205-Meter-Turm ist das grösste Projekt von Roche, aber nicht die grösste Investition

Die Roche will in den nächsten zehn Jahren 3 Milliarden Franken in den Standort Basel investieren. Im Wettsteinquartier soll ein Campus entstehen. Die Projekte in der Übersicht.

Noch ist der Rocheturm nicht fertiggestellt, schon kündigt das Pharmaunternehmen an, ein noch höheres Gebäude bauen zu wollen. (Bild: Herzog & de Meuron)

Die Roche will in den nächsten zehn Jahren 3 Milliarden Franken in den Standort Basel investieren. Im Wettsteinquartier soll ein Campus entstehen. Die Projekte in der Übersicht.


Die Roche hat ein Video erstellt, das die Arealentwicklung im Zeitverlauf zeigt.

Der Bau 1 war noch nicht fertig, als die Roche im Oktober 2014 einen noch höheren Turm – Bau 2 – ankündigte. Nun hat der Grosse Rat den Bebauungsplan abgenickt. Das neue Bürogebäude kann also mit seinen 205 Meter und 1700 Arbeitsplätze kommen. Der voraussichtliche Bezugstermin liegt im Jahr 2021. 

Dieser Artikel ist am 22. Oktober 2014 erschienen, da er nichts an Aktualität verloren hat, haben wir den Einstieg angepasst und empfehlen ihn gerne nochmals zur Lektüre.

Der Bau 2 wird die sichtbarste Veränderung auf dem Roche-Areal sein, stellt aber dennoch nicht die grösste Investition dar. Insgesamt will die Roche in den nächsten zehn Jahren drei Milliarden Franken in den Standort Basel investieren. Für neue Gebäude, modernere Infrastruktur und Renovationen. Unter anderem stehen folgende Projekte an:

  • Forschungs- und Entwicklungszentrum. Dort wo sich heute der Bau 74 befindet, sollen bis 2022 vier unterschiedlich hohe Gebäude (16m, 28m, 72m und 132m) zu stehen kommen. Darin finden knapp 2000 Forscher Platz. Baubeginn: 2017, Kostenpunkt: 1,2 Milliarden Franken.
  • Forschungsgebäude für Tierversuche («in vivo»). An der Wettsteinallee entsteht ein «modernes, innovatives» Forschungsgebäude für Tierhaltung. Baubeginn: Anfang 2016, Kostenpunkt: 230 Millionen Franken.
  • Bürohochhaus «Bau 2». Auf 50 Geschossen sollen ca. 1700 Büroarbeitsplätze entstehen. Der Turm wird sich optisch am bestehenden Bau 1 («Rocheturm») orientieren. Noch steht jedoch nicht fest, ob er auch von Herzog & de Meuron gebaut wird. Er wird vis-à-vis, auf der anderen Seite der Grenzacherstrasse zu stehen kommen. Baubeginn: noch unklar, Machbarkeit wird derzeit geprüft, Kostenpunkt: 550 Millionen Franken.
  • Büro- und Servicegebäude Nord. Zwei veraltete Gebäude im Nordwesten des Areals werden abgerissen. An der gleichen Stelle sollen vier Gebäude für Servicefunktionen (Feuerwehr, Medizinischer Dienst, Fitnessstudio, Fahrradparkplätze, etc.) entstehen. Baubeginn: ab 2015, Kostenpunkt: 350 Millionen Franken.
  • Logistikgebäude. Ein bestehendes Gebäude wird aufgestockt, modernisiert und die Energieeffizienz verbessert. Unter anderem entsteht dort ein automatisiertes Hochregallager. Baubeginn: Ende 2014, Kostenpunkt: 75 Millionen Franken.
  • Konzernleitungsgebäude. Der Bau 21 aus den 1930er-Jahren wird generalsaniert. Dies soll «schonend» geschehen, um die architektonisch wertvolle Bausubstanz zu erhalten. Baubeginn: 2016, Kostenpunkt: 85 Millionen Franken.

Auch wenn die Arealentwicklung zusammen mit dem Architekturbüro Herzog & de Meuron erstellt wurde, sei es nicht die Idee, dass diese auch sämtliche Gebäude bauen sollen, sagt Standortleiter Jürg Erismann: «Aber die gestalterischen Vorgaben sind definiert, wir wollen den klaren, nüchternen Baustil beibehalten.»

