Das Bürgerspital Basel begeht sein 750-Jahre-Jubiläum und blickt auf eine wandlungsreiche Geschichte.
750 Jahre sind eine lange Zeit. Während einer solchen Zeitspanne kann sich vieles verändern. Das trifft auch für das Bürgerspital Basel zu, das gegenwärtig sein 750-Jahre-Jubiläum feiert – am Samstag etwa mit einem Fest auf dem «Barfi».
Hier neben der Barfüsserkirche baute man einst das Spitalgebäude, das am Anfang der Bürgerspital-Geschichte steht. Urkundlich erwähnt wird das «neue Spital» erstmals im Jahr 1265 in einem Testament; das Spital muss zu jenem Zeitpunkt bereits genutzt worden sein. Die Armen- und Krankenfürsorge und damit auch die Leitung der Spitäler lagen damals weitgehend in den Händen der Kirche. Entsprechend nannte man das «neue Spital» auch nach der Spitalkapelle Heilig-Geist-Spital.
Das Heilig-Geist-Spital wird «weltlich»
Die Reformation von 1529 brachte für das Heilig-Geist-Spital eine markante Änderung mit sich, ging doch die Aufsicht über die Spitalverwaltung an die weltlichen Ratsherren über. Auch waren durch die Reformation die Klöster aufgehoben worden; darauf wurde das Spital mit den Gebäuden des Barfüsserklosters vereint.
Auf der Jubiläums-Website «750 Jahre» werden Ausgestaltung und Aufgaben des Spitals zu jener Zeit folgendermassen umschrieben:
«Nun unterschied man das vordere Spital an der heutigen Freien Strasse und das hintere Spital oder das Almosen in den ehemaligen Klostergebäuden. Im vorderen Spital befand sich das Krankenhaus, das Pfrundhaus für Betagte sowie das Versorgungshaus für gebrechliche und unheilbare Insassen, die Gebäranstalt, die Abteilung für Waisen- und Findelkinder sowie der Betsal. Im hinteren Spital wohnten der Almosenschaffner und der Spitalpfarrer. Im Hauptteil, dem Almosen, waren so genannte ‹Irre und Fallsüchtige, Chronischkranke, Blödsinnige, Trunksüchtige, Vaganten› untergebracht. In den Schlafräumen wurden sie nach Geschlechtern getrennt. Im Hof konnten sich alle Insassen gemeinsam aufhalten.»
Der Markgräfler Hof wird zum Spital
Angesichts derart vielfältiger Aufgaben erstaunt es nicht, dass das Bürgerspital Anfang des 19. Jahrhunderts grosse Platznot hatte. Ein Umbau des Markgräflerhofs schaffte zunächst Linderung; andere bauliche Massnahmen sollten folgen.
Die Eröffnung des Klinikums 1 am Ende des Zweiten Weltkriegs symbolisierte den Aufbruch ins moderne Medizinzeitalter, und an der Stelle des abgerissenen Versorgungshauses wurde ein Spitalgarten angelegt. In den 1970er-Jahren schliesslich musste am Petersgraben das Männer- und Frauenkrankenhaus dem Klinikum 2 weichen.
Abtretung an die Bürgergemeinde
Anders als etwa der Münsterschatz wurden das Basler Bürgerspital und seine Güter nach der Kantonstrennung von 1833 nicht zwischen den beiden Halbkantonen aufgeteilt; die Institution blieb seinerzeit als Ganzes der Stadt erhalten.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte für das Bürgerspital zwei bedeutende Neuerungen. Zum einen schloss es 1865 mit der Universität einen Klinikvertrag. Und zum andern wurde es in einem Ausscheidungsvertrag 1876 der Bürgergemeinde – und nicht etwa dem Kanton – zugewiesen. Man darf darin ein Zeichen des Stolzes der Basler Bürger auf ihr Spital sehen.
Auftrag neu definiert
Die Anforderungen des 20. Jahrhunderts machten nicht nur den Bau neuer Spitalgebäude nötig, sondern erforderten auch die Neuorganisation des Spitalwesens: 1973 trat das Bürgerspital die Akutkliniken – das heutige Universitätsspital – an den Kanton ab. Zugleich wurde auch sein Auftrag neu definiert. Dieser besteht seither in der Betreuung von betagten Menschen, der Begleitung und beruflichen Integration von Menschen mit einer Behinderung und medizinischer Rehabilitation.
Fest auf dem «Barfi»
Diesen Samstag nun feierte das Bürgerspital auf dem Barfi mit der Bevölkerung sein 750-Jahre-Jubiläum – nur wenige Schritte von dem Ort entfernt, wo seine Geschichte einst ihren Anfang nahm. Auf dem Festprogramm standen neben Live-Talks A-cappella-Gesang mit The Glue, Basler Trommelkunst mit Stickstoff, akrobatische Einlagen des Jugend Circus Basilisk sowie eine humorvolle Reise durch 750 Jahre Bürgerspital mit Salomé Jantz und David Bröckelmann. Den Schlusspunkt setzte ein Auftritt von Anna Rossinelli.