Deutsche suchen in der Schweiz oft vergeblich nach «ihren» Produkten – doch Beharrlichkeit zahlt sich aus.
Kommt man in ein neues Land, muss man sich nicht nur mit noch fremden Mentalitäten und mindestens einer fremden Sprache (zum Beispiel drei plus Dialekt) auseinandersetzen, sondern auch mit anderen Essgewohnheiten.
Gerade viele Deutsche sind sehr verwundert ob all den kulinarischen Eigenheiten der Schweiz, haben sie sich das Land doch als eine nur geringfügig abweichende Spielart des «grossen Kantons» vorgestellt. Kartoffeln werden nicht gerieben, sondern geröstet, Reis wird mit warmen Früchten serviert, das Müsli ist schon fertig serviert, gegrillt wird auch nicht, nur grilliert.
Manche Dinge verwirren aber vor allem wegen ihres Namens: Eine Schale wird in der Tasse serviert, wer Bier möchte, bestellt eine Stange, und wer Leberwurst will, der greift zur Pastete. An solch neue Wörter kann man sich natürlich gewöhnen. Schwieriger ist es mit der Sehnsucht nach Dingen, die in der neuen Heimat nicht oder nur schwer erhältlich sind. Globalisierung hin oder her, es gibt nicht überall alles.
Hier kann sich aber Hartnäckigkeit auszahlen. Wer immer wieder fragt, bekommt irgendwann in fast jedem Restaurant eine fertig gemischte Apfelschorle serviert, anstatt auf Süssmost mit Mineral zurückgreifen zu müssen, und verlockt so auch einheimische Produzenten dazu, Schorle auf Flaschen zu ziehen und in Supermärkten und Restaurants anzubieten.
Ob das in der Schweiz «Schwöbli» genannte Weissmehlgebäck, in Deutschland als Milchbrötchen bekannt, ebenfalls auf Immigranten-Beharrlichkeit zurückzuführen oder als unterschwellige Beleidigung gemeint ist – es ähnelt in der Form einem menschlichen Gesäss –, sei dahingestellt.
Schwöbli gibt es in Bäckereien, etwa beim Sutter Begg für 90 Rappen; www.sutterbegg.ch. Apfelschorle gibt es in Supermärkten und Restaurants, zum Beispiel von Ramseier; www.ramseier.ch
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Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 13.09.13