Der erste Basler Kapitän in Luzern

Als erster Basler erhält Georg Ritter die Auszeichnung Kapitän auf dem Vierwaldstättersee. Beinahe hätte er einen ganz anderen Weg eingeschlagen, doch das Wasser scheint seine Bestimmung zu sein.

Der neu zum Kapitän ernannte Georg Ritter. Auf dem Kopf trägt er das Erkennungsmerkmal, die weisse Mütze. (Bild: Stefan Walter)

Als erster Basler erhält Georg Ritter die Auszeichnung Kapitän auf dem Vierwaldstättersee. Beinahe hätte er einen ganz anderen Weg eingeschlagen, doch das Wasser scheint seine Bestimmung zu sein.

Auf dem Vierwaldstättersee sind die Schiffe gerade im Frühjahrsputz. Der Basler Georg Ritter steht auf einem der Dampfschiffe. Von dort bietet sich einem der Ausblick auf das Bergpanorama bis hin zu den Fassaden Luzerns. Ein wunderschöner Ort für eine Rundfahrt auf dem See. Für die Schiffsführer ist dies der Arbeitsort.

Ritter ist einer von ihnen – und nicht irgendeiner: Pünktlich vor dem Saisonbeginn am 10. April ist der 59-Jährige als erster Basler als Kapitän ausgezeichnet worden. Den Ehrentitel erhält man bei der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SVG) für gute Dienste und als Zeichen der Anerkennung. Kapitäne erkennt man an der weissen Mütze. Nur acht Personen können zeitgleich den Titel und die Mütze tragen. 

Auch Kapitäne packen an

Doch an diesem Tag trägt Ritter weder Hut noch Uniform, stattdessen Latzhose und Pullover: seine Putzkleidung. Beim Saisonwechsel müssen die Schiffsführer die Gefährte selber reinigen. Doch das störe ihn nicht, das gehöre dazu, erzählt Ritter. Früher habe das während der gesamten Saison dazu gehört, wegen des neuen Arbeitszeitgesetzes vom Bundesamt für Verkehr ist das heute nicht mehr möglich.

Das Gesetz gibt eine Höchstarbeitszeit von zehn Stunden vor. An einem Tag mit vollem Terminkalender reiche die Zeit nicht auch noch zur Reinigung des Schiffes: «Das ist tote Zeit für das Unternehmen, die können uns besser hinter dem Steuer brauchen.» Geschrubbt wird deshalb nun während der Saison von einem Putzunternehmen.

Aber Ritter hat auch lieber das Steuer in der Hand als den Scheuerlappen – und das war ihm schon früh klar, wie er erzählt: Die Schifffahrt sei seine Berufung, die auch eine Prise Idealismus brauche. Es sei keine Arbeit, die man für Geld mache. «In einem Büro arbeiten könnte ich nicht», sagt er, «ich habe schon genug graue Haare», fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.

Die Familie Ritter in der Schifffahrt

Von Kind auf war das Wasser sein Element. Aber wie könnte es auch anders sein, drei Generationen Ritter-Männer widmeten ihr Leben der Schifffahrt: Sein Vater war Direktor der Personenschifffahrt auf dem Rhein, seinem Grossvater gehörte ein Güterschiff-Unternehmen. Und nun steht Georg Ritter selbst als Kapitän auf dem Vierwaldstättersee. «Drei Generationen auf dem Wasser, doch ich werde voraussichtlich der Letzte sein», sagt Ritter. Seine Kinder würden anderen Interessen folgen.



Das massive Innenleben der dampfbetriebenen Schiffe dürfen nur die Maschinisten anfassen.

Das massive Innenleben der dampfbetriebenen Schiffe dürfen nur die Maschinisten anfassen. (Bild: Stefan Walter)

Ritter fährt motorisierte Schiffe sowie Raddampfer. Die dampfbetriebenen Schiffe würden ihm mehr liegen, wie er sagt: «Die grössere Herausforderung macht den Unterschied.» Der Reiz an den Dampfschiffen sei für ihn unter anderem, dass man aus der Fahrerkabine keinen direkten Zugriff habe. Die Maschinen werden noch von Hand eingestellt. Der Schiffsführer gibt ein Signal und der Maschinist muss entsprechend reagieren: «Die Kommunikation läuft noch über Menschen, nicht über Maschinen wie das meiste heute. Ein kurzer Knopfdruck reicht nicht. Das ist schön.»

Lange Karriere auf dem Vierwaldstättersee

Schon 1979 stiess Ritter zum SVG und begann dort seine kaufmännische Lehre. Vom Kontrolleur stieg er weiter auf, bis er 1990 die Prüfung abschloss und motorisierte Schiffe fahren durfte. 2012 schloss er die Ausbildung zum Dampfschiffführer ab. Seiner Wahlheimat Luzern wurde er nur einmal untreu, als er für einen Job ein Jahr in die alte Heimat nach Basel zurückkehrte. Doch hier zu bleiben war nie eine Option, auf dem Rhein sei es eben nicht dasselbe. Durch die Wintermonate fahren die Schiffe auf dem Vierwaldstättersee selten. Dann arbeitet Ritter als Fahrlehrer. Natürlich auf dem Wasser.

Sein Alltag als Schiffsführer sei ein ruhiger, berichtet Ritter. In seiner Laufbahn gab es nie grössere Zwischenfälle. Nur einige kleine, als beispielsweise mitten im Winter ein Mann baden gehen wollte und vom Schiff sprang. Diesen zogen sie ohne Probleme wieder an Bord.

Ritter und seine Kapitänskollegen müssen die Prüfung alle fünf Jahre erneut absolvieren. Seit seinen Anfängen beim SVG habe sich die schriftliche Prüfung verändert: «Man muss heute mehr wissen. Vieles das man praktisch gar nicht anwenden muss», sagt er. Er empfindet diese praxisfernen Fakten als schwer zu verinnerlichen. 

Beinahe hätte Ritters Werdegang anders ausgesehen: Bevor er zum SVG kam, bewarb er sich bei den SBB. Doch die beschränkte Zahl der Ausbildungsplätze und eine Farbsinnstörung verhinderten den Berufswunsch. Traurig ist Ritter darüber nicht. Im Gegenteil: «Es musste so sein.»

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