Aquarium ohne Fische: Tierschützer wollen ein virtuelles Ozeanium an der Heuwaage

Das Ozeanium an der Heuwaage erhält Konkurrenz: Die Fondation Franz Weber will ein Aquarium ohne Fische bauen. Die Initianten stellten das Projekt «Vision Nemo» am Dienstagmorgen vor.

So könnte das virtuelle Multimedia-Aquarium laut Fondation Franz Weber aussehen. (Bild: Bildquelle: Still aus dem Youtube-Video der Fondation Franz Weber)

Ein virtuelles Ozeanium statt einem Echten: Die Fondation Franz Weber will ein Aquarium ohne Fische bauen – Projekt «Vision Nemo».

Statt einem Ozeanium mit lebenden Fischen will die Fondation Franz Weber lieber ihr Projekt «Vision Nemo» an der Heuwaage sehen. Einen Tag, nachdem der Zoo Basel sein Projekt des Ozeaniums vorgestellt hatte, stellte Vizepräsidentin Vera Weber an einer Medienorientierung die Idee des Gegenprojekts vor: «Mit multimedialer Animationstechnologie bringen wir die Besucher in die Tiefe der Meere.»

Das Ziel von «Vision Nemo» sei es, der zunehmend urban lebenden Bevölkerung einen Bezug zum Meeresleben zu geben, sagt Weber. Die Tierschutzorganisation findet es falsch, dafür Fische aus ihrem natürlichen Lebensraum zu entfernen und auszustellen. Weber nannte die Tierhaltung ein «Konzept des vergangenen Jahrhunderts». Für ihr Projekt budgetiert die Stiftung rund 80 Millionen Franken. Finanzieren würde sie es mit Hilfe von Gönnern und Stiftungen aus dem Raum Basel. Damit hat das Projekt eine Gemeinsamkeit mit dem geplanten Ozeanium des Zollis.

Zoohaltung ist mitverantwortlich für das Fischsterben

Weber will die Gönner dazu bewegen, ihr Geld nicht ans Ozeanium zu spenden. Dieses verursache mit dem Ausstellen von Tieren einen grossen Schaden in der Fauna und in den Korallenriffen. Bis zu 80 Prozent der gefangenen Fische sterben noch bevor sie den Zwischenhandel erreichen. Fischhaltung sei auch aus einem anderen Grund nicht nachhaltig: «Selbst wenn es die Tiere bis ins Aquarium schaffen, können sich die allerwenigsten der 1800 Korallenfisch-Arten selbst reproduzieren», sagte Meeresbiologin Monica Biondo. Aquarien behandeln Korallenfische laut Biondo wie Wegwerfware. «Wenn ein Tier stirbt, wird einfach ein neues gekauft», sagte sie.

«Basel ist der perfekte Standort für diese Weltneuheit»

Weber schliesst dennoch eine Zusammenarbeit mit dem Zoo Basel nicht aus, Gespräche gab es aber noch keine. Die Pressesprecherin des Zoo Basel, Tanja Dietrich, sagte auf Anfrage, sie könne sich nicht vorstellen, in das Projekt einzusteigen. Das hauseigene Projekt, das geplante Ozeanium, stehe bereits.

Dafür sei die Fondation Franz Weber aber schon mit anderen Standorten in Peru und Mexiko im Gespräch, Basel sei für Weber aber «der perfekte Standort für diese Weltneuheit». Sie will der Basler Bevölkerung rund ein Jahr geben, sich für das Projekt, das sie in einem aufwändigen Video präsentiert, zu begeistern. Dass diese allerdings für Webers Vision dermassen begeistert sein wird, wie Weber selbst bei der Präsentation, wäre erstaunlich. Am gleichen Ort, wie sich die Fondation Franz Weber die Vision Nemo wünscht, stimmte das Basler Stimmvolk in der Vergangenheit bereits gegen den Bau eines Multiplexkinos.

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