Linienrichter und Spieler als gefährdet».

Auf das unsportliche Verhalten der Basler Fans hat die Disziplinarkammer des Europäischen Fussballverbandes Uefa mit drastischen Strafen reagiert: Der FC Basel muss das Viertelfinal-Heimspiel gegen Valencia vor leeren Rängen austragen und eine Busse von 107’000 Euro bezahlen. Eine weitere Stadionsperre wurde auf Bewährung ausgesprochen. Der FCB darf sich nun während zwei Jahren nichts Gravierendes mehr zuschulden kommen lassen, will er nicht erneut im leeren St.-Jakob-Park antreten.

Der FC Basel hätte die Möglichkeit, gegen das Urteil in Berufung zu gehen, wird das aber nicht tun. Der FCB glaubt nach aller Erfahrung mit der Rechtssprechung der Uefa und des internationalen Sportgerichtshofes CAS nicht daran, dass das Urteil revidiert würde und möchte laut eigener Website «diese für alle belastende Sanktion möglichst rasch hinter sich bringen».

Vor den Medien präzisierte FCB-Bernhard Heusler am Dienstag unmittelbar vor dem Anpfiff des Halbfinals im Schweizer Cup: «Der Fall ist klar, und wir können die Fakten nicht auf den Kopf stellen. Es gibt keine glaubwürdigen Argumente für einen Rekurs.» 7000 Franken der Busse kassierte der FCB übrigens dafür, dass fünf Spieler während der Partie vom Schiedsrichter eine Karte gesehen haben.

Der FCB und sein langes Vorstrafenregister

Die Strafe ist nicht allein wegen des Vorfalls in Salzburg derart drastisch ausgefallen, wo vor allem Plastik-Fahnenhalter aus dem Sektor der FCB-Fans geflogen sind, Münzen, Feuerzeuge, Getränkebecher sowie mindestens ein Beutel «Capri-Sonne». Die Basler sind bei der Uefa keine Unbekannten, der FCB hat ein langes Vorstrafenregister.

Besonders sauer stösst dem Verband auf, dass während Europacupspielen in den FCB-Kurven immer wieder Pyrotechnik gezündet wird. Insbesondere das Feuerwerk an der Londoner Stamford Bridge im Europa-League-Halbfinal gegen Chelsea soll die Uefa aufgeschreckt haben. Spätestens von da an spielten die Basler unter verschärfter Beobachtung.

«Das Urteil ist eine Ohrfeige für alle»

«Es gab immer wieder im Fansektor Verletzungen der Reglemente. Das kumuliert sich halt», so Bernhard Heusler. Deshalb sind die Verantwortlichen auch nicht aus allen Wolken gefallen, als sie das Verdikt der Uefa am Mittwoch erreichte. Man hatte in der Clubführung mit dem Schlimmsten gerechnet. «Wir kennen die harten Reglemente der Uefa und ihre Spruchpraxis», sagte Heusler, und wer in den Wettbewerben der Uefa mitspielen wolle, habe sich daran zu halten.

Heusler vermittelte nicht den Eindruck, dass er das Strafmass der Uefa in Frage stellt: «Es ist eine riesige Enttäuschung, eine besonders harte Ohrfeige für alle, für jeden Fan, für die Verantwortlichen im Club», so der FCB-Präsident. Und er sagte deutlich: «Wenn Menschen gefährdet werden, hört die Toleranz auf. Das ist für die Uefa, für die Schiedsrichter und Spieler eine Tabuzone. Da gibt es kein Pardon.»


Das Basler Feuerwerk an der Stamford Bridge im Mai 2013.

Der FC Basel erleidet durch das Urteil einen schweren Reputationsschaden. Wobei sich Heusler eine Einschränkung erlaubte: «Wir sind nicht die Ersten und Einzigen.» Das Image des Clubs werde durch die Menschen bestimmt, die ihn nach aussen hin vertreten – «aber auch durch diejenigen, die in der Kurve stehen». Deshalb so der FCB-Präsident, «ist es an uns und den Fans, mit sportlichen Schlagzeilen das Ereignis vergessen zu machen».

Verkraftbarer finanzieller Schaden

Der finanzielle Verlust für den Club könnte sich im Rahmen halten. Zwar kann der FCB bei einem gefüllten Stadion 1,5 bis zwei Millionen Franken an Einnahmen generieren. Mit den gesamten Organisationskosten stösst er bei Heimspielen jedoch erst ab 17’000 Zuschauern in die Gewinnzone vor.

Ob gegen Valencia bedeutend mehr Fans ins Joggeli gepilgert wären, ist fraglich. im letztjährigen Achtelfinal gegen Zenit St. Petersburg waren 18’000 Zuschauer anwesend, im Viertelfinal gegen Middlesbrough 2006 waren es 23’639 gewesen. Und die Strahlkraft eines Tottenham, das 2013 über 36’000 Fans angezogen hatte, besitzt Valencia nicht mehr.

«Es tut mir unheimlich leid, auch für die Mannschaft, die eine so attraktive Partie gegen Valencia ohne ihr treues Stammpublikum wird austragen müssen. Und mir wird das Herz bluten, wenn ich lesen werde, dass eine trostlose Stimmung im Stadion herrschte», sagte Bernhard Heusler mit Blick auf den 4. April.

Am Donnerstag kommender Woche wird das Heimspiel gegen den FC Valencia vor leeren Rängen stattfinden, und nur ein paar Offizielle und Journalisten werden Zutritt haben. Neu ist das für Basel allerdings nicht: Zwischen 2003 und 2006 spielte der FC Basel sechsmal bei einer Voll- oder Teilsperrung des St.-Jakob-Parks.

Heusler: «Ich habe immer gewarnt»

In der Fanarbeit will Heusler «den Mut haben, den Weg des Dialogs weiter zu fahren». Er sagte zwar, dass Dialog nicht bedeute, nicht auch repressiv gegen Störenfriede vorzugehen. Sollten diese identifiziert werden – Heusler schätzt, dass es 10 bis 15 Personen waren, die in Salzburg aus dem mit rund 1000 Fans besetzten Gästesektor Gegenstände geworfen haben – will der Verein Stadionverbote aussprechen.

Weiter wäre denkbar, dass der FC Basel Regressansprüche stellt, aber Bernhard Heusler vermittelte am Mittwoch nicht den Eindruck, dass der Club wegen eines «Fehlverhaltens in einem kleinen Moment», wie es Heusler bezeichnete, einer «Eruption» und dem «Abstellen des Hirns» inquisitorische Gelüste verfolgt.

Grundsätzlich, so Heusler, habe das Ereignis «rein gar nichts mit dem Kurs zu tun, den wir fahren, nichts mit der Fanpolitik. Wir kehren jetzt nicht den Spiess um. Es braucht wenige, um einen riesigen Schaden anzurichten. Und ich habe immer gewarnt davor, zu sagen, wir hätten den Block im Griff.» Was der Clubchef indes hofft, ist: «Dass das Bewusstsein geschärft wird. Wir stehen international unter extremer Beobachtung.»

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