Stohler soll es für die SVP richten – aber das reicht nicht

Mit Myrta Stohler aus Diegten hat die Baselbieter SVP den richtigen Schritt für die Nachfolge ins Landratspräsidium getan. Damit hat sie aber ihr Führungsproblem nicht bewältigt.

Mit Myrta Stohler holt die Baselbieter SVP ein Ass aus dem Ärmel. Die 64-jährige Diegterin kann das Landratspräsidiumvon der abgeschossenen Daniela Gaugler übernehmen. (Bild: Nils Fisch)

Mit Myrta Stohler aus Diegten hat die Baselbieter SVP den richtigen Schritt für die Nachfolge ins Landratspräsidium getan. Damit hat sie aber ihr Führungsproblem nicht bewältigt.

Ein cleverer Zug der Baselbieter SVP: Mit der Nomination von Myrta Stohler als Nachfolgerin für die zurückgetretene Daniela Gaugler bringt die Partei mit einem Schlag Ruhe in die Aufregung ums Landratspräsidium. 

Die 64-jährige Stohler ist keine Prominente im Landrat. Mit lediglich drei Vorstössen in sieben Jahren trat sie kaum in Erscheinung. Auch mit Voten hielt sie sich zurück. Auf den ersten Blick: eine klassische Hinterbänklerin. Polarisiert nicht, schürt keine Kontroverse.

Doch Stohler hat mehr auf dem Kasten. 22 Jahre lang war die SVP-Politikerin im Diegter Gemeinderat, davon 18 Jahre als Präsidentin. Wer sich in einer kleinen Oberbaselbieter Gemeinde so lange im Amt hält, weiss genau, wie das politische Spiel läuft.

Dicke Haut für wichtiges Amt

Auseinandersetzungen mit Vereinen, politische Angriffe bei unangenehmen Entscheiden, und sei es nur, wenn es um einen Kunstrasen geht: Da wächst eine dicke Haut. Nebenbei war Myrta Stohler acht Jahre lang Präsidentin des VBLG, des Verbandes der 86 Baselbieter Gemeinden, wo sie die Kommunen repräsentierte, von Arlesheim bis Zunzgen.

Ein sicherer Wert für die SVP und für das Landratspräsidium. Dass sie kein offener Hardliner ist, kommt ihr zugute. Die anderen Fraktionen werden sich beim Anspruch der SVP auf die Besetzung des Amts kaum wehren; die Ersatzwahl am 21. November ist reine Formsache. Damit ist die B&B-Affäre mit einem Streich beendet. Daniela Gaugler wird bald vergessen sein.

Das Drama um Gaugler und die Nomination einer Polit-Veteranin zeigen eines: Die Partei hat ein Führungsproblem.

Doch mit der Installation von Myrta Stohler auf dem Stuhl der höchsten Baselbieterin ist es für die Baselbieter SVP nicht getan. Das Drama um Daniela Gaugler und die Nomination einer Polit-Veteranin zeigen eines: Die Partei hat kein Gaugler-Problem. Die Partei hat ein Führungsproblem.

Während des ganzen Medienrummels um Daniela Gaugler verhielt sich die Parteileitung abwiegelnd, fast schon trotzig, und zeigte sich wenig einsichtig, vielleicht doch die falsche Person aufgestellt zu haben. Der Gipfel waren die Vorwürfe des Ex-Präsidenten Dieter Spiess gegenüber Parteipräsident Oskar Kämpfer: Er sei führungsschwach, habe die Partei nicht im Griff. Die Vorwürfe sind nicht neu, schon 2012 griff Spiess Kämpfer an

Das Krisenmanagement im Fall Gauglers, der wiederholt offene Angriff des Ex-Präsidenten, die direkte Retourkutsche Kämpfers im Regionaljournal: In der stärksten Baselbieter Partei schwelt es.

Partei von innen gelähmt

Wenn die Parteileitung also strauchelt, dann nicht wegen einer zurückgetretenen Landratspräsidentin. Sondern letztlich wegen der andauernden Zerrüttung zwischen den beiden Gegnern Kämpfer und Spiess. Kämpfer mag laut der BaZ fest im Sattel sitzen. Das ist aber noch lange kein Qualitätsausweis.

Kämpfer mag fest im Sattel sitzen. Das ist aber noch lange kein Qualitätsausweis

Myrta Stohler kennt beide Generationen. Sie wird als Landratspräsidentin für Stabilität im Amt sorgen. Damit ist es für die SVP aber nicht ausgestanden. So lange sich die stärkste Baselbieter Partei mit Machtkämpfen von innen lähmt, ist die Ausgangslage wenige Monate vor den Wahlen äusserst ungemütlich.

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