Öffnung Richtung Rhein

Das Ziel der Rieseninvestition sei, möglichst viele Arbeitsplätze an einem Ort zusammenzuführen, erklärt Roche-CEO Severin Schwan. «Diese Projekte wurden nötig, weil die Roche in den letzten Jahren sehr erfolgreich war und ein grosses Personalwachstum verzeichnen konnte.» Ausserdem ergebe sich dadurch die Möglichkeit, planerische und bauliche Fehler der Vergangenheit zu beheben. Schwan spielt damit auf die beiden Bürogebäude im Nordwesten des Areals an. «Die dortigen Arbeitsplätze sind unattraktiv und die Gebäude sind regelrechte Energieschleudern.» 

Ob die Öffnung Richtung Rhein rein optischer Natur bleiben oder auch öffentlich zugänglich wird, kann die Roche noch nicht sagen.

Als Folge der regen Bautätigkeit können diverse ältere Gebäude zurückgebaut werden. So etwa der riegelartige Bau entlang der Rheinpromenade zwischen Schaffhauserrheinweg und Solitude. «Durch die Verdichtung entstehen neue Freiräume im südlichen Teil des Areals», sagt Standortleiter Erismann. Ob die Öffnung Richtung Rhein rein optischer Natur bleiben wird, oder ob die frei werdenden Flächen auch öffentlich zugänglich sein werden, kann Erismann noch nicht sagen. «Dafür sind die Pläne noch nicht konkret genug.» Der Rückbau der besagten Gebäude steht ganz am Ende der zehnjährigen Investitionsperiode, erfolgt also frühestens 2024.

Der Grosse Rat hat das letzte Wort

Ob die Roche alle diese Gebäude tatsächlich bauen darf, hängt jedoch vom Grossen Rat ab. Denn für die Bauten nördlich der Grenzacherstrasse (Forschungszentrum und Bau 2) ist ein neuer Bebauungsplan nötig. Dieser soll Anfang 2015 eingereicht werden. CEO Schwan ist zuversichtlich, dass der Plan durchkommt. «Wir stehen in engem Austausch mit Regierung und Behörden. Die Rückmeldungen sind durchwegs positiv, auch aus dem Parlament.»

Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Investitionspläne durch die Roche, verkündete die Regierung, diese Entwicklung zu begrüssen. Als grösste Herausforderung bezeichnete der Regierungsrat indessen die städtebauliche Integration der Arealentwicklung. Ausserdem sei ein besonderes Augenmerk darauf zu richten, dass das höhere Verkehrsaufkommen stadt- und quartierverträglich bewältigt werden könne. Ins gleiche Horn bliesen die Grünen, die ausserdem auf eine ökologische Verträglichkeit der Arealentwicklung pochten. Die CVP wiederum lobte das Bekenntnis zum Standort und zum öffentlichen Verkehr (Medienmitteilung auf der Rückseite).

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Empfehlung zum Thema: Die Bildstrecke – Der Turm «Bau1» zu Basel aus unterschiedlichen Blickwinkeln



Noch ist der Rocheturm nicht fertiggestellt, schon kündigt das Pharmaunternehmen an, ein noch höheres Gebäude bauen zu wollen.

Noch ist der Rocheturm nicht fertiggestellt, schon kündigt das Pharmaunternehmen an, ein noch höheres Gebäude bauen zu wollen. (Bild: Herzog & de Meuron)



Das Projekt vom Margerethen-Hügel aus betrachtet...

Das Projekt vom Margerethen-Hügel aus betrachtet… (Bild: /Visualisierung, Roche)



...und der Wettsteinbrücke.

…und der Wettsteinbrücke. (Bild: /Visualisierung, Roche)



Etwas weniger ästhetisch dafür authentisch verwackelt: das Holzmodell des Projekts.

Etwas weniger aesthetisch dafuer authentisch verwackelt: das Holzmodell des Projekts.




«Wir wollen unseren Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld bieten», sagt der stolze Roche-CEO Severin Schwan. (Bild: Matthias Oppliger)

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