Asylsuchende verüben immer weniger Straftaten

Die polizeilich verfolgte Kriminalität ist in Basel leicht rückläufig. Zugenommen haben aber Gewaltdelikte. Der auffälligste Befund: Flüchtlinge werden immer seltener straffällig.

(Bild: Hans-Joerg Walter)

Die polizeilich verfolgte Kriminalität ist in Basel leicht rückläufig. Zugenommen haben aber Gewaltdelikte. Der auffälligste Befund: Flüchtlinge werden immer seltener straffällig.

Die bemerkenswerteste Veränderung in der Basler Kriminalitätsstatistik 2015 zeigt sich bei den Flüchtlingen: Trotz eines starken Anstiegs der Zahl von Asylsuchenden werden diese immer seltener straffällig. Um 20 Prozent ist die Zahl der Beschuldigten innert eines Jahres zurückgegangen. Wurden im Asylbereich 2014 noch 263 Beschuldigte registriert, waren es 2015 noch 208 – weniger als je zuvor seit dem Beginn der systematischen Erfassung 2009. 2012, während der Hochzeit des Arabischen Frühlings, waren es noch 535 Fälle. 

Beat Burkhardt, leitender Jugendstaatsanwalt, sieht die Erklärung dafür bei der Veränderung der Herkunftsländer: «Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, wollen nicht riskieren, dass eine Straftat ihren Asylprozess gefährdet.» Auch bei minderjährigen Asylsuchenden sei die Kriminalitätsrate stark gesunken.

Zugenommen haben in diesem Bereich dafür die Verstösse gegen das Ausländergesetz. Das liege daran, sagt Burkhardt, dass an der Grenze eine hohe Zahl an minderjährigen Flüchtlingen ohne gültige Papiere aufgegriffen worden sei.

Staatszugehörigkeit bei Verstössen gegen Strafgesetzbuch (StGB), Betäubungsmittelgesetz (BetmG), Ausländergesetz (AuG) und übrige Bundesgesetze.

Grosse Verschiebungen zeigen sich ansonsten in der Kriminalitätsstatistik 2015 nicht. Der in den letzten Jahren beobachtete Rückgang der Deliktzahlen hat sich 2015 leicht fortgesetzt – insofern die eingegangenen Anzeigen als Vergleichswert herangezogen werden. Die gemeldeten Verstösse gegen das Strafgesetz sanken um zwei Prozent, die Zahl der Drogendelikte blieb stabil.

Es geht weiter abwärts: Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Delikte ist auf das Niveau von vor fünf Jahren gesunken.

Hans Ammann, stellvertretender Chef der Kriminalpolizei, sagt: «Plus/minus ist alles beim Alten geblieben. Einzig den Rückgang bei den Taschendiebstählen können wir der erhöhten Polizeipräsenz zurechnen, die übrigen Veränderungen dürften zufälliger Natur sein oder zyklischen Wellenbewegungen folgen.» Taschendiebstähle sind 2015 um 12 Prozent zurückgegangen.

Konstant geblieben ist etwa die Zahl der Einbrüche. 2015 wurden 1358 Einbrüche gemeldet – 2012 waren es noch über 2000.

Deutlich zugenommen haben Delikte gegen Leib und Leben, also Gewaltverbrechen (plus 9 Prozent). Verantwortlich dafür sind aber nicht schwere Gewalttaten, sondern die Delikte Raufhandel (plus 103 Prozent, von 31 auf 63) und Angriff (plus 30  Prozent, von 105 auf 136).

Mehr leichte Gewaltdelikte als letztes Jahr. Schwere Gewaltdelikte und Gewalt gegen Beamte haben abgenommen. 

 

Kripo-Vize Hans Ammann benennt zwei Hotspots, an denen die Gewalt zugenommen habe: das Rotlichtmilieu um die Greifengasse und die Ausgehmeile von der Steinenvorstadt bis zur Heuwaage. Er stellt auch fest, dass die Intensität der Gewalt gestiegen sei: «Auseinandersetzungen werden aggressiver geführt als noch vor ein paar Jahren.»

Dauerthema in der Öffentlichkeit sind Gewalt und Drohungen gegen Beamte. Schweizweit stiegen die Zahlen im letzten Jahr um 9 Prozent. In Basel nahmen sie, anders als unlängst behauptet, jedoch ab.

Angestiegen ist 2015 in Basel die Zahl der Sexualdelikte, wobei sich dort aufgrund der hohen vermuteten Dunkelziffer nur schwer Aussagen treffen lassen. Stark zugenommen haben angezeigte Fälle von Nötigung und Belästigung.

Nötigung und Belästigung: Sexualdelikte haben um 12 Prozent zugenommen.

Schwierigkeiten scheint es im Betäubungsmittel-Dezernat zu geben. Drogenschmuggel wurde seltener aufgeklärt, sowohl bei schweren wie bei leichten Fällen. Immerhin konnten mehr schwere Fälle von Drogenhandel aufgeklärt werden als 2014 (plus 9 Prozent, von 43 auf 47). Allerdings lag diese Zahl 2011 noch fast doppelt so hoch.

Thomas Homberger, Leiter der Drogenfahnder, führt als Erklärung Probleme bei der Besetzung von Vakanzen an. Und den ausserordentlich hohen Ermittlungsaufwand, da Händlernetzwerke oft bandenmässig organisiert seien. Auch fänden etwa Heroinverkäufe kaum mehr in der Öffentlichkeit statt, sondern vermehrt in Privatwohnungen.

Der Konsum fast aller Drogen, ausser Cannabis, hat der Statistik zufolge abgenommen. Wobei die Aussagekraft der Zahlen bescheiden sei, wie Homberger anführt. Die meisten Vergehen seien von Streifenpolizisten im Rahmen zufälliger Kontrollen festgestellt worden. Seine Behörde konzentriere sich ganz auf die grossen Netzwerke.

-> Hier geht es zur detaillierten Kriminalitätsstatistik 2015 (PDF zum Download)

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