Bau- und Bastelfreunde aufgepasst: Am Freitag eröffnet der Basler Materialmarkt und Flitter-Fundus «Offcut» neu in der Venedig-Strasse.
Auf dem Dreispitz gehts rund: Das HeK zieht um, die Hochschule für Gestaltung und Kunst hat sich einquartiert, und beim Transitlager, bei «Oslo Nord» und bei Herzog & de Meurons Luxusgut «Helsinki Dreispitz» wird tüchtig gebaut. Zu diesen Giganten gesellt sich nun noch ein kleiner feiner Nachbar: «Offcut», der Basler Materialmarkt, zieht von der Aktienmühle ins Dreispitzareal. «Wir haben angelegt und erobern die Dreispitzinsel», sagt Mitgründerin Simone Schelker, lacht und verweist auf den Rettungsring, der beim Eingang hängt.
Trotz grosser Nachbarn kann von «klein» nicht wirklich die Rede sein: 350 Quadratmeter stehen dem Materialmarkt neu zur Verfügung. Seit einigen Wochen zügelt das «Offcut»-Team nun seinen Fundus in den hinteren Winkel des Dreispitz, an die Venedigstrasse. Ein Umzug, der bereits ein grosses Opfer forderte: Herr Obermaier, das geliebte «Offcut»-Maskottchen, verlor im Trubel Teile seines Gesichtes und seinen rechten Arm. «Er ist jetzt zwar geschwächt, wird sich hier aber sicher gut erholen», meint Schelker.
Idee aus Australien
Die Idee für einen Materialmarkt hatte die gelernte Kulturmanagerin in Australien: «Da war ich einmal pro Woche im ‹Reverse Garbage› und habe mich mit Material eingedeckt.» Zurück in der Schweiz suchte sie vergeblich nach etwas Vergleichbarem und beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Vor zwei Jahren hatte Schelker dann ein Team beisammen und einen Raum für ihr Pilotprojekt: Ein Jahr lang versorgte das «Offcut»-Team in der Aktienmühle Künstler, Pädagogen und Bastelfüchse mit Material.
Die Zwischennutzung in der Aktienmühle war auf ein Jahr befristet, also musste ziemlich schnell ein neuer Standort gefunden werden. Der Dreispitz war dabei stets Nummer eins auf Schelkers Location-Wunschliste, und so war die Freude umso grösser, als ihnen der Raum an der Venedig-Strasse von der Christoph Merian Stiftung zugesprochen wurde.
«Dieses Areal ist optimal für uns. Hier gibt es Gewerbe, hier ist die Bauteilbörse, mit der wir zusammenarbeiten, und natürlich auch die HGK, deren Studenten wir gerne zu Material verhelfen.»
Vom Plexiglas bis zum ausgeblasenen Ei
Dafür suchen sie aktiv nach grösseren Firmen, die ihnen Ausschuss- und Abfallmaterial zur Verfügung stellen. Ganz weit oben stehen Leder, Plexiglas und der begehrte Molton-Stoff, mit dem viele Künstler arbeiten. Aber auch andere Textilien, Holz, Glas, Werkzeuge und Dekomaterial findet man im Materialmarkt.
«Es geht uns um den Wiederverwertungsgedanken. Viele Menschen meinen, man könne nur Kleider und Möbel wieder gebrauchen, dabei gibt es noch sehr viel mehr, was sich wiederverwerten lässt», sagt Schelker.
«Nicht nur Kleider und Möbel lassen sich wiederverwerten.»
Die Käufer können dabei aktiv zum Fundus beitragen: «Privatpersonen bringen zum Beispiel Materialspenden in einer Tüte vorbei», freut sich Schelker. Da komme so einiges an ungewöhnlichem Material zusammen, Sachen, die im Handel schwierig bis gar nicht zu finden sind.
Einmal brachte etwa eine Kundin eine grosse Kiste voller ausgeblasener Eier vorbei. «Sie hatte sie ursprünglich für ein Projekt mit Schülern vorbereitet und dann nie mehr gebraucht. Jetzt können sie jemand anderem als Bastelmaterial dienen.»
Nicht nur der Austausch von Materialien ist Schelker wichtig:«Offcut» soll auch ein Begegnungsort sein, wo Menschen verweilen und sich über Materialien und Projekte austauschen können. Am Freitag wird der erste Schritt dahin gemacht: Mit Apéro, Eröffnungsrede, Buffet, Live-Painting und Konzert (unter anderem vom grossartigen Julian Sartorius) wird der Materialmarkt feierlich in den Dreispitz aufgenommen. Der Rettungsring wird dabei sicher nicht zum Einsatz kommen müssen.
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Materialmarkt «Offcut», Venedig-Strasse 30, 4142 Münchenstein. Eröffnung: 26. September, ab 17.30 Uhr.