Aufstand im Schulhaus

Ein Konflikt zwischen Lehrern und Schulleitung im Gundeli nimmt absurde Formen an.

Seit einem Jahr hängt der Haussegen im Margarethenschulhaus im Gundeli schief. (Bild: Basile Bornand)

Ein Konflikt zwischen Lehrern und Schulleitung im Gundeli nimmt absurde Formen an.

Wie böse ein Zerwürfnis in der Basler Volksschule enden kann, zeigt der Zustand im Margarethenschulhaus: Der Co-Schulleiter ist weg, zwei Heilpädagogen ebenfalls, vier Lehrpersonen flüchten auf das neue Schuljahr in ein anderes Schulhaus, und auch der Präsident des Schulrates hat genug und legt sein Amt nieder. Der Streit zwischen Lehrerschaft und Schulleitung im Primarschulhaus an der Gempenstrasse im Gundeli ist eskaliert, die Lage könnte verzwickter nicht sein.

Wie es so weit kommen konnte, weiss niemand richtig. Eine nicht unbedeutende Rolle dürfte aber das wegen der Schulharmonisierung nötige Raumkonzept spielen – in diesem Fall der Wechsel des Schulzimmers ins gegenüberliegende Gundeldingerschulhaus. Ein Konzeptvorschlag der Schulleitung wurde von den Lehrern abgelehnt. Den genauen Durchblick scheinen nur wenige Personen zu haben – und die hüllen sich in Schweigen. «Wir haben es schon schwierig genug. Wenn wir darüber reden, bekommen wir noch mehr Probleme», sagt eine Lehrperson.

Corinna Virchow schickt ihr fünfjähriges und ihr siebenjähriges Kind ins Margarethenschulhaus. Sie sagt: «Wir spüren seit etwa einem Jahr eine diffuse Verstimmungs-Situation.» Informationen der zweiköpfigen Schulleitung gab es praktisch keine. Das war vor allem für jene Eltern mühsam, die plötzlich erfahren mussten, dass der Lehrer ihrer Kinder bald in ein anderes Schulhaus wechselt.

Eltern wurden selber aktiv

Von einem solchen Lehrerwechsel ist beispielsweise die achtjährige Tochter von Inga Siegfried betroffen. In einem Brief wurde dies den Eltern knapp mitgeteilt. «Die ganze Situation ist sehr undurchsichtig für uns. So ­wissen wir im Gegensatz zu anderen Eltern anderer Schulhäuser noch nicht, ob unser Kind das Schulhaus wechseln muss, und vor allem, von wem es künftig unterrichtet wird.»

Mehrere Eltern haben der Schul­leitung geschrieben und darum gebeten, über die Lage informiert zu werden. Die Veranstaltung fand vor rund drei Wochen statt und war offensichtlich überfällig: «Zwischen 80 und 90 Eltern waren anwesend, und es stellte sich heraus, dass es eine Vielzahl von offenen Baustellen gibt», sagt Sabine Rentsch, deren achtjähriger Sohn von einem Lehrerwechsel betroffen ist. Beispielsweise sei das Harmos-Raumkonzept noch nicht fertig ausgearbeitet worden, weil man damit beschäftigt gewesen sei, den Konflikt auszutragen. Den Eltern wurde am Anlass immerhin mitgeteilt, dass der Streit inzwischen entschärft sei.

Zur Entschärfung hat wohl auch die Tatsache beigetragen, dass der­ Co-Schulhausleiter Markus Balsiger keinen anderen Ausweg mehr sah, als das Handtuch zu werfen. Ende April hatte er offiziell seinen letzten Arbeitstag. Er unterrichtet nun in einem anderen Basler Schulhaus. Balsiger will sich nicht zum Vorfall äussern. Er sagt nur, dass ihm die Sache sehr nahe gehe.

Klaus Egli, Präsident des Schul­rates des Margarethenschulhauses, bedauert den Abgang von Markus Balsiger. Aus seiner Sicht hat Balsiger, der jahrelang im Margarethenschulhaus tätig war, seinen Job «exzellent» gemacht. Der Streit war auch im Schulrat ein Dauerthema. «Ich habe nicht herausgefunden, um was es genau geht. Ich habe ­jedoch stark den ­Eindruck, dass der Konflikt mit dem Veränderungsprozess zu tun hat.» Ins Detail wolle er nicht gehen. Der Streit ist aber auch an Egli nicht spurlos vorbeigegangen. Er wird sein Schulratspräsidium bald abgeben. «Ich habe das jetzt vier Jahre lang gemacht und muss sagen, dass ich mir ein solches Amt nicht ein zweites Mal antun möchte. Es ist mühsam, wenn man auf konkrete Fragen keine Antworten bekommt.»

Externe Hilfe beigezogen

Intensiv mit dem Zwist im Marga­rethenschulhaus auseinandersetzen musste sich auch das Erziehungs­departement (ED). Dass ein Konflikt derart eskaliert, ist auch für Pierre Felder, Leiter Volksschulen, ungewöhnlich. Der Streit hänge unter anderem mit dem «seit zwei Jahren laufenden Übergang zu geleiteten Schulen und dem Harmonisierungsprozess in der Primarschule» zusammen. Zudem habe es schon mehrere Vorgeschichten gegeben. «Es ist sehr schade, dass es so weit kommen konnte. Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es halt leider auch persönliche Spannungen.»

Das ED habe alles Menschenmögliche unternommen, um den Konflikt beizulegen, sagt Felder. Gar externe, professionelle Hilfe wurde vom ED beigezogen. Eine Entspannung brachte aber offenbar erst Balsigers Abgang. Wenn diese denn von Dauer ist. Sie könne nur hoffen, dass alles wieder gut komme, sagt Inga Siegfried stellvertretend für alle Eltern.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.05.13

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