«Sali zämme, wir sind eure Osterhasen», sagt Samuele Campo vor wenigen Wochen in die Kamera des clubeigenen TV-Kanals. Und der Betrachter braucht keine halbe Sekunde, um zu merken, dass solche Medienauftritte nicht die Kernkompetenz des 22-Jährigen sind. Ein grosser Schauspieler wird Campo jedenfalls nicht werden. Ein Fussballprofi, der sich diesen Aufgaben stellt, ist er aber längst: «Solche Sachen müssen wir halt machen, es gehört dazu.»
Mit einem herzhaften Biss in die Ohren des Schokoladehasen verabschiedet sich Campo aus dem Video, um sich wieder dem anderen Teil seines Vertrags mit dem FC Basel zu widmen. Auf dem Rasen fallen ihm die Aufgaben leichter als vor der Kamera, auch wenn er vergleichsweise spät den Durchbruch schaffte: 21 Jahre war Campo alt, als er 2016 erstmals in der Super League auflief. Für den FC Lausanne-Sport, bei dem er zwei Jahre spielte.
«Samuele weiss noch gar nicht, wie gut er ist.»
Abgesehen von seinem Abstecher in die Westschweiz verbrachte Campo sein ganzes Leben in Basel, als Sohn einer Schweizerin und eines Italieners, der als 16-Jähriger der Arbeit wegen nach Basel gekommen war. Beim Eglisee ist Campo aufgewachsen und hat er zum Fussball gefunden. Als Sechsjähriger erzielte er bei einem Hallenturnier in Kleinhüningen derart viele Tore gegen den FC Basel, dass dieser den Bub sogleich zu sich holte.
Erinnerungen an den «13. Mai», Hakan Yakin und Mladen Petric
Während 15 Jahren durchlief Campo die Juniorenstufen beim FCB. Er war Balljunge, hat Matchprogramme verteilt, war mit den Mannschaftskollegen an jedem Heimspiel der ersten Mannschaft, erinnert sich an den «13. Mai» und seine Lieblingsspieler Hakan Yakin und Mladen Petric. Mehr Rotblau als Samuele Campo geht nicht. Also muss seine Rückkehr zum FCB eine wahre Freude sein für den Präsidenten Bernhard Burgener und sein Konzept «Für immer Rotblau». Campo sagt: «Als dieses Konzept bekannt wurde, war mir endgültig klar, dass ich zurück zum FCB will.»
Wenige Tage nach Weihnachten 2017 war die Rückkehr des italienisch-schweizerischen Doppelbürgers beschlossene Sache. Sportchef Marco Streller bot dem ruhigen und überlegten Mann einen Vertrag bis 2022 und die Rückennummer 10 an. Campo nahm beides und wurde einer der Nachfolger des zurückgetretenen Matias Delgado auf der Position des Spielmachers. Dort, hinter den Spitzen, «fühle ich mich am wohlsten», sagt er. Vom Druck der prestigeträchtigen Rückennummer will er nichts wissen.
Auf der zentralen Offensivposition absolvierte er die meisten seiner 59 Einsätze für Lausanne unter Fabio Celestini. Der Coach hatte Campo unbedingt gewollt und war höchstpersönlich zu zwei Spielen der Basler U21 gefahren. «Wenn ein Trainer gleich selbst anreist und dir sagt, ‹ich will dich›, dann macht das schon Eindruck», sagt Campo.
Der Linksfuss hätte auch zu anderen Vereinen aus der Challenge League oder zum FC Vaduz wechseln können. Der FC Lausanne-Sport bekam den Zuschlag und Celestini einen «technisch extrem begabten Spieler mit einem überdurchschnittlichen Schuss und eine Persönlichkeit mit diskretem Charakter», wie Campos ehemaliger Trainer sagt. Zudem habe sich der Mittelfeldakteur in den zwei Jahren «physisch verbessert und an Stärke in den Zweikämpfen gewonnen».
Ausbildung in einem Immobilienbüro
Rückblickend war die Zeit in Lausanne aber auch neben dem Platz lehrreich. Nicht nur, weil Campo erstmals das Leben alleine in einer Stadt entdeckte, die Bars, die Restaurants. Sondern weil er auch mit einem eineinhalbjährigen Praktikum in einer Immobilienfirma seine Ausbildung abschloss, die er an der Wirtschaftsmittelschule in Reinach begonnen hatte. Als Absicherung; den Traum vom Leben als Fussballprofi hatte Campo damals längst im Kopf.
Fünf Einsätze absolvierte er in der Challenge League. Dann stieg Campo in seiner ersten Halbsaison mit Lausanne auf. Die Mannschaft sei eine derart enge Gemeinschaft gewesen, dass sie den sportlichen Erfolg mit einem Ausflug nach Barcelona gefeiert habe – Nachtleben inklusive, und das wenige Stunden vor dem letzten Saisonspiel. Es war der grösste Moment in Campos noch junger Karriere.
Feierlichkeiten stehen in seiner ersten Saison mit der ersten Mannschaft in Basel nicht an. Für die Champions League hatte der Club den Rückkehrer nicht gemeldet, im Cup scheiterte der FCB an den Young Boys und der Meisterpokal wird demnächst nach Bern gehen. Zudem gehört Campo zwar zum Kader, zum Stammspieler hat er es unter Raphael Wicky aber noch nicht geschafft.
Zurück nach Lausanne wünscht er sich deswegen nicht. Er vermisse zwar die Stadt, den See, die vielen guten italienischen Restaurants. Aber Basel ist sein Zuhause. Und seine Zukunft. Zumal Sportchef Marco Streller über ihn sagt: «Samuele besitzt alle Fähigkeiten, die es braucht, um ein Grosser zu werden. Er weiss noch gar nicht, wie gut er ist.»
Samuele Campos Leistungsdaten bei Transfermarkt