Was passiert ist, ist nicht einfach gegessen

Feines Essen sucht der Basler Grünpfahl-Wirt Mehmed während des Ramadan in Malaysia zwar vergeblich, dafür stösst er auf etwas ganz anderes, das ihn tief beeindruckt.

Tafel 2: Bibel, Buddha sowie griechische und römische Lehren sind bis nach Ipoh gelangt. (Bild: Mehmet Kilinc)

Was tut eine Gesellschaft, wenn sie sich neu orientiert? Sie vernichtet zuerst die Symbole der Vergangenheit. Ausser in Malaysia: Dort werden verschiedene Vergangenheitssichten nebeneinander geduldet.

Ipoh soll eine Traumdestination für gutes Essen sein. Aber nicht während des Fastenmonats Ramadan… Die Mehrzahl der Bewohner sind Muslime. Stur will ich mein Glück trotzdem versuchen und streife als scheinbar einziger Tourist durch eine Stadt im «Standby»-Modus. Mein Gaumen kommt nicht auf seine Kosten, aber ich treffe interessante Menschen, die Interessantes zu erzählen haben.

So lerne ich folgende Geschichte über Ipoh kennen: Im 18. Jahrhundert erlangte Ipoh dank der grossen Zinn- und Kautschukvorkommen grossen Reichtum und zog immer mehr südchinesische Einwanderer an. Die meisten chinesischen Einwanderer gehörten einem der grossen Clans an, dem Ghee Hin oder dem Hai San Clan, die sich gegenseitig bekriegten. So kam es zum Ausbruch der drei Larut-Kriege zwischen 1861 und 1874.

Die Briten sahen sich gezwungen einzugreifen, um sich ihre Rohstofflieferungen aus Ipoh zu sichern. Im Jahr 1874 übernahmen die Briten unter dem Residenten J.W.W. Birch die Stadt. Er war nicht besonders beliebt und wurde 1875 von einen Malaien namens Dato`Maharaja Lela ermordet. Im Auftrag seines Sohnes wurde J.W.W. Britch  ein Denkmal (Birch Memorial) im Clock Tower errichtet. Auf bemalten Tafeln wird die damalige britische Sichtweise der Kolonisation gerühmt. Die Briten bringen die Zivilisation nach Ipoh.

In welchem ehemaligen Kolonialland wäre ein solches Denkmal nach Abzug der Kolonialherren nicht gestürzt worden? Hier in Malaysia hat man nur das Bildnis Mohameds auf der dritten Tafel des Denkmales entfernt, um die Regeln des Islams zu respektieren. Gleichzeitig wurde eine Strasse nach dem Nationalisten, der J.W.W. Birch ermordet hat, benannt.

Mir imponiert, wie man hier versucht, die Dinge zu regeln. Man bemüht sich, alle auf ihre Art und Weise leben zu lassen, ohne die Symbole verschiedener Sichtweisen zu zerstören.

Das scheint mir sehr typisch für Malaysia. 



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