Ungereimtheiten und eine halbe Lösung

Einen «Kulturwandel» kündigte Sicherheitsdirektor Baschi Dürr an, als er die personellen Massnahmen bei der Sanität bekanntgab. Das tatsächliche Vorgehen spricht eine andere Sprache.

«Es braucht einen Kulturwechsel.» Baschi Dürr nach der Medienorientierung am Dienstagmorgen. (Bild: Simon Jäggi)

Einen «Kulturwandel» kündigte Sicherheitsdirektor Baschi Dürr an, als er die personellen Massnahmen bei der Sanität bekanntgab. Das tatsächliche Vorgehen spricht eine andere Sprache.

Medienkonferenzen dienen der Beantwortung von Fragen. Am Dienstag geschah das Gegenteil, als Baschi Dürr vor die versammelten Basler Medien trat.

Der Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements (JSD) hinterlässt mit seinen Personalentscheiden in Sachen Sanität mehr Fragezeichen als Klarheit. Viel entschiedener ging da die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Rates vor, deren Bericht an Deutlichkeit kaum zu überbieten war: Sie forderte vor knapp drei Wochen «umgehende personelle Massnahmen» in der Leitung von Sanität und Rettung.

Dürr hat heute bekanntgegeben, dass er den Leiter der Sanität, Hans Peter Altermatt, versetzt. Dieser Schritt war abzusehen, nach den harschen Worten der GPK war Altermatt nicht mehr tragbar. Dass Dürr jedoch gleichzeitig dessen Vorgesetzten, Dominik Walliser, öffentlich den Rücken stärkt («Wir haben einen ähnliche Führungsauffassung») obwohl dieser ebenfalls in der Kritik steht, verwundert und wirft Fragen auf. Es ist eine halbe Lösung, eine einfache dazu. Das Problem aber scheint grösser, komplexer und tiefsitzender zu sein.

Kryptische Statements statt Transparenz

Fragwürdig ist auch ein zweiter Personalentscheid, den Dürr heute am Rande angedeutet hat. Man suche auch für «einen Teamleiter der Sanität» eine neue Lösung, verkündete er. Kurz darauf machte das SRF-Regionaljournal bekannt, dass es sich dabei um den SVP-Grossrat Lorenz Nägelin handelt. Obwohl dieser die Meldung bestätigte, gab Dürr lediglich ein paar kryptische Statements dazu ab, die offizielle Bestätigung seitens JSD steht aus. Es ist naheliegend, dass die Personalie Nägelin mit den Querelen bei der Sanität zusammenhängt, sonst wäre sie kaum an dieser Medienkonferenz zur Sprache gekommen.

Antworten fehlen gleich reihenweise: Warum muss ein Vorgesetzter keine Konsequenzen fürchten, wenn er einen Konflikt über Jahre eskalieren lässt? Was ist mit den angeblichen Machtspielchen innerhalb der Sanität? War Nägelin als Teamleiter für die von Dürr genannten «Verkrampfungen und Beeinträchtigungen des Betriebsklimas» ebenso verantwortlich wie sein Chef Altermatt? Weshalb zeigte sich Nägelin gegenüber der TagesWoche von seiner Versetzung «überrascht»? Wurde er überhaupt vorab informiert?

Dürr überlässt die Interpretation seiner Personalentscheide der Öffentlichkeit und den Angestellten der Sanität, eine einordnende Erklärung bleibt er schuldig. Wo offene Fragen sind, sind jedoch Gerüchte nicht weit. Wer führen will, verhindert diese durch Transparenz. Was der Sicherheitsdirektor hier vorlebt, ist das Gegenteil von Führungsstärke. Dürr entscheidet und stellt seine Angestellten und die Öffentlichkeit vor vollendete (und nicht nachvollziehbare) Tatsachen.

In einer Medienmitteilung kündigte Dürr heute einen «Kulturwandel» an. Mit seiner Kommunikation beweist er das Gegenteil.

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