Basel richtet sich für den Final der Europa League her – und wir beantworten die drängendsten Fragen zum Spektakel. Wie viel kostet der Plausch? Gibt es eine Fanzone? Und vor allem: Kann ich am Finaltag noch in die Badi?
Die beste Nachricht zum Final der Europa League in Basel vorneweg: Baudirektor Hans-Peter Wessels hat den Siegerpokal schadenfrei von Nyon nach Basel gebracht. Dort ist der 15 Kilogramm schwere Kübel bis zum Final am 18. Mai im Historischen Museum zur öffentlichen Begutachtung vitriniert.
Alle weiteren Fakten zum ersten europäischen Fussballfinal in Basel seit 32 Jahren:
Wo treffen sich die Fans?
In der Stadt werden drei Fanzonen eingerichtet. Für die Anhänger der einen Finalmannschaft wird der Barfüsserplatz hergerichtet, die andere Team-Fanzone befindet sich auf dem Claraplatz. Eine neutrale Fanzone wird es auf dem Münsterplatz geben. Vom Barfi und Claraplatz aus starten am Finaltag die beiden Fanmärsche ins Stadion.
Gibt es noch Karten?
In den freien Verkauf werden 10’000 Tickets gelangen. Das behauptete Peter Howald, Leiter des Basler Sportamts. Tatsächlich sind alle freien Tickets längst weg, der Verkauf endete am 21. März. Die beiden Mannschaften erhalten je 9000 Tickets zur Vergabe an ihre Fans. Der Rest geht an Sponsoren, an die Uefa und weitere Würdenträger.
Wer spielt?
Das steht erst am 5. Mai fest. In den beiden Halbfinals stehen sich der FC Liverpool und Villareal gegenüber sowie Vorjahressieger und Baselbezwinger FC Sevilla und Schachtar Donezk.
Was kostet der Spass?
Alleine die Sicherheitskosten belaufen sich laut Angaben der Kantonspolizei auf 1 bis 2 Millionen Franken. Verantwortlich für die hohen Kosten sollen nicht die Fangruppen sein, die voneinander getrennt werden müssen – sondern die «verschärfte Sicherheitslage in ganz Europa aufgrund der Terroranschläge». Die Kosten trägt vollumfänglich der Kanton Basel-Stadt.
Weitere 300’000 Franken gibt das Standortmarketing aus, die Mittel werden dem Swisslos-Topf entnommen. Damit soll ein Werbefilm gedreht, ein Inserat im EasyJet-Magazin gebucht, übergrosse Fussballballone angeschafft und ein paar Paletten Basler Läckerli als Give-Aways gekauft werden. Dazu organisiert das Standortmarketing ein Galadinner für Gäste der Uefa («Celebration Party»).
Streicht die Uefa die ganzen Gewinne ein?
Fast. Basel erhält von der Uefa ein Mini-Fussballfeld im Wert von 100’000 Franken spendiert. Ein Standort dafür wurde auch schon gefunden: Es ist die unlängst aufgewertete Liesbergermatte im Gundeli.
Fährt mein Bus noch?
Ja. Es sei denn, Sie fahren mit der 36, 37 oder 47. Diese fahren ab Dienstagabend, 17. Mai, 22 Uhr, nur bis an die Grenze der weitläufigen Sperrzone um das Stadion. Die Sperrung wird am Donnerstagmorgen, 6 Uhr, wieder aufgehoben. Auch die Tramlinie 14 ist den ganzen Tag durch unterbrochen.
Gesperrt sind folgende Strassen:
- die Zeughausstrasse ab Karl Barth-Platz bis St. Jakobs-Strasse
- die St. Jakobs-Strasse ab Zeughausstrasse bis zur Birsbrücke
- die Brüglingerstrasse ab Dreispitz, die Gellertstrasse ab St. Alban-Ring und die Birsstrasse ab Stadionstrasse (jeweils in Fahrtrichtung St. Jakob)
- in Muttenz die St. Jakobs-Strasse ab Schanzweg in Richtung Birsbrücke
- der Autobahnanschluss St. Jakob zur und von der H18
- der Autobahnanschluss St. Jakob zur und von der A2
Kann ich am Finaltag in die Badi im St. Jakob?
