Zur Fasnachts-Blaggedde 2013 ist schon alles gesagt. Trotzdem war die heutige Vorstellung im Basler Volkshaus reich besucht – aus gutem Grund.
Gut, die Spannung war raus. Die Blaggedde 2013, im weiteren Verlauf des Textes Plakette genannt, hatte ihren Weg bereits ans grelle Licht der Öffentlichkeit bereits gefunden. Drei Tage vor dem Geburtstermin tauchte die Plakette auf der Website der Fasnacht auf. Wer hinter dem Geheimnisverrat steckt, der in Basel mit zehn Jahren Arabi-Marsch bestraft wird, liess sich nun eruieren.
Comité-Obmann Christoph Bürgin, hauptberuflich Gerichtspräsident (sic!), hatte erst Hacker am Werk vermutet. Wie die Ermittlungen der Sonderabteilung der Basler Staatsanwaltschaft gegen schwere Verbrechen im Umgang mit lokalen Brauchtümern zeigten, steckten aber eher nicht die CIA, die Israeli oder gar die Zürcher dahinter. Bürgin räumte an der Vorstellung der Plakette ein, dass wohl ein einfacher Handhabungsfehler des Comité-Webmasters gepaart mit der intrinsischen Boshaftigkeit von Google die Sturzgeburt ausgelöst habe. Das deckt sich mit Recherchen der TagesWoche.
Gleichwohl die Patina des Anlasses ab war, da die News fehlte, erfreute sich die Pressekonferenz im Volkshaus grosser Beliebtheit. Woran lags? Für Basler Journalisten gibt es zwei Pflichttermine, das Hirschessen im Tierpark Lange Erlen und eben die Vernissage der Plakette. Beides aus demselben Grund: Es gibt etwas gratis.
Die ganze Zunft vor Ort
Zweieinhalb Seiten stark war im Volkshaus die Anwesenheitsliste. Jedes Blatt im Umkreis von 50 Kilometern, jedes Radio, jeder freischaffende Journalist, auch Medienbüro genannt, war vor Ort. Darunter waren gut gereifte Fasnachtsberichterstattungskoryphäen wie Willi Erzberger. Aber auch weniger namhafte Kollegen, so ein Herr Weber, der sein Brot laut Präsenzliste als «Puplizist» erwirbt. Natürlich fehlten auch die Grossen der Zunft nicht. BaZ-Reporter Markus Vogt packte die Digi-Cam, Baujahr Jahrtausendwende, aus und blitzte den Protagonisten das Lächeln aus dem Gesicht. Seitdem die Zeitung die eigenen Fotografen weggespart hat, darf man bei der BaZ definitiv nicht mehr von Schreiberlingen reden.
Sie alle erhielten neben der Aufklärung des Hacker-Skandals und einer Darbietung des Comité-Dialektdichtungsbeauftragten Alexander Sarasin vor allem etwas geboten: Sie durften sich eine Plakette, im weiteren Verlauf des Textes Mitbringsel für Journalisten genannt, einstecken. Und zwar eine goldene, die im Einzelverkauf 45 Franken kostet.
Alexander Sarasin und Kurt Walter geben ein Ständchen
Das Mitbringsel für Journalisten ist auch deshalb so begehrt, weil es allein schon die eigene Anwesenheit honoriert. Es ist der gerechte Lohn für eine Arbeit, die nicht geleistet wurde.
PS: Auch ich habe selbstverständlich ein Mitbringsel für Journalisten eingesackt. Ich werde auch keinerlei Anstalten machen, es einem guten Zweck zukommen zu lassen oder sonstwie rauszurücken. Es sei denn, irgendjemand will das gute Stück. Gesuche bitte als Kommentar eingeben.
PPS: Vereinzelt waren Beschwerden wegen der Bewirtung zu vernehmen. Zu den sandigen Aufback-Gipfeli hätte sich ein spritziger Weisswein gut gesellt. Wer Journalisten für sich gewinnen will, sollte wissen: keine Pressekonferenz zu früh, um nicht mit einem billigen Tropfen besiegelt zu werden.