Was ist lustig? Was darf Satire? Slampoeten, Kabarettisten und Schnitzelbänggler leisten Aufklärung.
Was darf Satire? «Alles», meinte Kurt Tucholsky. Damit könnten wir diesen Text eigentlich elegant beenden.
Tun wir aber nicht. Denn erstens wird der Übervater des spitzen Humors seit bald hundert Jahren beharrlich missverstanden. Zuletzt etwa in der gequälten Humordebatte über die «Tschinggen»-Witze des Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät oder Birgit Steineggers «Negerinnen»-Sketch am Schweizer Farbfernsehen. Beide machten sich auf Kosten Schwächerer lustig, statt den Mächtigen auf die Pelle zu rücken, wie es Tucholsky forderte.
Sind solche Witze rassistisch? Vielleicht. Lustig sind sie sicher nicht.
Zweitens ist ab Montag Fasnacht. Während den «drey scheenschte Dääg» darf in Basel hemmungslos gelästert, gehöhnt und gespottet werden. Dürfen endlich wieder Dinge gesagt werden, die der Anstand an den übrigen 362 Tagen verbietet – oder die sofort per parlamentarischer Interpellation medienwirksam verurteilt würden.
Die Mehrheit, das wären die Frauen. Was finden eigentlich sie lustig?
Was also ist lustig? Und was darf Satire? Vor dieser Fasnacht wollten wir es genau wissen und befragten drei renommierte Schnitzelbänggler unterschiedlichster politischer Couleur und verschiedenen Alters: den Slampoeten Micha de Roo (36), SVP-Grossrat und BaZ-Verwaltungsrat Karl Schweizer (59) sowie den Rechtsanwalt und FDP-Politiker Andreas Faller (47). Humor sei «demokratisch», befand die Männerrunde unerwartet einmütig. Gut und lustig sei, was die Mehrheit goutiere, Schwoobe- und Ziircher-Sprüche hin oder her.
Die Mehrheit, das wären die Frauen. Was finden eigentlich sie lustig? Anet Corti, eine der wenigen Kabarettistinnen in der männerdominierten Szene, erörtert ihre hohen Ansprüche an gute Satire, die nicht bloss billige Klischees bedient – und was Männer- von Frauenhumor unterscheidet. Doch lesen Sie selbst. Und mischen Sie mit in unserer Debatte. Comedy-Provokateur Andreas Thiel und Satiriker Gabriel Vetter streiten eine Woche lang über die Frage: «Zerstört die politische Korrektheit den Humor?» Das kann ja heiter werden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 07.03.14