An der Sperrstrasse zieht Nebel auf

Ende Februar schloss die Cafébar Salon an der Sperrstrasse ihre Türen. Nun zieht neues Leben ein: Am Samstag eröffnet eine Bar namens Nebel, und bieten will sie «etwas mehr als Nüsschen».

Das Nebel-Team: Jonas Lottner (l.) und Konrad Sigl.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Ende Februar schloss die Cafébar Salon an der Sperrstrasse ihre Türen. Nun zieht neues Leben ein: Am Samstag eröffnet eine Bar namens Nebel, und bieten will sie «etwas mehr als Nüsschen».

Bauplastik verklebt die Schaufenster an der Sperrstrasse, seit der Salon Ende Februar überraschend schloss. Am Samstag lüftet sich der Schleier und dahinter erstrahlt – Nebel.


Viel Licht ist im dunkel gehaltenen Interieur der neuen Bar definitiv nicht auszumachen. Ein klarer Bruch zur gemütlichen Trinkstube davor mit Kitschfaktor und veganer Karte. Die neuen Betreiber wollen denn auch nicht an das Erfolgsrezept des Salons anknüpfen. Jonas Lottner, der für die Neueröffnung seinen Job als Informatiker schmiss, das Wirtepatent machte und seit Februar für den Nebel weibelt, mag es schlicht: «Hier soll eine Bar sein, wo man sich trifft und plaudert.» Statt fancy Cocktails setzt er lieber auf eine variantenreiche Bierkarte, und als Gruss aus der Küche verspricht er «ein bisschen mehr als nur Nüsschen».

Klingt nicht besonders enthusiastisch für den Einstieg ins Bar Business. Aber mit ihrer schnörkellosen Art veranstalteten Lottner und seine Crew bis vor vier Jahren legendäre Untergrund-Nächte im Schlachthof. Mitstreiter Konrad Sigl: «Als wir schliessen mussten, suchten wir lange vergebens nach einem legalen Club. Hatten wir einen passenden Raum gefunden, verunmöglichten Minergie- oder andere Auflagen die Realisierung. Das hätten wir nie refinanzieren können.»

Denn auch wenn die Schlachthof-Crew nun legal wirtet, wollen sie nicht einfach nur kommerziell denken. So verzichteten sie auf das Startkapital durch Fixverträge mit Brauereien oder Getränkelieferanten. Lottner: «So können wie frei entscheiden und variieren, was über den Tresen geht.» Dafür investierte das Quartett privat ein paar Tausender und vor allem viel Zeit in den Umbau.

Fumoir soll Lärm verhindern

Und wie steht es mit dem alten Partygedanken? Immerhin bot der Schlachthof im Keller ein breites kulturelles Programm von Gitarrenkonzerten zu elektronischen Parties. Lottner: «Im Nebel werden sporadisch schon auch DJs auflegen – allerdings bei Zimmerlautstärke. Man soll hier schwatzen können.» Die leidigen Lärmprobleme der Vorbetreiber durch «laute» Raucher vor dem Lokal lösen sie durch ein Fumoir. «Und bis acht Uhr abends kann man auch im Hinterhof den Feierabend geniessen.» 
Die neuen Macher setzen also nicht nur auf Reduktion und Minimalismus – sie bauen auch aus. Sigl: «Wir haben schon noch ein, zwei Pläne für die nächsten fünf Jahre. Aber das wird sich mit der Zeit entwickeln, wenn der Laden mal läuft.»

Es geht also wieder was zwischen Fass und den Lokalen ennet der Messe. Der Nebel lockt zwar weniger zur Party denn zum Bier davor oder danach. Doch manch einer verliert darin wohl die Orientierung und bleibt zur Sicherheit, wo er ist.

Nächster Artikel