Basel-Stadt nimmt flächendeckend dreidimensionale Bilder des Strassenraums auf. Die Panoramabilder sollen die Arbeit der Dienststellen erleichtern. Die Aufnahmen dürfen aus Datenschutzgründen nur verwaltungsintern verwendet werden.
Ein Mitarbeiter des Baudepartementes und ein Mitarbeiter der Abteilung Messen und Märkte im Präsidialdepartement vereinbaren eine Begehung auf dem Marktplatz, um eine Umplatzierung eines Standes während einer Baustelle zu besprechen.
Sie treffen sich, schauen die Situation vor Ort an, fotografieren, vermessen und gehen anschliessend wieder in ihre Büros zurück, wo sie die aufgenommenen Daten in ihre Systeme eingeben und Protokolle und Mails verfassen. Geschätzter Zeitaufwand: Zwei mal zwei Stunden.
Wie ein Google-Auto, nur präziser
Das ist bald Vergangenheit. Künftig werden die Sachbearbeiter nur noch miteinander telefonieren, parallel an ihren Rechnern im städtischen Streetview herumzoomen, den Sachverhalt am Bildschirm messen und klären können. So wird die Verwaltung jährlich tausende Stunden von Sitzungen und Begehungen sparen.
Ob die Einsparungen auch einen Negativeffekt auf die Gesundheit der ins Büro verbannten Mitarbeiter haben wird, ist noch nicht abzusehen. Sicher ist: Ein spezielles Messfahrzeug wird 460 Kilometer Strasse im Kanton abfahren und mit Stereo- und Panoramakameras den Strassenraum aufnehmen.
Auf den Bildern sind Strassen, Markierungen, Signalisationen, Bäume und Fassaden zu sehen. Aus den 3D-Bildern lassen sich in Zukunft zum Beispiel Distanzen und Flächen ausmessen. Begehungen vor Ort werden damit unnötig.
Die Bilder sind eine visuelle Ergänzung zu bestehenden Grundlagen. Die Ersterfassung habe Pilotcharakter, sagt Simon Rolli, Leiter des Grundbuch- und Vermessungsamtes.
Basel-Stadt ist der erste Kanton, der eine flächendeckende Befahrung mit dem Messfahrzeug durchführen wird. Andere Kantone – darunter der Kanton Aargau – nahmen bislang nur die Kantonsstrassen auf. Das Bundesamt für Strassen (Astra) liess zudem von allen Nationalstrassen dreidimensionale Bilder anfertigen.
Eine Begehung ist für die Vermessung in Zukunft nicht mehr nötig.
Die Fotos werden anonymisiert. Gesichter von Personen und Autonummern werden verwischt. Die Kosten für die Ersterfassung liegen bei 130’000 Franken, was etwa 28 Rappen pro Basler Strassenmeter entspricht. Da sich der Strassenraum laufend verändert, müssen nach wenigen Jahren neue Aufnahmen gemacht werden, sagt Rolli. Noch sei die Finanzierung nicht gesichert.
Nicht für die Öffentlichkeit
Das Streeviewen und mittlerweile in Altersheimen als Gesellschaftsspiel praktizierte Geospiel Locatestreet.com (dabei landet man irgendwo auf einem Streeviewstandort und muss möglichst schnell herausfinden, wo man sich befindet) wird keine Konkurrenz aus Basel erhalten: Aus datenschützerischen Gründen ist es nicht vorgesehen, dass diese verwaltungsinterne Dienstleistung der Öffentlichkeit zur Verwendung freigeschaltet wird. Blinde Flecken auf dem Google-Kartenwerk aus der Basler Innenstadt müssen also auch in Zukunft per pedes erkundet werden.