Vor einer Woche, am Rande eines U21-Spiels, hat er sich noch geziert, etwas beizutragen zur Trainerfindungsdebatte beim FC Basel. Höflich, aber bestimmt. Und damit hat man schon ein bisschen ein Bild vom Fussballtrainer Raphael Wicky, der vom Nachwuchs- zum Chefcoach beim FC Basel wird.
Dass die Wahl auf den im Aargau gebürtigen und im Oberwallis gross gewordenen Wicky fällt, ist keine Überraschung mehr. Der Flirt mit Thorsten Fink hat sich als flüchtiger erwiesen. Ein paar gute Gründe hätte es für Fink gegeben. Die Erinnerung an die Aufbruchstimmung in Basel, die der Deutsche in der Nach-Gross-Ära zu erzeugen vermochte. Das Andenken an die drei Titel, die er mit dem FCB holte, die rauschenden Champions-League-Nächte und Finks lockere, draufgängerische Art. Aber da ist auch der Nachgeschmack, den sein Abgang zum Hamburger SV hinterliess.
Mit Thorsten Fink wäre das Rad zurückgedeht worden.
Bei allem Für und Wider: Mit Fink hätte man versucht, das Rad zurückzudrehen. Es wäre ein FCB gewesen, der sich erneuern will, aber mit altem Kopf.
Raphael Wicky zum Cheftrainer zu befördern, ist deshalb konsequent. Der Schritt lag nahe, weil Wicky, der 2013 als U18-Trainer auf den Nachwuchs-Campus kam, bald einmal als potenzieller Kronprinz galt. Das hat er nicht näher an sich herangelassen. Ein Interview mit Wicky im vergangenen Herbst überschrieb das Fussballmagazin «Zwölf» deshalb mit «Hoffnungsträger wider Willen». Wicky hat sich erst einmal auf die Vervollständigung seiner Trainerausbildung gestürzt. Erst seit Spätjahr 2016 besitzt er das höchste Diplom.
Dass Raphael Wicky einen grossen Rucksack an Erfahrung als Profi mitbringt, ist das eine. Er hat beim FC Sion angefangen und seine Laufbahn auch dort beendet. Er spielte in der Bundesliga für Werder Bremen und den Hamburger SV, in der Primera División für Atlético Madrid, er trug 75 Mal das Trikot der Nationalmannschaft und liess die Karriere in Kalifornien ausplätschern.
Raphael Wicky ist der erste Basler Trainer aus dem eigenen Saft – damit liegt der FCB im Trend.
Aus dem Blickfeld ist Wicky nie geraten. Dazu trug auch sein Job als Experte im Schweizer Fernsehen bei. Und er hat sich bei diesen Gelegenheiten als sachlicher Kommentator hervorgetan, dem jegliche Polemik fernliegt.
Nun wird er der erste Cheftrainer des FC Basel aus dem eigenen Saft. Denn auf dem Campus werden nicht nur junge, mit dem Ball begabte Menschen ausgebildet, sondern wachsen auch jene heran, die lernen, wie man mit Talenten umgeht.
Trainer aus dem, wie man so schön sagt, eigenen Nachwuchs mit höheren Aufgaben zu betrauen, das liegt im Trend. Die Bundesliga hat es mit der Generation der Thomas Tuchel, Christian Streich oder Julian Nagelsmann unerschrocken vorgemacht. Lauter Trainer, die sich ihre Sporen erst in der Jugendabteilung abverdient haben.
Der neue Trainer ist das Gesicht des neuen Jugendstils beim FC Basel.
Zu ihnen gehört jetzt auch Raphael Wicky, der kommenden Mittwoch 40 Jahre alt wird. Und es ist vielversprechend, ihn zu begleiten im Spannungsfeld zwischen dem neuen Jugendstil beim FC Basel, der Super und der Champions League. Für das Konzept von Bernhard Burgener und Co. ist Wicky nun das Gesicht.
Sein erster Auftritt vor den Medien am Freitag war jedenfalls überzeugend. Ohne falsche Bescheidenheit, mit «innerem Selbstbewusstsein», wie Wicky es selbst bezeichnet, und in jenem Walliser-Deutsch, mit dem man ihn seit eh und je kennt, tritt da einer in sehr grosse Fussstapfen, die ihm seine Vorgänger mit Urs Fischer als Letztem in der Liste hinterlassen. Voller Überzeugung klingt Wickys Ansage: «Wir können die Erfolgsgeschichte fortschreiben.»
Und die neue Vereinsführung macht zügig vorwärts, kommuniziert ohne Zögern, und Sportchef Marco Streller erlaubte sich am Freitag eine kleine Randbemerkung: Die jetzige Führung habe sehr grosse Freude daran, dass die Wahl auf Raphael Wicky gefallen sei. Jetzt muss sich diese Wirkung nur noch nach Aussen entfalten.