Das AKW Mühleberg wird 2019 vom Netz genommen. Urs Gasche, Verwaltungsratspräsident der Bernischen Kraftwerke BKW, erklärt im Interview, wieso das der richtige Zeitpunkt ist – und was danach an Regenerationsarbeiten ansteht.
Das Berner Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) soll nur noch bis 2019 laufen. Und bis 2035 dürfte es abgebaut und weggeräumt sein. Das hat die Bernische Kraftwerke AG (BKW) beschlossen – und jetzt bekannt gegeben. Gründe für das Lichterlöschen sei in erster Linie die schwindende Rentabilität. Mit dem Abschalten stehen allerdings Abbauarbeiten an, die vorraussichtlich bis Mitte der 2030er Jahre andauern werden.
Herr Gasche, warum stellt Ihre BKW das Berner Atomkraftwerk Mühleberg nun ausgerechnet 2019 ab?
Wir nähern uns ja so oder so der endgültigen Laufzeit des KKW Mühleberg. Wir hatten ja eigentlich das Jahr 2022 anvisiert. Das wäre mit dannzumal 50 Jahren Laufzeit für das Kernkraftwerk aus unserer Sicht eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen. Es wurde dann aber eine Optimierungsfrage aus Sicherheits- und aus Rentabilitätsüberlegungen. Und dies brachte uns schliesslich auf 2019. Ein wichtiger Grund für diesen Entscheid war auch die sogenannte Nachbetriebsphase.
Worum geht es da?
Diese Phase beginnt unmittelbar nach dem abschalten des Werks. Und sie endet dann, wenn alle nuklearen Elemente abgebaut und abtransportiert sind. Das ist sehr teuer. Es bedingt eine sorgfältige Planung. Unsere Fachleute haben festgestellt, dass das bis 2017 nur schlecht möglich wäre. Mit 2019 hingegen können wie die Nachbetriebsphase optimal planen. Und auch die Sofortmassnahmen in der Sicherheit können wir bis dann amortisieren. Darum ist 2019 der optimale Zeitpunkt.
Aber es ist früher, als Sie wollten.
Gut, es ist drei Jahre früher. Aber in der über 40 Jahre langen Geschichte des KKW Mühleberg kommt es auf diese drei Jahre dann auch nicht mehr an.
Mit Mühleberg fallen jährlich 3 Terrawatt Strom weg. Wie wollen Sie das ersetzen?
Wir sind überzeugt, dass die Schweiz das langfristig schaffen kann. Aber kurzfristig werden wir ausländischen Strom importieren müssen. Die 5 Prozent des Schweizer Strombedarfs, die Mühleberg liefert, werden bei den heute geltenden, politischen Bedingungen erst über einen längeren Zeitraum durch inländische Produktion ersetzt werden können. Etwa auch durch Photovoltaik, die sich gut entwickelt.
Und Gaskraftwerke, wie sie Bundesrätin Leuthard als Überganslösung genannt hat?
Mit dieser offiziellen Zwischenlösung habe ich mehr Mühe. Vor allem wegen dem CO2. Aber auch wegen der Gasversorgung. Import sehe ich eher als Lösung.
Sie werden ab 2019 tausende von Tonnen teils verstrahltes Material aus Mühleberg abtransportieren und entsorgen müssen. Was kostet das?
Ob es Tausende von Tonnen sind, kann ich nicht sagen. Fest steht, dass da teils verstrahltes Material anfallen wird. Was der Abbau des KKW genau kosten wird, steht auch nicht genau fest. Sicher aber geht es um mehrere hundert Millionen. Die Mittel dafür sind jedoch bei der BKW und im Stilllegungsfonds vorhanden.
Gemäss Standortbewilligung müssen Sie nach dem Abbau des AKW an der Aare wieder eine grüne Wiese machen. Wann werden dort wieder Kühe weiden?
Wir rechnen nach heutiger Planung, dass die Abbauarbeiten Mitte der Dreissigerjahre abgeschlossen sein werden.