Wo-Wo-Wonige?!

Basel stellt die Weichen für das Wohnen der Zukunft – leider falsch.

Basel stellt die Weichen für das Wohnen der Zukunft – leider falsch.

Versuch es doch mit einem Witz. Das komme immer gut an, sagte unser Kreativ­direktor auf die Frage, was ich denn ins Editorial dieser Wochenausgabe (33/2013) schreiben soll. Schliesslich ist es mein Erstes. Gut, ich versuchs mal: Kommt die versammelte Journaille an die Pressekonferenz, um sich über den Leerwohnungsbestand informieren zu lassen. 361 freie Wohnungen gibt es derzeit in der Stadt, wo rund 172’000 Menschen wohnen. Sagt der Stadtentwickler: «Ein Luxusproblem», das daher rühre, dass sich die Menschen immer mehr Wohnraum leisten könnten.

Nicht lustig? Stimmt, aber ein Witz ist es doch. Sorry, Herr Kessler, aber die Leute, die ich kenne, haben eher das Problem, dass die vielgerühmten Neubauwohnungen ihre finanziellen Möglichkeiten bei Weitem übersteigen. Selbst wer ein unrenoviertes Loch vermietet, kann bei einem derart knappen Angebot verlangen, was er will.

Stadtentwickler Thomas Kessler kennt alternative Wohnformen aus eigener Erfahrung. Jahrelang lebte er in der legendären, bis heute existierenden WG an der Grenzacherstrasse 3. So eine Erfahrung prägt. Doch prägt sie auch unsere Stadt und wie wir sie bewohnen? Mitnichten. Kessler weiss sehr wohl, dass es höchste Zeit wäre für neue Wohnformen, die den Raum effizienter und flexibler nutzen. Trotzdem schlurft Basel weit hinter anderen Städten wie Zürich her.

Am 22. September stimmt Basel-Stadt über das Wohnraumfördergesetz ab. Der Gegenvorschlag zur (mutigeren) Initiative des Mieterverbands will Wohngenossenschaften fördern. Sehr progressiv. Gleichzeitig will er Spekulanten erlauben, Wohnhäuser nach Belieben abzureissen, sofern sie mindestens gleich viele neue Wohnungen bauen. Egal wie teuer. Egal für wen. Die Partei von Baudirektor Hans-Peter Wessels, jenem Mann also, der dafür sorgen soll, dass es in Basel genügend – bezahlbaren – Wohnraum gibt, unterstützt den Gegenvorschlag. Es ist die SP.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 16.08.13

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