Die Erleichterung und die Freude bei den Befürwortern ist gross: Mit fast 62 Prozent Ja-Stimmen sprach sich eine beachtliche Mehrheit der Basler Simmbevölkerung für das Sanierungs- und Umbauprojekt des Kasernen-Hauptbaus aus.
Der vor wenigen Tagen zurückgetretene Regierungspräsident Guy Morin strahlt übers ganze Gesicht: «Die 61,75 Prozent Ja-Stimmen nehme ich sehr gerne entgegen», sagt Morin nach der Bekanntgabe des Abstimmungsresultats zur Kasernen-Vorlage. Die Baslerinnen und Basler hätten gemerkt, dass jetzt und nicht erst in einer fernen Zukunft etwas geschehen müsse mit dem Kasernen-Hauptbau. «Ich kann dieses Kind nun beruhigt an meine Nachfolgerin übergeben, auf Elisabeth Ackermann wartet eine ganz tolle Aufgabe.»
Die Angesprochene freut sich mit Morin: «Für Guy Morin war es ein grosses Abschlussgeschenk. Ich freue mich jetzt, den Kasernenhauptbau zu einem tollen und belebten Zentrum umwandeln zu können», sagt eine zuversichtliche Ackermann.
«Kein Kompromiss, ein überzeugendes Projekt»
Die Siegerin und die Sieger auf dem Kasernenareal: Philippe Bischof von der Abteilung Kultur, sein ehemaliger Chef Guy Morin, Philipp Cueni vom Abstimmungskomitee, die neue Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann und Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels. (Bild: Dominique Spirgi)
Auch Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels trägt, wenig überraschend, ein Strahlen im Gesicht. «Viele haben im Vorfeld von einem Kompromiss gesprochen, das ist meiner Meinung nach nicht richtig», sagt er. «Die jungen Basler Architekten Focketyn und del Río haben ein architektonisch hervorragendes Projekt entworfen, das den vielen Ansprüchen an diesen Bau voll und ganz gerecht werden wird.»
Auf dem Kasernenareal strahlen die Befürworter des Projekts mit der Sonne um die Wette. «Wir haben uns stark engagiert, und es hat sich gelohnt», sagt Philipp Cueni, Präsident der Interessengemeinschaft Pro Kasernenareal. «Ich bin in erster Linie total happy über die Deutlichkeit des Resultats – sogar Riehen hat Ja gesagt.»
Intensiver Abstimmungskampf
Sehr glücklich wirkten auch die beiden Architekten Miquel del Río und Hans Focketyn. «Die letzten zwei Wochen waren intensiv, jetzt sind wir natürlich erleichtert», sagt Hans Focketyn. Er freue sich, dass jetzt nach dem Abstimmungskampf endlich die konkrete Arbeit am Projekt weitergehen könne.
Sonja Kuhn und Philippe Bischof von der Abteilung Kultur, eingerahmt von den beiden Architekten Miquel del Río und Hans Focketyn hinter dem Siegerkuchen. (Bild: Dominique Spirgi)
Auch Philippe Bischof, Leiter der Abteilung Kultur, freut sich über die Deutlichkeit des Resultats. «Jetzt kann niemand mehr sagen, dass dies ein linkes Projekt sei oder ein Sieg der Kulturschaffenden. Die grosse Ja-Mehrheit zeigt, dass es ein Projekt der ganzen Stadt ist.»
Überragende Mehrheit vor allem in der Stadt
Selbst in Riehen resultierte eine, wenn auch knappe, Ja-Mehrheit. Das wuchtige Ja ist dennoch vor allem der Bevölkerung in der Stadt zu verdanken. Hier standen 29’584 Ja- lediglich 17’187 Nein-Stimmen gegenüber. Das entspricht einer Ja-Mehrheit von über 63 Prozent. Einzig in der Gemeinde Bettingen schaute eine knappe Nein-Mehrheit heraus.
Gross ist also die Freude auf der Befürworterseite. Die Projektgegner geben sich indes nicht sonderlich geknickt. «Wir nehmen das deutliche Ja zur Kenntnis und werden jetzt ein Auge darauf haben, ob die Versprechungen auch umgesetzt werden», sagt LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein, die zusammen mit der SVP, der FDP und der BDP das Referendum ergriffen hat.
«Nicht unser wichtigstes Geschäft»
Auch wenn es die Betroffenen bestreiten, so hat man das Gefühl, dass sich die Gegner nicht mit vollem Herzblut gegen das Projekt ins Zeug gelegt hatten. «Die Kaserne ist nicht unser wichtigstes Geschäft», gibt von Falkenstein denn auch zu. «Beim Veloring geht es um mehr.»
Auch der Basler FDP-Präsident Luca Urgese gibt sich relativ gelassen. «Natürlich sind wir etwas enttäuscht, aber wir mussten mit einer Ja-Mehrheit rechnen», sagt er. «Ich wünsche jetzt, dass das Projekt zum Erfolg wird und hoffe, dass die Versprechungen, dass es selbsttragend sein wird, eingehalten werden können.»
Basel Tattoo hofft weiter auf Goodwill der Behörden
Das Basel Tattoo nimmt den Entscheid der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in einer Medienmitteilung «zur Kenntnis und akzeptiert den Volkswillen», wie die Organisatoren des Festivals schreiben. «Dank dem Bekenntnis der Behörden zum Basel Tattoo und ihrer konkreten Zusagen sind wir sehr zuversichtlich, dass das Basel Tattoo weiterhin auf dem Kasernenareal stattfinden kann», lässt sich Tattoo-Gründer und Produzent Erik Julliard zitieren.
Dies klang vor wenigen Tagen noch ganz anders. Kurz vor dem Abstimmungstermin hatte sich das Basel Tattoo noch über ein mangelndes Entgegenkommen von Seiten der Behörden beklagt und sich klar gegen das Umbauprojekt ausgesprochen. Die Worte von Tattoo-Impresario Julliard sind bei den anderen und vor allem ganzjährigen Nutzern des Areals nicht gut angekommen. «Julliard hat sich sehr unsolidarisch geäussert», sagt Uwe Heinrich vom Jungen Theater Basel. «Er wird sich etwas Mühe geben müssen, damit wir uns auch in Zukunft solidarisch werden zeigen können.»