Oft sind es Kleinigkeiten, die einem die Augen öffnen – wie etwa ein Verkehrsschild: Die Fusion zwischen Basel-Stadt und Baselland könnte an den Fussgängern scheitern.
Ja, Sie sehen richtig. Dieses Schild gibt es wirklich. Und: Nein, es steht nicht in einem fernen Land, sondern direkt vor den Toren Basels, der wohl fussgängerfreundlichsten Stadt der Welt. Es steht im Muttenzer Wald und bringt klar und deutlich zum Ausdruck: Fussgänger sind hier nicht erwünscht! Dieses Stück Weg ist ausschliesslich für Menschen auf Sportvelos reserviert.
Lange hatten die Mountainbiker dafür gekämpft, bis sie schliesslich erhielten, was sie wollten: einen Singletrail. Seither rasen sie dort hinunter, schrecken Pferde auf der normalen Strasse parallel zum Veloweg auf und hindern Naturfreunde auf zwei Beinen daran, genau dieses Stück Wald zu erkunden. Für Baselbieter mögen solche Verbotstafeln nichts Aussergewöhnliches sein, die Basler hingegen würden mit einem kollektiven Aufschrei darauf reagieren.
So macht eine Fusion keinen Sinn
Doch keine Bange, so weit wird es in der City nie kommen, schliesslich wird die Innenstadt im kommenden Jahr mit dem neuen Verkehrsregime noch fussgängerfreundlicher, als sie es jetzt schon ist. Und wenn auf Stadtgebiet Fussgänger (und selbstverständlich auch -innen) auf Verkehrstafeln abgebildet sein werden, dann niemals von einem roten Verbotskreis umgeben – vielmehr werden sie durch die Signalisation offiziell aufgefordert, die entsprechende Strasse doch bitte flanierend zu passieren.
Also, liebe Politiker und -innen, Hand aufs Herz: Eine Fusion der beiden Basler Halbkantone mag vielleicht wirtschaftlich Sinn machen. Doch wenn man sich nicht einmal einig ist, ob man den Fussgänger fördern oder verbieten will, ist es wohl noch viel zu früh für solche Ideen. Die Baselbieter haben das kapiert.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 13.09.13