Wer sich beklagt, er habe bei der Baselbieter Regierungsratswahl keine echte Wahl, verkennt, dass man immer schon das kleinere Übel wählte.
Zugegeben: Die beiden Regierungsrats-Kandidaten Thomi Jourdan und Anton Lauber unterscheiden sich in vielen Punkten nicht wirklich. Zwei Männer, beide sind in der politischen Mitte zu Hause, einer bei der CVP, der andere bei der EVP. Sie stehen beide für eine bürgerliche Finanzpolitik. Und auch ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen sind praktisch deckungsgleich. Wen soll man da wählen?
Und dann gibt es ja auch noch unzählige Gründe, weshalb einer der beiden nicht wählbar sein soll: «Ich wähle doch keinen, der sich Thomi nennt» oder «Anton Lauber kann ich meine Stimme nicht geben, weil er von der Wirtschaftskammer unterstützt wird.»
Wer so argumentiert, hat das Prinzip der Majorzwahl nicht verstanden. Natürlich kann man behaupten, beide seien nicht wählbar und sich der Stimme enthalten. Doch dann entscheiden einfach alle anderen darüber, welcher der beiden den Vorzug erhält.
Minderheit entscheidet
Zu Recht beklagte sich mein Kollege Philipp Loser vor ein paar Tagen, dass sich die grosse Mehrheit allzu oft von ein paar Idioten dominieren lässt. Bei der Regierungsratswahl sind es zwar nicht Idioten, aber auch dort ist es eine Minderheit, die bestimmt. Nämlich jene, die an die Urne geht und einen der beiden wählt. Diese Minderheit entscheidet über alle die anderen, über Protestwählerinnen, die partout keinem Mann die Stimme geben wollen, über Linke, die keinen Kandidaten mit bürgerlichen Wertvorstellungen wählen oder über Bürgerliche, welchen beide Kandidaten politisch zu weit links stehen.
Selbst wenn Lauber und Jourdan politisch ähnlich denken, in ihrem Profil unterscheiden sich die beiden sehr wohl. Wer findet, so schlecht sei das Baselbiet mit seiner Regierung bisher nicht gefahren, wählt Anton Lauber, der eher für Kontinuität steht. Wer nicht zufrieden ist und mehr Veränderungen will, stimmt wohl für den jüngeren Thomi Jourdan.
Dass beide aus der politischen Mitte kommen, spielt beim Entscheid für einen der beiden letztlich gar keine Rolle. Damit wird lediglich deutlich, was bisher bei Regierungsratswahlen meist überdeckt war, weil sich das politische Profil der Kandidatinnen und Kandidaten deutlicher unterschied: Bei Majorzwahlen wählte man immer schon das kleinere Übel – ausser man kandidiert selbst.