Die Wirtschaftskammer Baselland hat aufgezeigt, wie der finanziell marode Kanton sehr viel mehr Geld einnehmen könnte – im neuen Wirtschaftsgebiet Salina Raurica. Und die Reaktionen darauf? Die Behörden machen, was sie am besten können: zaudern. Selbst Thomas de Courten (SVP), der neue Wirtschaftsförderer und ewige Berufsbaselbieter, der sich früher noch forsch gab.
Das Baselbiet hat massive Geldprobleme – einerseits.
Andererseits hat der Kanton aber auch eine riesige, brach liegende Wiese, die ihm sehr viel Geld einbringen könnte – Salina Raurica.
Leider ist in den vergangenen Jahren dort aber sehr wenig entstanden – trotz der fast schon perfekten Lage zwischen Autobahn und Rhein, zwischen Augst und Pratteln, ideal erreichbar auch vom Wirtschaftszentrum Basel aus.
Dabei wäre es vielleicht gar nicht so schwierig, innovative Firmen ins Gebiet zu holen. Man müsste das Gebiet einfach mal anständig erschliessen und die verschiedenen Grundeigentümer dazu bringen, das Areal nicht gegeneinander, sondern miteinander zu entwickeln.
Eigentlich selbstverständlich, dass eine gemeinsame Strategie auch in diesem Fall gut wäre. Oder dass die neuen Unternehmen auf eine Zufahrt angewiesen wären. Im Baselbiet braucht es aber schon mehrere Studien für insgesamt 80’000 Franken, um solche Banalitäten festzustellen. So viel hat die Wirtschaftskammer Baselland jedenfalls ausgegeben, um bei Planungsbüros und Wirtschaftsauguren eine «Second Opinion» zur bisherigen Entwicklung des Gebiets Salina Raurica einzuholen.
Das Tragische an den teuren Studien, die am Montag vorgestellt worden sind: nicht einmal sie reichen, um der Regierung und den Behörden das eigentlich Selbstverständliche verständlich zu machen.
Die Behörden und ihre Bedenken
In einer ersten Reaktion sprach Kantonsplaner Martin Kolb am Montag zwar noch von «interessanten Vorschlägen». Inzwischen klingen die Stellungnahmen aus den Amtsstuben aber schon wieder anders – zaudernd, ausweichend, ängstlich.
Baudirektorin Sabine Pegoraro (FDP) bittet um Geduld – noch mehr Geduld und Kantonsplaner Kolb sprach am Dienstagabend bei Telebasel schon wieder viel von Problemen, schwierigen Realitäten und Planungen, die nun mal langwierig seien. Noch schlimmer: Thomas de Courten, der neue Wirtschaftsförderer, der im hiesigen Gewerbe für die Bestandespflege zuständig ist. In der «Basler Zeitung» vom Dienstag (nicht online) verteidigt er das bisherige Vorgehen des Kantons mit dem Hinweis auf die «vielfältigen Vorgaben» von Bund und Kanton, von Recht und Politik. Sie zu erfüllen, brauche eben Zeit. Für die geforderte Erschliessung wären zudem 50 Millionen Franken nötig – Geld, das leider auch nicht einfach auf der Strasse liege. Und überhaupt liege die Entscheidungshoheit bei den Liegenschaftsbesitzern und nicht beim Kanton.
Da entschuldigt einer brav das Nichtstun seines Chefs Peter Zwick (CVP) und des übrigen Regierungsrates. Einer, der bis zu seiner Anstellung bei der Volkwirtschaftsdirektion übrigens noch ein forscher Regierungskritiker war und nun selbst in die Regierung will. Damit ist ganz offensichtlich auch die Zeit der Offenheit vorbei. Jetzt gehts ums Taktieren, um sich möglichst gut zu stellen mit allen Seiten – und schon längst nicht mehr um die Sache.
Nichts Neues in der Politik. Schon sehr seltsam ist allerdings, dass ausgerechnet ein so stolzer Baselbieter wie de Courten, ein derart glühender Verteidiger der Baselbieter Eigenständigkeit auch seinem Kanton so wenig zutraut, wenn es um die Entwicklung des wichtigsten Wirtschaftsgebietes im Kanton geht.
Vorbild Aargau
Warum nur? In diesem wunderbaren Baselbiet wäre doch so viel möglich! Auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Soll keiner das Gegenteil behaupten. Die Aargauer haben es vorgemacht. Vor ein paar Jahren wurden sie wegen ihrer angeblichen Biederkeit noch von der halben Schweiz belächelt. Heute werden sie im ganzen Land für ihre innovative Wirtschaftsförderung bewundert.
Heute würde man in der Restschweiz wohl über das Baselbiet lächeln – wenn man das Basler Hinterland überhaupt wirklich wahrnehmen würde. Aber dafür müssten die Baselbieter schon etwas mehr unternehmen.