Allschwil kürzt Tagesmüttern den Lohn

Nach dem finanziellen Fiasko der Tagesheime in Allschwil hat die Gemeinde die Buchhaltung der Tagesmütter übernommen – und kürzt erst mal die Löhne.

Tagesmütter sollen in Allschwil weniger verdienen: Die Gemeinde will bis zu einem Drittel weniger Lohn bezahlen. 

(Bild: Nils Fisch)

Nach dem finanziellen Fiasko der Tagesheime in Allschwil hat die Gemeinde die Buchhaltung der Tagesmütter übernommen – und kürzt erst mal die Löhne.

Tanja Brigger* erhielt am Freitagmorgen unangenehme Post. In ihrem Briefkasten lag ein neuer Vertrag als Tagesmutter, den sie umgehend unterschreiben und an die Gemeinde Allschwil retournierten sollte. Der Haken: Neu verdient Brigger 6 Franken pro Stunde und Kind statt wie bisher 9,50 Franken.

Die Stiftung Tagesheime Allschwil hat ihr im Dezember gekündigt. Es war die Reaktion auf finanzielle Verfehlungen zwischen der Stiftung und der Gemeinde. Die Gemeinde steht in Verdacht, der Stiftung über Jahre zu viel bezahlt zu haben. Die Geschäftsprüfungskommission des Einwohnerrats prüft derzeit die Vorwürfe.

Die Gemeinde hat mittlerweilen die Betreuung der Tagesfamilien, also auch der Tagesmütter übernommen und organisiert neu die Bezahlung und Vermittlung der Tagesmütter. Als erster Schritt hat die Gemeinde nun die Löhne für Tagesmütter gekürzt.

Die Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli erklärt: «Nachdem wir die Situation mit derjenigen in anderen Kantonen verglichen haben, sind wir zum Schluss gekommen, dass es eine Kürzung der Löhne verträgt.» Die Gemeinde sei in einer finanziell angespannten Situation, auch die Löhne in der Verwaltung müssten um ein Prozent gekürzt werden. «In diesem Kontext ist es richtig, dass wir auch bei den Tagesmüttern einsparen.»

«Bedingungen besser als vorher»

Die Tagesmütter arbeiten flexibel und erhalten einen Stundenlohn, abhängig davon, wie viele Kinder sie betreuen. Es kann vorkommen, dass Brigger ein sechsmonatiges Baby und zwei Dreijährige betreut. Eine Tagesmutter darf maximal fünf Kinder auf einmal betreuen, mehr als ein Neugeborenes auf einmal ist jedoch kaum möglich.

Claudia Baumgartner, die über 20 Jahre als Vermittlerin von Tagesmüttern in Allschwil arbeitete, sagt, von den etwa 30 Tagesmüttern in der Gemeinde sei keine mit einem 100-Prozent-Pensum über 4000 Franken im Monat gekommen. Wenn nun die Netto-Stundenansätze um etwa ein Drittel gekürzt würden, komme das einer massiven Lohnkürzung gleich.

Die Tagesmütter erhalten zusätzlich zum Stundenlohn Feiertagsentschädigungen, Essensgutschriften und einen 13. Monatslohn. Neu sind sie auch an eine Pensionskasse angeschlossen und unfallversichert. Gemeindepräsidentin Nüssli sagt: «Unter dem Strich sind die Bedingungen deshalb besser als vorher.»

Gründung eines Vereins geplant

Im Vergleich mit anderen Kantonen liege Allschwil «mit dem neuen Tarif noch gut im Schnitt», so Nicole Nüssli. In Basel-Stadt erhält eine Tagesmutter netto 6,33 Franken pro Stunde und Kind. Für die Betreuung eines Kindes unter 19 Monaten erhält sie 9,40 Franken.

In Allschwil gibt es einen Einheitssatz. Diesen habe man gewählt, da «der Aufwand für die Abrechnung höher» sei, wenn man zwei Tarife habe, erklärt Nüssli.

Baumgartner, die über Jahre für die Erhöhung der Tarifsätze in Allschwil kämpfte, sagt: «Ich glaube kaum, dass die Tagesmütter, die ich kenne, Lust haben, unter diesen Bedingungen für die Gemeinde zu arbeiten.»

Sie erwägt deshalb, für diese Tagesmütter einen Verein zu gründen, über den sie faire Löhne zahlen könne. Wie sie dies finanzieren soll und wie die Subventionen von der Gemeinde dabei zu verrechnen wären, muss sie noch abklären. Fest steht, sie will etwas für Brigger und die anderen Tagesmütter in Allschwil tun.

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* Name geändert. 

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