«Stimmen»: Travis spielen in Arlesheim, Massive Attack in Lörrach

Das «Stimmen»-Festival setzt 2016 auf Stars aus Grossbritannien: Massive Attack, Jamie Cullum und Travis sind die klingendsten Namen auf der Affiche. Das Festivalzentrum ist Lörrach, der Arlesheimer Domplatz wird für zwei Abende zur Open-Air-Stätte.

Massive Attack bringen ihren schön vernebelten Sound nach Lörrach. 

Das «Stimmen»-Festival setzt 2016 auf Stars aus Grossbritannien: Massive Attack, Jamie Cullum und Travis sind die klingendsten Namen auf der Affiche. Das Festivalzentrum ist Lörrach, der Arlesheimer Domplatz wird für zwei Abende zur Open-Air-Stätte.

Back to Britain! Das denkt man sich angesichts des diesjährigen «Stimmen»-Programms. Denn hatte das grösste Open-Air-Happening im Dreiland im vergangenen Jahr vorderhand mit amerikanischen Grössen gelockt – Patti Smith, Bob Dylan, Lionel Richie –, so sind es 2016 vielmehr Musiker aus England, die aufhorchen lassen. 

Allen voran Massive Attack, die Trip-Hop-Pioniere aus Bristol. Sie bringen ihre hypnotischen Beats und nachdenklichen Gesänge erstmals nach Lörrach.

Noch in bester Erinnerung ist Jamie Cullum, der Piano spielende Charmeur, der eine Brücke vom Jazz zum Pop schlägt. 2011 gab er ein denkwürdiges Konzert in Lörrach, am Tag nach dem Tod von Amy Winehouse. Man kann davon ausgehen, dass der stilsichere Entertainer das Publikum erneut in Wallung bringen wird – so wie Massive Attack mit ihren eindringlichen Bässen und schleppenden Grooves. 

Der dritte Brite, der auf dem Marktplatz zu hören sein wird, ist verglichen mit diesen Headlinern eine Stufe unbekannter: Frank Turner bringt seine «Positive Songs for Negative People» auf die Bühne. Ob er damit den Marktplatz – maximale Kapazität 5000 Besucher – füllen wird, ist eine offene Frage. Publikumswirksamer scheint auf jeden Fall der Deutschrock von Revolverheld zu sein. Programmchef Markus Muffler rechnet damit, dass ihr Konzert noch vor dem Festivalstart im Juli ausverkauft sein wird.

Diese bisher bestätigten Hauptacts täuschen nicht darüber hinweg, dass das Staraufgebot nicht ganz so hell leuchtet wie im vergangenen Jahr. Damals konnte «Stimmen» in Lörrach gleich mehrere Weltstars empfangen

Rock und Reggae in Arlesheim 

Aus Schweizer Sicht bemerkenswert und besonders erfreulich ist der Einbezug eines neuen Spielortes: Der Domplatz Arlesheim wird an zwei Abenden zum Open-Air-Terrain, mit einer Kapazität von 1800 Besuchern. Mit Travis spielt hier eine Band, die eine entsprechende Zugkraft haben dürfte, hallen ihre melancholisch gefärbten Popsongs aus der Jahrtausendwende doch noch immer wunderbar nach: Wer erinnert sich nicht an «Sing» oder an «Why does it always rain on me»?

Wenn dieser Titel aber bloss nicht Programm sein wird! «Ich hoffe sehr, dass die Sonne ein gutes Omen ist», sagte Muffler bei der Programmpräsentation. Letztes Jahr profitierte «Stimmen» von fantastischem Festivalwetter. «Das darf sich gerne wiederholen.» 

Nebst Travis tritt auch der Jamaikaner Ernest Ranglin in Arlesheim auf. Der Altmeister des Reggae ist auf Abschiedstour, mit einem Line-up, das sich sehen lassen kann. An den Drums etwa unterstützt ihn Afrobeat-Legende Tony Allen.

Arlesheim beteiligt sich an den Kosten

Die beiden Konzerte auf dem Domplatz sollen der Anfang einer fruchtbaren Zusammenarbeit sein. Das wünscht sich nicht nur Markus Muffler, sondern auch die Gemeinde. Mit Niggi Ullrichs Rücktritt entstand in der Baselbieter Kulturförderung ein Vakuum. Die «Stimmen»-Konzerte in Augusta Raurica waren gerade auch seinem Einsatz zu verdanken.

Diese Lücke will nun Arlesheim schliessen, wie Gemeinderat Lukas Stückelberger sagt. Es sei Arlesheims Ziel, den prächtigen Domplatz zu beleben. Dafür unterstützt die Gemeinde das Festival mit einem Beitrag in Höhe von 33’000 Franken. Und erfreulicherweise habe auch die Kirche ihren Segen zum Open-Air-Standort gegeben, so Stückelberger.

Weibliche Stimmen im Wenkenpark Riehen

Weniger Glück hatten die Veranstalter hingegen auf französischer Seite. Zwar hob Muffler hervor, wie einzigartig «Stimmen» durch sein trinationales Konzept sei. Doch musste er einräumen, dass das Festival 2016 lediglich mit dem Warm-up-Programm auch im Elsass haltmacht, mit jungen Singer-Songwritern in der Fondation Fernet-Branca in Saint-Louis. «Es war in diesem Jahr terminlich leider nicht möglich, in der Coupole ein Konzert zu veranstalten», bedauerte Muffler.

Wieder dabei ist dafür der Wenkenpark Riehen. In der Reithalle sind mit Alejandra Ribera (Kanada) und dem Songbirds Collective (USA) eindringliche Frauenstimmen zu hören. Und wenn wirs schon von Nordamerika haben: Auch mit Suzanne Vega kommen Fans des transatlantischen Songwritings auf ihre Kosten. 

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«Stimmen»-Festival: 12. bis 31. Juli 2016.
Das gesamte Programm: www.stimmen.com

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