Auf den Spuren Adornos in Frankfurt

Frankfurt? Dazu fallen vielen nur die «Frankfurter Würstchen» ein, die anderswo «Wienerli» heissen, die imposante Hochhaus-Silhouette oder der Fussballclub «Eintracht Frankfurt». Wenige können sich darunter aber etwas vorstellen.

A boat makes its way up the River Main as it approaches the city of Frankfurt, Germany, Friday, Feb. 14, 2014. The towers in background are part of financial district of Frankfurt. (AP Photo/Michael Probst) (Bild: MICHAEL PROBST)

Frankfurt? Dazu fallen vielen nur die «Frankfurter Würstchen» ein, die anderswo «Wienerli» heissen, die imposante Hochhaus-Silhouette oder der Fussballclub «Eintracht Frankfurt». Wenige können sich darunter aber etwas vorstellen.

Eine Schule im wörtlichen Sinne war die «Frankfurter Schule» nie und deren Angehörige bekamen den Namen erst in den 60er-Jahren aufgedrückt. Begonnen hat die Sache mit der «Schule» jedoch schon in den 20er-Jahren, als der Sohn eines Getreidehändlers sein Erbe in die Gründung des «Instituts für Sozialforschung» (IfS) investierte. Dessen zweiter Direktor wurde 1931 der Philosoph Max Horkheimer (1895–1973), der für das Institut ein Programm unter dem Titel «Kritische Theorie» formulierte. Unter dieser Marke setzten sich Horkheimer und seine Mitarbeiter vom Selbstverständnis der Sozialwissenschaften ab, die sich als wertfrei verstanden.

Zu den berühmtesten Mitarbeitern des IfS gehörte neben Herbert Marcuse der Philosoph und Musiker Theodor W. Adorno. Geboren wurde er 1903 in Frankfurt, 1933 musste er ins Exil.  Der ihm seit 1995 gewidmete Platz ist 200 Meter entfernt vom IfS, das an der Senckenberganlage 26 liegt. «Anlage» ist der niedliche Name für eine öde Frankfurter Stadtautobahn.

Adornos Erbe: Eine Ampel in Frankfurt

Das im Krieg zerstörte IfS wurde 1951 wiederaufgebaut. Um vom IfS zur alten Universität und zum Adorno-«Platz» zu gelangen, muss man die «Anlage» überqueren, und das war schon 1962 lebensgefährlich. Adorno schrieb deshalb einen Leserbrief. Fast dreissig Jahre später und «nur» 18 Jahre nach seinem Tod (1969) wurde der Übergang vom IfS zur Universität mit einer Ampel gesichert, die «Adorno-Ampel» heisst.

In Frankfurt gibt es, von Parkplätzen abgesehen, keine Plätze, sondern nur Strassenkreuzungen. Der Adorno-«Platz» ist ein Rechteck, auf das sechs Strassen münden. Das Plätzchen ist mit 18 Bäumen begrünt sowie mit sechs Sitzbänken und vier Mülleimern ausgestattet. Bis vor Kurzem stand hier noch ein Kriegerdenkmal – direkt neben Adornos in einem Glaskubus wetterfest gesichertem Schreibtisch mit Metronom.



Ein Blick auf die Arbeitsstätte des intellektuellen Botschafters von Frankfurt, Theodor W. Adorno.

Ein Blick auf die Arbeitsstätte des intellektuellen Botschafters von Frankfurt, Theodor W. Adorno. (Bild: Rudolf Walther)

Dieser Adorno-«Platz» wird bald verschwinden. Adornos Name wird nämlich gebraucht für einen repräsentativeren Ort am neuen Uni-Campus «Westend». Dessen Zentrum bildet der monumentale, 250 Meter lange Bau von Hans Poelzig (1869–1936) – ab 1930 das Domizil des für Kriegsverbrechen mitverantwortlichen IG-Farben-Konzerns. Nach dem Krieg residierte dort die amerikanische Besatzungsmacht und seit 2001 ein Teil der Universität. Hier soll zukünftig an Adorno erinnert werden, während das alte Adorno-Plätzchen umgetauft und Tilly Edinger (1897–1967), der Begründerin der Paläoneurologie, gewidmet wird.

Ein «Ebbelwoi» auf Alfred Schmidt

Zurück zum IfS, Adornos Arbeitsplatz nach der Rückkehr aus dem Exil. Von hier bis zu seiner Wohnung am Kettenhofweg 123 (2. Stock) sind es nur wenige Schritte, genauso wie zur guten Stube der «Frankfurter Schule», dem Café Laumer (Bockenheimer Landstrasse 67). Lange wohnte hier um die Ecke (Myliusstrasse) der Wahlfrankfurter Jürgen Habermas.



Gedenktafel an der Wohnstätte Adornos am Kettenhofweg 123.

Gedenktafel an der Wohnstätte Adornos am Kettenhofweg 123. (Bild: Rudolf Walther)

In ein paar Minuten gelangt man vom Café Laumer zur U-Bahn-Station Bockenheimer Warte. Hier kann man im Untergeschoss grossartige Fotos der Fotografin Barbara Klemm besichtigen. Eines zeigt den Philosophen Alfred Schmidt (1931–2012) bei seiner Arbeit am Text. Er war Assistent Adornos, bevor er Professor wurde.

Schmidt gehörte zu jenen Frankfurtern, die das Hessische Traditionsgetränk «Apfelwein» («Ebbelwoi») schätzten. In einer der Apfelwein-Kultkneipen im Stadtteil Sachsenhausen lässt sich der gewöhnungsbedürftige Trunk aus Viertelgläsern für 2.50 Euro probieren. Die sortenrein gekelterten Versionen findet man nur in der gehobenen Gastronomie – in Weingläsern serviert – zu drei Euro pro Deziliter.

  • Trinken: Zu den drei Steubern, Dreieichstr. 28,  Sachsenhausen.
  • Essen: Rest. Lohninger, Schweizer Str.1, sehr gut und teuer;  preiswertere Alternative: Rest. Margarete, Braubachstr. 18-22.
  • Anschauen: Museumsufer.
  • Wohnen: Hotel Nizza, Elbestr. 10, DZ 85.- Euro.

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