Politik ist nicht zum Träumen da

Es war ein Kampf zwischen einer abstrakten Idee und konkreten Gegenargumenten. Der Zickzack-Kurs der Befürworter tat sein Übriges dazu. Die Basler Stimmbürger sprachen nun ein Machtwort und sagten Nein zum Central Park.

Vielleicht sollte man jetzt Gras über die Sache wachsen lassen. Die Basler Stimmbürger haben deutlich gegen den Centralpark entschieden. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Es war ein Kampf zwischen einer abstrakten Idee und konkreten Gegenargumenten. Der Zickzack-Kurs der Befürworter tat sein Übriges dazu. Die Basler Stimmbürger sprachen nun ein Machtwort und sagten Nein zum Central Park.

Mehr als 60 Prozent der Stimmenden in Basel haben sich gegen den Central Park ausgesprochen. Diese Deutlichkeit erstaunt sogar die Gegner der Vorlage. Heiner Vischer, LDP-Grossrat und Präsident des Gegenkomitees, konnte am Sonntagmittag mit dem Selbstbewusstsein des Überlegenen die Journalistenfragen beantworten. Mit dem Stimmvolk im Rücken wollte er die Abstimmung nicht einmal mehr als «überflüssig» bezeichnen (wie er dies vor zwei Wochen noch getan hat). Im Gegenteil: «Die Diskussion war wichtig und bereichernd», lautet heute sein Urteil.

Es ist erstaunlich wie die Stimmung in der Stadt gekippt ist. Die Vision «Central Park Basel» genoss lange Zeit grosse Sympathien über alle Parteigrenzen hinweg. Der Idee eines zusätzlichen Parks mitten in der Stadt konnten sich nur wenige verschliessen. Zu den Unterstützern zählten auch Organisationen wie die Handelskammer oder der Gewerbeverband. Beide sind nicht bekannt dafür, sich wilden Fantastereien hinzugeben.

Aber es schien, als wäre träumen für einmal erlaubt: Basel als Weltstadt mit pionierhafter Architektur, ein Leuchtturmprojekt in einer stadtplanerischen Wüste.

Zu vieles sprach dagegen

Doch was ist dann passiert? Egal, wen man fragt, die Antworten gleichen sich auffällig. Bei einer vertieften Auseinandersetzung musste auch der romantischste Träumer einsehen, dass ein solcher Park nur schwer realisierbar ist. Zu viel sprach dagegen: die Höhe der Überbauung, die betriebliche Einschränkung für die SBB, die Kostenfrage. Von den Eigentumsverhältnissen ganz zu schweigen. Die SBB sprachen sich in aller Deutlichkeit gegen das Projekt aus. Auf Seiten der Befürworter kursierte die ominöse Zusage eines ehemaligen Bundesrates, dass die SBB sich einer deutlichen Aussage der Stimmbürger kaum verwehren könne.

Zwar wollten die Befürworter alle diese Argumente als «Details» verstanden wissen, um die man sich erst im Rahmen eines Vorprojektes vertieft kümmern müsse. Diese Gelassenheit gegenüber technischen Fakten, gepaart mit einem sturen Verharren auf den eigenen, angeblich verlässlichen Kostenberechnungen, wirkten aber zusehends hilflos. Und unglaubwürdig dazu.

Keine leichtfertigen Zusagen

Ein Übriges tat der argumentatorische Zickzack-Kurs des Pro-Komitees: Plötzlich drohte bei einem Nein eine Unterführung, deren Planung von den SBB ohnehin vorangetrieben wurde (eine erste Planungsstudie wird wohl noch in diesem Jahr fertiggestellt). Mal hiess es, dass man nicht auf dem eigenen Projekt beharre, sondern lediglich für eine überirdische Querung lobbyiere. In den Hearings wiederum bestand der Initiant Donald Jacob dann doch auf seinen eigenen Plänen. So verspielte man sich einen grossen Teil des politischen Kredits.

Das deutliche Resultat ist nun ein Beleg für die Nüchternheit, mit der die Basler Stimmbürger ihre Entscheide noch immer treffen. Ist man nicht restlos überzeugt, sagt man trotz Sympathien Nein. Leichtfertige Zusagen trifft man nicht. Die Politik ist nicht zum Träumen da.

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