Nein.
Worin besteht der Mehrwert für die Stadt?
Der Gegenwert für Organisation und Sicherheitskosten ist laut Sabine Horvath, Leiterin des Standortmarketings, «unbezahlbar». 900 Journalisten werden in Basel erwartet und 190 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Damit werde die Marke Basel in die Welt hinausgetragen. Handfest sind die 5500 zusätzlichen Übernachtungen, mit denen Horvath für den Final kalkuliert.
Wie nachhaltig der Eindruck ist, der eine Gastgeber-Stadt bei Fans und Zuschauern hinterlässt, klärt vielleicht folgende Frage: Wo fand denn der letzte Europa-League-Final statt? Die Antwort googeln Sie bitte selber.
Finalspiele in Basel – da war doch was?
Basel als Schauplatz eines europäischen Endspiels ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Das war einmal anders, als zwischen 1969 und 1984 gleich vier Mal an einem Abend im Mai im St.-Jakob-Stadion der Sieger im Cupsieger-Wettbewerb ermittelt wurde.
Vor allem in Bratislava ist mit dem Namen Basel ein geschichtsträchtiger Moment verbunden: Der 3:2-Erfolg von Slovan Bratislava am 21. Mai 1969 über den FC Barcelona ist der einzige Europacup-Triumph für die kleine Fussball-Nation, die damals noch in der Tschechoslowakei eingebunden war.
Nur 19’000 Zuschauer wollten damals dieses Endspiel sehen, gar nur 13’000 waren es sechs Jahre später, als Dynamo Kiew in einem reinen Ostblock-Final in Basel das traditionsreiche Ferencvaros Budapest 3:0 besiegte.
1979 erlebte das mit 58’000 Zuschauern vollbesetzte Joggeli den wohl aufwühlendsten Final, das 4:3 des FC Barcelona gegen Fortuna Düsseldorf nach Verlängerung. An jenem vorsommerlichen Maiabend herrschte Volksfeststimmung in der von Spaniern überfluteten Stadt.
Eine Atmosphäre, der 1984 das ebenfalls ausverkaufte Endspiel Juventus Turin gegen den FC Porto (2:1) nicht in vielem nachstand. 1999 wurde der Cupsieger-Wettbewerb abgeschafft, und Basel musste 32 Jahre lang warten, um wieder zum Handkuss durch die Uefa zu kommen.
Kann Basel den möglichen Andrang der Fans bewältigen?
Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist nicht davon überzeugt: Er hat erst die Fans von Liverpool zur Reise geladen, kurz danach ruderte er zurück: «Basel ist schön, aber nicht bereit für uns», sagte Klopp an einer Medienkonferenz. Er bat ausdrücklich darum, dass lediglich Fans mit einem Ticket für das Endspiel nach Basel reisen sollten: «Alles andere würde Chaos bedeuten.»
Anderer Meinung ist logischerweise Peter Howald, Leiter der Abteilung Sport und des Sportamtes des Erziehungsdepartements Basel-Stadt: «Wir denken», sagte Howald gegenüber der «bz Basel», «dass wir gerüstet sind.» Wie viele Fans tatsächlich kommen, bleibt wohl bis zum Spielttag offen. Die Hoffnung, dass Basel dem Andrang gewachsen ist, begründet Howald mit der Euro 2008 in der Schweiz: «Wir hatten damals weit über 100’000 Holländer hier.»
Sicher ist: Einen Schlafplatz finden Fans nicht ohne Mühe, die 7000 Betten in Basel sind alle ausgebucht.
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Update: Die letzte Frage wurde ergänzt.