Samuel Althof ruft dazu auf, die Koran-Bücher von Lies!-Aktivisten einzusammeln. Was der Leiter einer Fachstelle für Extremismus mit den Büchern machen will, weiss er noch nicht.
Privatpersonen sollen verdeckt und «ganz freundlich» auf der Strasse Koran-Bücher und Mohammed-Biografien der Aktion Lies! einsammeln, schreibt Samuel Althof, der eine Fachstelle für Extremismus und Gewaltprävention führt, in einer Medienmitteilung.
Die Aktion sei «legal und einfach, jeder kann mitmachen». Sie richte sich nicht gegen Muslime oder gegen den Koran, betont Althof. Sondern dagegen, dass Personen über die Verteilaktionen der Lies!-Gruppe zugeführt und damit in ein radikales Umfeld gelotst würden. «Der Koran wird hier wie eine Waffe eingesetzt. Wir sammeln nur die Munition ein.»
In Deutschland wurde die Verteilaktion Lies! vor einigen Wochen verboten. In der Schweiz ist sie erlaubt, stösst aber immer wieder auf Kritik.
«Nüchtern bleiben»
Dass die Lies!-Verteiler mit der Einsammel-Aktion in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und dadurch möglicherweise weiter radikalisiert werden könnten, ist für Althof «Unsinn». Denn diese Personen würden sich bereits in einem «ideologisch abgeschlossenen Gedankengebäude» befinden und seien deshalb meist nicht mehr zugänglich.
Thomas Kessler, Stadtentwickler und Leiter der Radikalisierungs-Task-Force des Kantons Basel-Stadt, will Althofs Aktion nicht näher kommentieren. Er sagt: «Wir machen weiterhin unseren Job und zählen auf das Vertrauen der Leute.» In Basel stelle er generell ein hohes Mass an Vernunft und Sorgfalt im Umgang mit religiösen Gruppen fest.
Auch deshalb findet es Kessler unnötig, sich bei Verteilaktionen einzumischen. Die Leute, die religiöse Schriften verteilten, wollten sich medial inszenieren. Für Kessler gilt: «Nüchtern bleiben.»
Koran-Bücher mit Respekt «beerdigen»
Althof ruft dazu auf, die Bücher, die in Schweizer Städten eingesammelt werden, an ihn weiterzugeben. Was dann mit den Büchern geschieht, weiss er «im Detail noch nicht». Er verspricht: «Kein Koran wird entweiht. Kein Koran wird vernichtet oder verbrannt.» Die Bücher sollen mit «grossem Respekt behandelt» werden.
Eine mögliche Lösung sieht Althof darin, die Bücher zu «beerdigen». Das sei im Judentum die Regel, wenn eine Tora-Rolle nicht mehr benutzt werden könne. Eine solche Lösung komme jedoch nur dann zum Zug, «wenn die Sachverständigen damit einverstanden sind.»