Abraham plant den fünften Streich

Im Eliterennen am Basler Stadtlauf (Samstag, 21 Uhr) strebt Tadesse Abraham den fünften Sieg in Serie an. Dafür hat sich der Neo-Schweizer gezielt vorbereitet – ohne allerdings die grossen Zusammenhänge zu vergessen.

Abraham Tadesse gewinnt zum vierten Mal den Basler Stadtlauf, am Samstag, 29. November 2014, anlaesslich des 32. Basler Stadtlaufes durch die weihnachtlich beleuchtete Basler Innenstadt. Total haben sich dieses Jahr ueber 9000 Laeufer am Basler Stadtlauf angemeldet. (PHOTOPRESS/Patrick Straub)

(Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Im Eliterennen am Basler Stadtlauf (Samstag, 21 Uhr) strebt Tadesse Abraham den fünften Sieg in Serie an. Dafür hat sich der Neo-Schweizer gezielt vorbereitet – ohne allerdings die grossen Zusammenhänge zu vergessen.

Am Fan-Event in Uster wurde Tadesse Abraham letzten Sonntag warm empfangen: Ein wahres Feuerwerk habe er am Vorabend gezündet. Die bildliche Formulierung war gerechtfertigt. Der 33-Jährige hatte bei der «Corrida Bulloise» alle hinter sich gelassen, die Kenianer, die Äthiopier, die Ostereuropäer, die Schweizer Elite.

Mit einem eindrücklichen Steigerungslauf und einer bestechenden Schlussrunde sicherte er sich den Triumph. Nach acht Kilometern wurde er mit einer Zeit von 23,03 Minuten gestoppt – eine neue persönliche Bestmarke auf dem Parcours durch das Greyerzer Städtchen. «Jetzt weiss ich, wozu ich fähig bin, ich habe den Wettkampftest bestanden», strahlte er.

In Bulle hat Abraham nach 2008 und 2011 zum dritten Mal gewonnen. In Basel präsentiert sich seine Erfolgsserie noch eindrücklicher: Hier steht sein Name seit 2011 ununterbrochen zuoberst im Klassement der Elitekategorie. Der Sieg letztes Jahr war insofern besonders, als er sich als erster Schweizer Tagessieger seit Pierre Delèze vor 21 Jahren feiern lassen durfte. Denn erst im Juni 2014, vor 18 Monaten also, hat der Eritreer den Schweizer Pass erhalten. «Das hat mich zu einer Identifikationsfigur werden lassen, jetzt kennen mich die Laufsportfans zunehmend als Schweizer», sagte Abraham.



Teilnehmer des Basler Stadtlaufs auf dem Weg in Richtung Rheingasse.

Kaum dunkelt es ein, gehört die Strasse den Läufern: Teilnehmer des Basler Stadtlaufs auf dem Weg in Richtung Rheingasse. (Bild: Keystone)

Geschichte schreiben

Der angestrebte fünfte Sieg am Samstag, 28. November, würde seiner ausserordentlichen Konstanz die Krone aufsetzen. Abraham würde gleichziehen mit Rekordsieger Pierre Delèze. Der Walliser gewann von 1983 bis 1987 die ersten fünf Austragungen des Stadtlaufs.

Diese Serie will Abraham egalisieren. Darin sieht er eine zusätzliche Motivation. Die Perspektive treibt ihn an. Sie nährt seine Ambitionen. Auch deshalb misst er den lukrativen Stadtläufen in diesem Jahr besonders grossen Stellenwert bei.

Nach dem enttäuschenden Marathon bei der Weltmeisterschaft in Peking (19. Rang) regenerierte er und begann mit einem gezielten Aufbau zum Jahresende hin. Nicht zuletzt monetäre Überlegungen spielten in dieser Planung eine Rolle. Einen ansehnlichen Teil seiner Einkünfte verdient er mit Preisgeldern. Darum zog er von Mitte Oktober bis Mitte November nochmals in ein Höhentraining in Äthiopien, wo er sich einer Gruppe hochkarätiger Marathonläufer aus dem Läuferland anschliessen konnte. Da brachte er sich in eine Form, wie er sie in dieser Jahreszeit noch kaum je verspürt hatte. Und diese möchte er nun zur Geltung bringen. Zumal er den Lauf in Basel besonders schätzt, wegen der einzigartigen Stimmung, des selektiven Parcours’, der Stimmungswechsel zwischen still und ganz laut und wegen der weihnächtlich geschmückten Innenstadt.

Nach Bulle und Basel werden die Course de l’Escalade in Genf und die Course Titzé de Noël in Sion die Jahresendserie abschliessen. Bereits Anfang Januar verreist Abraham wieder nach Äthiopien: wieder zum Laufen, wieder mit Rio im Hinterkopf. «Das Jahr 2016 wird auf Olympia in Brasilien ausgerichtet sein», sagt er. Auf dass er am Zuckerhut keine Enttäuschung zu verarbeiten hat wie im vergangenen Sommer in Peking, hat er am Fanclub-Event eine symbolische Stütze erhalten: eine Brasilien-Flagge mit persönlichen Glückwünschen derjenigen, die an ihn glauben.

Doppel wird schwierig

In Basel war Abraham letztes Jahr nicht alleiniger Schweizer Sieger. Auch bei den Frauen setzte sich mit Fabienne Schlumpf eine Einheimische durch. Auf den doppelten Schweizer Erfolg hatte man zuvor ebenfalls 21 Jahre lang warten müssen. Eine Fortsetzung wird dieses Traumszenario zumindest mit denselben Protagonisten nicht finden. Schlumpf verzichtet kurzfristig auf den ursprünglich geplanten Start. Sie bereitet die Cross-Europameisterschaft von Mitte Dezember in Frankreich vor.

Eine Kandidatin für die Rolle der einheimischen Siegläuferin ist Martina Strähl. Die aktuelle Berglauf-Langdistanz-Weltmeisterin überzeugte zuletzt mit einem starken Berlin Marathon (2:36:58) und einem vierten Rang in Bulle. Um einen Podestrang zu erzielen, hat sie allerdings namhaften Konkurrentinnen Paroli zu bieten: Bulle-Siegerin Helen Bekele (Äthiopien) sowie Jane Muia (Kenia) und Aster Bacha (Kanada), die beide schon in Basel gewonnen haben, Muia nicht weniger als fünf Mal. Noch kaum zu so viel Speed finden wird die neue Schweizer Marathon-Rekordhalterin Maja Neuenschwander (2:26:49). In Bulle wurde sie lediglich fünftbeste Schweizerin.

Die Elite-Rennen sorgen für das finale Schlussfeuerwerk des Basler Stadtlaufs mit dem Frauenstart um 21.10 (5,9 Kilometer, 2 ½ Runden) und dem Männerstart um 21.13 Uhr (7,55 km, 3 ½ Runden).

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Basler Stadtlauf, Samstag, 28. November ab 17 Uhr, Start: Münsterplatz, Ziel: Marktplatz

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