Einst hatte er Angst vor Hunden, heute macht Sebastian Fretz Husky-Rennen. Der Baselbieter träumt vom grossen Erfolg im Schlittenhund-Sport.
Eigentlich hatte Sebastian Fretz in jungen Jahren Angst vor Hunden. «Mit Tieren konnte ich generell nichts anfangen», erzählt der Baselbieter. «Ich interessierte mich für Fussball, Snowboarden und Partys.» Bis er eines Abends im Fernsehen einen Hund kennenlernte, der ihn noch lange beschäftigen sollte: den Husky aus dem Film Wolfsblut, ein wahrer Überlebenskünstler, allein auf sich gestellt in der Wildnis von Alaska. «Ich habe mir gesagt: Wenn ein Hund, dann muss es ein solcher sein.»
Heute gehören sieben Huskys zum Team des IT-Projektleiters aus dem Laufental. Wenn seine Arbeitskollegen nach dem Abendessen die Füsse hochlegen, geht es mit Stirnlampe, Trainingswagen und sieben aufgeregten Zughunden hinaus in die dunkle Nacht. «Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Blauen oder dem Gempen-Plateau durch die dunklen Wälder zu fahren», sagt der 30-Jährige.
Abends ist es kühler, und das laufhungrige Gespann hat freie Bahn. Stehend auf dem Schlitten lenkt der «Musher» – so der Fachbegriff für den Schlittenführer – sein Gespann allein durch gerufene Kommandos, die vom Leithund umgesetzt werden. Schon nach wenigen Metern haben die Tiere ihren Rhythmus gefunden. Dann unterbricht nur noch das Hecheln die Stille der Nacht, und manchmal funkeln die Augen eines Wildtieres zwischen den Bäumen hindurch.
Selbst kleine Hunde brauchen viel Auslauf und wollen gefordert sein. Bei sieben Huskys wird die Sache richtig anspruchsvoll. «Ohne die Unterstützung meiner Partnerin, einer Kindergärtnerin, wäre das aufwändige Hobby nicht machbar», ist sich Fretz bewusst. Kennengelernt haben sich die beiden – natürlich – an einem Hundesport-Anlass. Er war mit seinem Husky dort, sie sogar mit dreien. Heute lebt das Paar in einem Haus mit sieben Untermietern. «Da ist schon was los, wenn ich nach der Arbeit heimkomme. Doch unsere Mitbewohner sind gut erzogen – und die Nachbarn tolerant.»
Ohne tägliche Bewegungseinheit hinge der Haussegen allerdings schnell schief. «Wenn wir im Sommer nicht trainieren können, gehen wir wandern oder machen Hundesport», erklärt er. Dazu kommen CaniCross und Bikejöring, also Joggen bzw. Velofahren mit einem vorgespannten Hund. «Da ist der Aufwand viel kleiner als mit dem ganzen Gespann.» Kaum aber lockt der erste Schnee in die Bergen, werden Schlitten und Hunde in den umgebauten VW-Bus gepackt und es kann losgehen: In den Alpen, im Jura oder im Schwarzwald werden eifrig Hundemeilen gesammelt. Das Paar bietet auch Husky-Trekking für Firmen und Private an.
Um das teure Hobby zu finanzieren, reicht das bei Weitem nicht. Das Kraftfutter ist noch der kleinste Teil. Richtig ins Geld geht die Ausrüstung, vom Zuggeschirr bis zum Hundeanhänger fürs Auto. Wer Schlittenhunde hält, muss mobil sein, will er den Schnee nicht nur von Weitem sehen. Die Wettkampfsaison dauert von September bis März. Dabei steht der Spass im Vordergrund, es geht Sebastian Fretz nicht ums Gewinnen: «Bei mir stehen keine hochgezüchteten Kraftpakete im Zuggeschirr, sondern die traditionelle sibirische Rasse, die schon die Tschuktschen nutzten», sagt der Hundesportler.
«Die Tiere sind familienfreundlich, haben einen langen Atem und sind sehr teamfähig.» Nur Temperaturen über 15 Grad mögen sie nicht. Die Krönung sind mehrtägige Abenteuertouren in Schweden. «Das ist wie eine Sucht. Das Kribbeln am Start ist unbeschreiblich. Und dann tauchst du ein in die unendlichen Wälder, spürst die Zugkraft der Tiere und gleitest der tief stehenden Sonne entgegen, begleitet nur vom Knirschen der Kufen im Schnee.»
Derzeit meistern sie Tagesetappen von bis zu 30 Kilometern. Doch das Paar träumt von Rennen über noch grössere Distanzen. «Profis haben dafür bis zu 30 Tiere – dagegen sind wir noch ein kleines Start-up.» Sind bei den Topteams zudem alle Tiere im besten Alter, schickt Fretz einen bunten Haufen ins Rennen – vom Jungspund bis zum Senior. «Wir müssten unter die Züchter gehen», erklärt Fretz und lächelt: «Vielleicht gelingt uns ja eines Tages der grosse Wurf.»
Zugleich gefällt ihm der Gedanke, dass im Rudel nicht nur Kraft und Ausdauer zählen, sondern man aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste macht. «Jedes Tier hat seine Rolle, seine Position, seine Fähigkeiten. Zu sehen, wie sich einzelne Tiere entwickeln und das Team zu einem Ganzen zusammenwächst, das macht die eigentliche Faszination des Schlittenhundesports aus.»
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