Auf dem harten Boden des freien Markts

Diese Ausgabe ist ein wenig wirtschaftslastig geraten, liebe Leserin, lieber Leser – und sie han­delt von den unschönen Seiten der ­freien Marktwirtschaft. Der eine Fall ­dreht sich um Bier, der andere um Uhren und Schmuck. In beiden Fällen steht der Verdacht einer Ausnützung der Marktmacht im Raum. Es sind schwere Vorwürfe. Denn auf dem freien […]

Diese Ausgabe ist ein wenig wirtschaftslastig geraten, liebe Leserin, lieber Leser – und sie han­delt von den unschönen Seiten der ­freien Marktwirtschaft. Der eine Fall ­dreht sich um Bier, der andere um Uhren und Schmuck. In beiden Fällen steht der Verdacht einer Ausnützung der Marktmacht im Raum.

Es sind schwere Vorwürfe. Denn auf dem freien Markt gehört es zum guten Ton, dass die grossen Akteure die kleinen nicht im Wett­bewerb einschränken. Bei Ver­dacht auf wettbewerbsverzerrendes Handeln greift sogar der Staat ein.
Im Basler «Bierkrieg» scheint diese Eska­­­la­tionsstufe erreicht zu sein. Im Februar hat der Wirteverband Basel-Stadt gegen die Feldschlösschen Getränke AG, die zum dänischen Carlsberg-Imperium gehört, Anzeige erstattet. Mit Erfolg, wie aus Bern zu vernehmen ist, denn die Wettbewerbshüter prüfen ernsthaft, ob eine Unter­suchung eingeleitet werden soll.

Zum Eklat gekommen ist es, nachdem Feldschlösschen Preis­erhöhun­gen von 4,4 Prozent angekündigt hatte. Eine Massnahme, unter der vor allem kleine Beizer leiden, klagt der Wirteverband, denn diese seien oft durch langjährige Verträge an die tonangebenden Bier-Multis gebunden. In unserer Titel­geschichte (ab ­Seite 6) leuchten wir diesen Streit aus. Aber wir berichten auch über die charmanten Seiten des Bierhandels und -konsums: über den Erfolg der regionalen Klein­brauer und über die Strategien und Tricks, mit welchen der populäre Gerstensaft auch bei den Frauen zum Erfolgs­getränk gemacht werden soll.

Misstöne zwischen Marktpartnern dringen auch aus dem Inneren der glamourösen ­Uhren- und Schmuck­messe Baselworld (ab ­Seite 14). Aussteller beschweren sich über zu hohe Standpreise und Auflagen, die ihre Handlungsfreiheit beeinträchtigen würden. Verärgert sind auch regionale Dienstleistungsbetriebe: Sie beklagen sich hinter vorgehaltener Hand, wie sie als «Nicht-Partner» der Baselworld vom Markt aus­geschlos­sen würden. Vorwürfe, die die Messeverantwortlichen von sich weisen. Sie passen ja auch nicht so gut in die Glitzerwelt des ­Glamours.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16.03.12

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