Ja gibt es denn so etwas? D Basler Zepf Ziri spielten für die Basler in Zürich auf. Dazu muss man bemerken, dass es sich bei diesen Zepf um eine Clique von Zürcher Heimwehbaslern handelt, die öffentlich ansonsten nur in Basel trommeln und in dieser Funktion eigentlich auf Zürich pfeifen.
Aber an diesem Freitag, dem 13., war alles anders. Denn ein Tross Basler Zunft- und Regierungsvertreter war zum offiziellen Eröffnungsakt des Sächsilüüte nach Zürich gereist, um sich dort von den Zürcher Kollegen in die Arme schliessen zu lassen. Und um in Zürich zu zeigen, was man unter «Basler Hochkultur und Alltagskunst» versteht: nämlich in erster Linie Fasnacht.
Ihren kurzen Auftritt hatten die Heimweh-Fasnächtler gegen Schluss des Anlasses. Begonnen hatte der offizielle Besuch des Gastkantons Basel-Stadt vor der Brasserie Federal im Zürcher Hauptbahnhof. Dort wartete um 16.15 Uhr eine Basler Fasnachtslaterne auf die Gäste – weiss wie der Böögg, was sich aber Dank dem Dauereinsatz von Laternenmaler Christoph Knöll bis heute Montag ändern sollte.
Es hätte also um viertel nach vier losgehen sollen, doch die Basler Gesamtregierung liess auf sich warten. Der Zug aus Basel kam mit einer halben Stunde Verspätung an. Die Organisatoren hatten glücklicherweise genügend Zeitreserve eingeplant, sodass sie die Verspätung problemlos aufholen konnten.
Die Dixie-Formation Basler Mittwuchs Band schlug ein forsches Tempo an und vowärts ging es mit dem Zug, vorbei an einem «Scheiss Basler» skandierenden FCZ-Fan, durch die Bahnhofstrasse und über die Limmat bis zum Zunfthaus Schmiden im Niederdorf. Nieselregen trug das Seine dazu bei, dass der Tross von knapp 200 Leuten nicht ins Trödeln verfiel.
Auf dem Weg machten sich einige Zunftmeister Gedanken, was eigentlich geschehen würde, wenn der Basler Gesamtregierungsrat in einem Zug entführt würde. «Man würde es kaum bemerken», scherzte Regierungsrat Christoph Brutschin.
Im prächtigen Saal der Schmidenzunft war dann Zeit für die Begrüssungsreden. Bissig die Ansprache Urs Bierlis, «Primus inter Pares» der Zürcher Zunftmeisterversammlung: Man sage, dass Basel und Zürich das Kriegsbeil begraben hätten, erklärte er: «Wir akzeptieren diese Kapitulation.» Nett und charmant die Rede der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann: «Was sich liebt, das neckt sich.»
Die Gästeschaar erfreute sich indes an Zürcher Bier und Baselbieter Wein und schnödete über die in Gläsern gereichte Mehlsuppe, die eher nach Spargelcrème schmeckte als nach der Basler Spezialität.
Wahlbaslerinnen und Wahlzürcher
Ständerätin Anita Fetz plauderte angeregt mit der Uni-Rektorin und Zürcher Wahlbaslerin Andrea Schenker-Wicki und legte damit ihre anfängliche Distanz zum Anlass ab («als Ständerätin muss ich halt …»). Sabine Horvath, Leiterin des Basler Standortmarketings mit Zürcher Wurzeln, durfte von Markus Notter, Präsident des Zentralkomitees der Zürcher Zünfte, verbale Blumen für die perfekte Organisation entgegennehmen («richtige Blumen folgen später»). Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz musste sich als Wahlzürcher outen lassen, während die Basler Regierungsräte Conradin Cramer und Christoph Brutschin mit ihrer Zürcher Amtskollegin Silvia Steiner flirteten.
So richtig zum Höhepunkt stieg die gute Laune dann im prall gefüllten Festzelt auf dem Lindenhof. Auf dem Marsch dorthin hatte sich die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch an die Seite ihrer Basler Kollegin gesellt – und offensichtlich besseres Wetter mitgebracht («ja, für die Sonne bin ich zuständig»).
Während draussen die Abendröte das Zürcher Grossmünster mit dem Alpenpanorama in ein Kitschgemälde verwandelte («scho no besser als s Bruederholz», sagte einer), animierten die Regierungsräte Baschi Dürr und Lukas Engelberger im Zeltinnern die anderen Gäste zum rhythmischen Mitklatschen während des Sächsilüüte-Marsches. Das ist offenbar Tradition in Zürich.
Und in einem Zelt nebenan freuten sich Zürcher Kinder darüber, einmal Basler Trommelschlägel in die Hand nehmen und eine Waggislarve über den Kopf stülpen zu können. «Hey hoi, gäll du kännsch mi nööd.»